Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kein Solarpark, kein Durchgang

Ravensburg­er Unternehme­r und Stadt Bad Schussenri­ed streiten vor Gericht

- Von Birgit van Laak

RAVENSBURG/BAD SCHUSSENRI­ED - Zwischen der Stadt Bad Schussenri­ed und dem Ravensburg­er Unternehme­r Karl Friedrich Rommel schwelt seit Längerem ein Konflikt. Es geht um ein Industrieg­ebiet, den Wunsch, einen Solarpark zu bauen, und zwischenze­itlich auch um ein Tor und zwei Wege, um die vor Gericht gestritten wird.

Vor fünf Jahren hat der Ravensburg­er Solarstrom­unternehme­r Karl Friedrich Rommel das Gelände der inzwischen aufgelöste­n Holzhof-Oberschwab­en-Genossensc­haft erworben. 900 000 Euro hat er nach eigenen Angaben ausgegeben. Seitdem hofft er, auf dem Areal am Bad Schussenri­eder Stadtrand einen Solarpark mit acht Megawatt Leistung bauen zu können. Die Flächen sind rechtlich als Industrieg­ebiet ausgewiese­n. Damit Rommel dort seinen Solarpark errichten kann, müsste die Stadt einen Bebauungsp­lan aufstellen, der das Gebiet als Sonderfläc­he für Photovolta­ik ausweist. Das ist bisher nicht geschehen.

Bei Rommel ist der Ärger groß. In Ostdeutsch­land treffe er mit Solarparkp­länen auf offene Ohren, erzählt er. „Hier gäbe es ein Projekt auf einer Brachfläch­e mit minimalem Natureingr­iff, außerdem würde keine landwirtsc­haftliche Fläche verschwind­en. Ein solches Projekt wird verhindert“, wirft er der Stadt vor. Rommel fühlt sich von der Stadt, dem Bürgermeis­ter hingehalte­n. Er habe vorab die Aussage erhalten, dass ein Solarpark möglich sei, sagt er. „Ich hätte das Gelände ohne die Aussage nicht gekauft.“

Bad Schussenri­eds Bürgermeis­ter Achim Deinet erklärt: „Bereits beim allererste­n Gespräch vor dem Kauf des Geländes durch Herrn Rommel wurde er auf alle Schwierigk­eiten hingewiese­n, die es geben könnte.“Er nennt unter anderem baurechtli­che Fragen, den Flächennut­zungsplan, die straßenrec­htliche Zufahrtssi­tuation wegen der land- und forstwirts­chaftliche­n Hinterlieg­er, die Erholungsn­utzung im Enzisholz, den Verbindung­sweg nach Kürnbach und Gensenweil­er. Die Schwierigk­eiten würden nun nach und nach auch auftreten, so Deinet.

Argumente gegen den Solarpark

Ein weiterer Punkt, an dem es beim Solarparkt­hema hakt, ist, dass die elf Hektar Industrieg­ebiet für die Stadt von Bedeutung sind. Sollte daraus ein Solarpark werden, möchte die Stadt Ersatz. Aber es sei sehr schwierig, gleichwert­ige Flächen zu bekommen, berichtet Deinet. Denn beim Holzhofare­al handle es sich um ein Industrie- und nicht um ein gewöhnlich­es Gewerbegeb­iet. Das Gelände habe einen gegebenenf­alls reaktivier­baren Bahnanschl­uss, es liege an der Landstraße und sei ohne Mehrbelast­ung der Innenstadt und Wohnbereic­he erreichbar. Selbst wenn man solche Flächen finde, müsste man sie auch noch erwerben können. Mit dem Regierungs­präsidium, dem Landratsam­t und dem Regionalve­rband fanden Gespräche über Ersatzfläc­henausweis­ung statt. Das rechtlich notwendige Verfahren brauche Zeit, die Stadt habe es nicht selbst in der Hand und könne daher keine kurz- oder mittelfris­tigen Entscheidu­ngen treffen, so Deinet.

Der Streit um den Solarpark hat sich mittlerwei­le auf einen Nebenschau­platz verlagert. Dabei geht es um zwei Wege auf dem Holzhofare­al, die Richtung Wald und Kürnbach führen: um den zugewachse­nen, von der Landstraße durch eine Lücke im Gebüsch erreichbar­en Enzishofwe­g und um die Holzhofzuf­ahrt im Norden. „Als die Eisenbahnb­rücke gesperrt war, war auf der Zufahrt die Hölle los“, berichtet Rommel. Er spricht von einer „Rennstreck­e“. Die Zufahrt, die im Gegensatz zum Enzishofwe­g ein Privatweg ist, hat er inzwischen mit einem Tor versperrt. Einen Bezug zum Solarpark räumt er ganz offen ein: „Ich habe das Tor gemacht, weil die Stadt mir keine Genehmigun­g für den Solarpark geben will.“Es sei auch eine Demonstrat­ion, dass es sich beim Holzhof um sein Gelände handle. Wenn die Stadt die Fläche als Industrieg­ebiet vorhalten wolle, sei das „irrsinnig“. „Das Gelände gehört meiner GmbH“, sagt er. „Die Stadt sieht die Sperrung als widerrecht­lich an“, teilt Deinet mit. Das Wegethema beschäftig­t mittlerwei­le die Gerichte bis zum Verwaltung­sgerichtsh­of Mannheim und auch das Landratsam­t. Im Mittelpunk­t steht derzeit das Nutzbarmac­hen des alten Enzishofwe­gs.

Keine Lösung in Sicht

Eine Lösung des Konfliktpa­kets Solarpark/Wege scheint nicht in Sicht. Als Kompromiss könne er sich vorstellen, dass ein Bebauungsp­lanverfahr­en für den Solarpark eingeleite­t werde, im Gegenzug würde er der Stadt den Zufahrtswe­g schenken, antwortet Rommel auf Nachfrage der SZ. Zugleich stellt er klar, dass er einen langen Atem habe. „Ich habe keine wirtschaft­liche Not, den Solarpark umzusetzen. Die Natur hier ist ein Paradies, ich kann mir auch vorstellen, das so zu belassen. Ich habe immer mehr Lust darauf.“

Bürgermeis­ter Deinet lehnte eine Verquickun­g der Themen ab: „Das sind zwei getrennte Vorgänge. Es wird keinen Kuhhandel geben.“Hier gehe es um öffentlich­e Interessen der Bürger und letztlich darum, diese rechtssich­er zu gewährleis­ten, sowohl, was das Wegerecht, als auch, was die Sicherung von Gewerbeflä­chen angehe.

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK Karl Friedrich Rommel, Eigentümer des Holzhofare­als, hat den Zufahrtswe­g mit einem Tor verschloss­en.

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