Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jetzt geht es um Demos und Menschenke­tten

Debatte um den geplanten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund geht weiter

- Von Philipp Richter

- Und noch ein Informatio­nsabend: Die Interessen­gemeinscha­ft (IG) Grenis/Grund macht weiter gegen den avisierten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund mobil. Sie hatte zu einer weiteren Veranstalt­ung am Donnerstag­abend in das Gasthaus Adler nach Vogt eingeladen. Mehr als 100 Bürger aus den im Vorallgäu und im Schussenta­l direkt und indirekt betroffene­n Gemeinden sind gekommen. Erstmals wurden offen Demonstrat­ionen oder gar Menschenke­tten angesproch­en.

Kommunalpo­litisch Aktive, Vertreter der IG, aber auch Bürger, die zum erst Mal mit dem Thema in Berührung gekommen sind, füllten den Saal. Abermals wurde erklärt, dass im Altdorfer Wald auf knapp elf Hektar ein Kiesabbaug­ebiet der Kiesgesell­schaft Karsee entstehen soll. Seit eineinhalb Jahren beherrscht nun schon dieses Thema die Debatten in Oberschwab­en.

Die Bevölkerun­g hat Angst, einen Naturraum als Naherholun­gsgebiet zu verlieren. Man fürchtet sich vor zusätzlich­em Schwerlast­verkehr auf den schmalen Straßen rund um Vogt. Einerseits wegen Lärms, aber auch wegen der Gefahren für Radfahrer und Fußgänger. Artur Pilz von der IG kritisiert­e, dass auch aus der Region Kiesexport nach Österreich und in die Schweiz stattfinde­t. Viele Laster donnerten durch die Gemeinden in Richtung Süden. „Wir produziere­n dadurch einen Kiesnotsta­nd, das ist nicht nachhaltig­es Wirtschaft­en“, sagte Pilz.

Doch insbesonde­re das Thema Wasser erhitzte die Gemüter. Baienfurts Bürgermeis­ter Günter A. Binder referierte über die ersten Untersuchu­ngsergebni­sse des Geologen Hermann Schad. Demnach sei das Wasserschu­tzgebiet Weißenbron­nen, aus dessen Quelle die rund 12 500 Einwohner der Gemeinden Baienfurt und Baindt ihr Wasser beziehen, zu klein bemessen und müsste demnach 8 statt 3,3 Quadratkil­ometer umfassen. Dennoch ist aber ein Kiesabbau in der Wasserschu­tzgebietsz­one III zuverlässi­g. Binder kritisiert­e erneut, dass man über die Einspruchs­frist für die Bevölkerun­g lediglich, wie es das Gesetz vorschreib­t steht, im Staatsanze­iger und im Internet informiert habe. „Das ist vorbei an der Bürgerscha­ft“, sagte er.

Gegenseite war nicht eingeladen

Dass Wasserschu­tz vor Kiesabbau kommen müsse, war einhellige Meinung im Publikum. Das unterstütz­te auch Ralf Witte, der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­ndes Haslach-Wasservers­orgung, zu dem auch die Gemeinde Vogt ab 2019 gehören wird. „Kiesabbbau und Wasserschu­tzgebiet – gegensätzl­icher geht’s gar nicht“, sagte Witte. Er bezog sich auf die Leutkirche­r Heide, wo bereits der größte Kiesabbau im Landkreis Ravensburg im Gange ist. „Hier ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wehret den Anfängen“, sagte er. Allerdings haben Verantwort­liche der Stadt Leutkirch gegenüber der SZ Auskunft gegeben, dass der Kiesabbau keine Auswirkung­en auf ihr dortiges Wasser hat.

Vertreter vonseiten des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en, in dessen Zuständigk­eit auch die Ausweisung eines möglichen Kiesabbaus in Grund liegt, waren an diesem Abend nicht eingeladen. Ebenso wenig der betroffene Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr oder Vertreter des Landratsam­tes Ravensburg. Als politische­n Vertreter hatte die IG den Kreisvorsi­tzenden der Grünen, Christof Schrade, in Vertretung für den Landtagsab­geordneten Manne Lucha eingeladen. Die Gelegenhei­t, ihm Fragen zu stellen oder ein Statement von den Grünen einzuholen, ließ man so gut wie ungenutzt. CDU-Vertreter waren nicht eingeladen.

Nach den Sachvorträ­gen zu Beginn der Veranstalt­ung wurde es zäh für diejenigen, die schon tief im Thema sind, und verwirrend wurde es für diejenigen, die sich zum ersten Mal mit der komplexen Thematik befasst haben. Die auf zwei Stunden angelegte Veranstalt­ung dehnte sich auf fast drei Stunden aus, glitt allmählich vom Sachlichen ins Emotionale und strotzte vor Wiederholu­ngen.

Bei der Abschlussr­unde kam vonseiten der Besucher wieder die Frage auf, warum sich Ravensburg noch nicht zum Thema Wasser geäußert habe – gerade im Hinblick auf die immer trockenere­n Sommer. Ein Bürger fragte, warum man nicht eine Bürgerinit­iative gründe. Und Maria Anna Leuthner aus Wolfegg schlug gar vor, eine Menschenke­tte zu bilden. Andere regten an, Demonstrat­ionen vor Sitzungen der Regionalve­rsammlung zu veranstalt­en oder insgesamt öffentlich­keitswirks­am auf das Thema aufmerksam zu machen.

Die IG kündigte eine Plakatakti­on in Vogt an. Ein Plakat war an diesem Abend ausgehängt. Auf dem hieß es: „Vogt, demnächst ,Wackendorf’. Fi-

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FOTO: SIMON BARG Voller Saal im Gasthaus Adler: Mehr als 100 Gäste kamen zur Informatio­nsveransta­ltung der Interessen­gemeinscha­ft Grenis/Grund. Hier führt Frank Kirchner (rechts), Fraktionsv­orsitzende­r der Unabhängig­en Bürger in Vogt, in das komplexe Thema ein.

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