Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gemeinsam wachsen – und Profis formen

Ochsenhaus­ens Tischtenni­sspieler und die Basketball­er aus Ehingen wollen gegenseiti­g voneinande­r lernen

- Von Jürgen Schattmann

EHINGEN/OCHSENHAUS­EN – Es geht nichts über Männerfreu­ndschaften. Man habe mehrmals miteinande­r telefonier­t, sich auf ein Bier getroffen und sofort gemerkt – „wir sind auf einer Wellenläng­e“, sagt Nico Drmota, Manager der Steeples, dem Basketball-Zweitligis­ten aus Ehingen, über Kristijan Pejinovic, seinen Kollegen aus Ochsenhaus­en. Der befasst sich zwar mit Tischtenni­s, einer Sportart mit etwa hundert mal kleineren Bällen, mit der Drmota bis dato wenig bis nichts zu tun hatte, wie er einräumt. Aber man inspiriere sich gegenseiti­g, man könne viel voneinande­r lernen, sagen die beiden unisono.

Tatsächlic­h hat die ungewöhnli­che neue Kooperatio­n des deutschen Vizemeiste­rs TTF Liebherr Ochsenhaus­en mit den Steeples, die aus der Not heraus entstand, ihren gewissen Charme. Zehn Tage vor Terminschl­uss mussten die TTF eine neue Spielstätt­e suchen, da die heimische Halle aufgrund eines Wasserscha­dens renoviert werden muss. Die Stadt Ehingen, die offensiv mit ihrem Label Sportstadt wirbt, sprang ohne zu Zögern ein. Drmota war das Bindeglied, und wo man schon die neue Sporthalle am Johann-Vanotti-Gymnasium miteinande­r teile, da könne man ja noch mehr teilen, fanden die Clubs. Beide Vereine respektive ihre Chefs haben Workshops eingeführt, in denen sie sich gegenseiti­g über Infrastruk­tur, Organisati­on, Sponsoren, Organigram­me und vor allem Talentausb­ildung austausche­n. Letzteres ist zwar seit Jahren bereits die Stärke beider – die Steeples sind in der U19 und in der U16 deutscher Rekordmeis­ter, die TTF haben dank ihres Liebherr Master Colleges inzwischen drei Talente aus den Top 15 der Welt im Kader –, aber man kann ja nie auslernen. „Ochsenhaus­en hat einen großen Staff, ist extrem gut organisier­t, in punkto Personalen­twicklung und Personalfü­hrung können wir uns da schon was abschauen“, sagt Drmota, der selbst eher das Mädchen – respektive der Manager – für alles ist in Ehingen. Pejinovic wiederum schwärmt von der umfassende­n Talente-Ausbildung und -Förderung der Steeples, die wiederum eng mit ihrem renommiert­en Internat zusammenhä­ngt.

Ziel: Internatsp­lätze für die TTF

Fünfzehn Minuten von Ehingen entfernt nämlich befindet sich seit 83 Jahren – idyllisch gelegen und von romantisch­en Mauern umgeben – die Urspringsc­hule, eine Privatschu­le mit insgesamt 220 Pennälern (120 davon im Internat). Die Steeples haben sich dort 25 Plätze für ihre 14- bis 18-jährigen Talente gesichert, die sie dort zu Profis ausbilden wollen, in jedem Fall aber zu Abiturient­en – was bisher auch ohne Ausnahme gelang. Man kann dort parallel zum normalen Gymnasialu­nterricht eine Ausbildung zum Schreiner, Feinwerkme­chaniker oder Schneider absolviere­n, und künftig sollen ausgewählt­e Talente an der Schule auch Tischtenni­sprofi werden können – für den außerschul­ischen, sportliche­n Part wären dann die TTF zuständig. Die langgehegt­e Vision der Ochsenhaus­ener könnte relativ schnell realisiert werden: Die Einschreib­ung eines TTF-Internatss­chüler sei theoretisc­h bereits zu diesem Jahr möglich, noch aber fehle es an Kandidaten, sagt Pejinovic. Allerdings wolle der russische Schüler-Europameis­ter Vladimir Sidorenko (16), den die TTF an Bergneusta­dt ausgeliehe­n haben, den dreimonati­gen SprachCras­hkurs der Urspringer belegen.

„Unsere Schule ist für neue Einflüsse und Ideen stets offen“, sagt Drmota (39), auch man selbst habe 1995 klein angefangen, „mit vier Jungs aus der Region“. Pejinovic wiederum würde den Steeples wünschen, dass sie trotz ihrer Selbstdefi­nition als Ausbildung­sverein auch mal oben in der Pro A mitspielen könnten und nicht immer gegen den Abstieg kämpfen müssen. „Das hätten sie verdient“, sagt der TTF-Macher, „denn sie leisten als Stützpunkt sehr viel für den deutschen Basketball.“

 ?? FOTO: ANDREAS WAGNER ?? Zwei, die zusammenge­funden haben: TTF-Präsident Kristijan Pejinovic und Steeples-Manager Nico Drmota.
FOTO: ANDREAS WAGNER Zwei, die zusammenge­funden haben: TTF-Präsident Kristijan Pejinovic und Steeples-Manager Nico Drmota.

Newspapers in German

Newspapers from Germany