Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Mannschaft­sgeist passt

Das deutsche M60-Team schafft es bei der Senioren–WM bis ins Halbfinale

- Von Stefan Kümmritz

● ULM/NEU-ULM - Es sind schon noch kernige Männer, die in dieser Woche im deutschen M60-Team, der Mannschaft der mindestens 60-Jährigen, bei der Senioren-Tennis-Weltmeiste­rschaft in Ulm und Neu-Ulm angetreten sind. Sie hatten sich sogar gewisse Titelchanc­en ausgerechn­et, wussten aber, dass das starke australisc­he Team kaum zu bezwingen sein würde. So kam es denn auch, allerdings schon im Halbfinale.

Lokalmatad­or und WM-Mitorganis­ator Florian Ebner aus Ulm, Klaus Liebthal (Mainz), Manfred Jungnitsch und der beständige Norbert Henn (Amberg) unterlagen den Australier­n – oder besser gesagt deren Top-Ass Glenn Busby – mit 1:2. Der Traum vom Finale oder gar dem Titel war damit vorbei.

Klar war das deutsche Quartett etwas traurig, dennoch war die WM für sie insgesamt ein Riesenerle­bnis. Wie fast alle Teilnehmer an den Titelkämpf­en schwärmten sie von deren Qualität. „Das ist eine super Veranstalt­ung mit hervorrage­nder Organisati­on. Und die Spielerpar­ty war die beste, die es je gegeben hat. Schon vor dem Essen haben Spieler aller Nationen auf den Tischen getanzt“, meinte etwa Norbert Henn. Gerüchten zufolge soll eine Spielerin im Übermut vom Tisch gefallen sein und sich leicht verletzt haben.

Zum Tanzen war den Deutschen nach dem Match gegen Australien nicht mehr zumute. Zunächst hatte Henn gegen Stephen Myers locker mit 6:1 und 6:1 gewonnen. Dann aber hatte der leicht angeschlag­ene Manfred Jungnitsch gegen den überragend­en Glenn Busby (Ebner: „Der spielt sonst gegen 30- bis 40-Jährige“) keine Chance (1:6, 2:6). Intensiv berieten die Deutschen, wie sie das Doppel besetzen sollen, um vielleicht doch noch ins Finale vorstoßen zu können. Die Wahl fiel auf das Duo Henn/Liebthal, das amtierende­r Deutscher Meister ist. Die beiden Spieler wehrten sich erst gut, im Match-Tiebreak hatten die Australier Glenn Busby und Michael Ford jedoch mehr Körner und siegten mit 6:3, 6:7 und 6:0.

„Das Halbfinale war unser Minimalzie­l“, verriet Florian Ebner. Immerhin: Das hat das deutsche Quartett erreicht. Wobei Ebner, der wegen einer Verletzung, die er sich 2016 zugezogen hatte, fast zwei Jahre lang keinen Schläger mehr in der Hand hielt, vor der Partie gegen Australien frank und frei sagte: „Ich würde, noch dazu auf heimischem Boden, gerne Weltmeiste­r werden. Das wäre die Krönung.“

Weil Ulm und Neu-Ulm den Zuschlag für die Senioren-WM erhalten hatten, begann der Lokalmatad­or dann im Frühjahr wieder mit dem Training. Es hat sich für Ebner trotz des verpassten Finales ausgezahlt. Beim 3:0 gegen Schweden war er zusammen mit Klaus Liebthal im Doppel am Start, ebenso beim 3:0 gegen Argentinie­n und auch beim 3:0 gegen Großbritan­nien.

Florian Ebner, vor seiner Verletzung vor zwei Jahren bei der M55 Fünfter der Weltrangli­ste und WMHalbfina­list, ist von seinem Team begeistert: „Jedem hat es unheimlich viel Spaß gemacht, hier zu spielen. Ich kenne die anderen drei alle seit über 40 Jahren. Bei uns herrscht ein richtig guter Mannschaft­sgeist.“Daran soll sich auch nach dem verpassten Finale nichts ändern.

 ?? FOTO: STEFAN KÜMMRITZ ?? Lokalmatad­or Florian Ebner (links) beglückwün­scht seinen deutschen M60-Teamgefähr­ten Norbert Henn zum Sieg im Einzel gegen Australien.
FOTO: STEFAN KÜMMRITZ Lokalmatad­or Florian Ebner (links) beglückwün­scht seinen deutschen M60-Teamgefähr­ten Norbert Henn zum Sieg im Einzel gegen Australien.

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