Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neuer Standort für Jugendhaus gefunden
Schussenrieder Jugendliche sind von den Plänen der Verwaltung jedoch nicht begeistert
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BAD SCHUSSENRIED - Seit Jahren sucht die Stadt Bad Schussenried einen neuen Standort für den Jugendtreff, nun scheint eine Lösung gefunden. Wie Bürgermeister Achim Deinet der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte, ist geplant, das ehemalige Laborantengebäude auf dem Gelände des ZfP anzumieten. Das Gebäude mit der Adresse Klosterhof 4, das manche auch als ehemalige Schwesternschule kennen, gehört dem Land und steht leer. Einen Mietvertrag gibt es noch nicht. Doch die Gespräche mit der zuständigen Liegenschaftsverwaltung laufen.
Gleichzeitig geht es auch um die Zukunft der Volkshochschule: Deren Veranstaltungen finden derzeit dezentral statt – unter anderem im ehemaligen Annemarie-Griesinger-Hof. Dort muss die VHS aber raus, weil die Stadt dort zwei weitere Kindergartengruppen unterbringen will. Die derzeitigen Planungen sehen nun vor, sowohl den Jugendtreff als auch die VHS im Laborantengebäude unterzubringen – die Jugendlichen unten, die VHS oben.
Dieser Plan stößt auf Widerstand bei den Jugendlichen selbst, vor allem, weil ihnen dort nur ein Raum zur Verfügung stehen wird. Im jetzigen Jugendtreff gibt es Rückzugsmöglichkeiten für die unterschiedlichen Altersgruppen. „Der Raum erscheint uns einfach zu klein, außerdem liegt er abseits der Stadt“, sagt der 19-jährige Philip Haberbosch, der regelmäßig im Jugendtreff anzutreffen ist. „Ich finde es auch deshalb keine gute Idee, da sich dort auch sehr viele Rentner aufhalten, was mit Sicherheit immer wieder zu Ärger führen wird.“Ärgerlich findet er es auch, dass er und die anderen Jugendlichen bei den Planungen nicht mit einbezogen wurden. Wenn, dann hätten sie nur über ihre Betreuer immer mal wieder etwas mitbekommen. „Aber da habe ich das Gefühl, als ob die auch nicht wirklich wissen, was geplant ist“, so Philip.
Kritik: Nur ein großer Raum
Ähnlich sieht es der 18-jährige Jugendleiter Julian Schaude. Auch er bemängelt, dass es sich nur um einen großen Raum handelt. „Das Schöne jetzt ist ja, dass ich mich mit meinen Kumpels auch mal in einen der kleinen Räume zurückziehen konnte. Zudem habe ich gehört, dass dort auch die VHS mit rein soll. Wie soll das funktionieren? Wir hören gerne auch mal laute Musik oder sind auch mal, wenn wir Karten, Tischfußball oder Darts spielen, in unserer Euphorie sehr laut.“
Oliver Nessensohn, Mitarbeiter im Schussenrieder Jugendhaus, kann verstehen, dass die Jugendlichen frustriert sind. Seine Befürchtung: Fühlen die Jugendlichen sich übergangen, könnte es sein, dass sie das neue Jugendhaus ablehnen. Noch im Mai 2015 leitete Nessensohn zusammen mit Kreisjugendreferentin Gertraud Koch einen Workshop an, bei dem die teilnehmenden Jugendlichen formulieren sollten, was für eine Art neues Jugendhaus sie sich wünschen. Damals hieß es, es solle ein neues Jugendhaus nicht nur für, sondern in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen entstehen.
Kein Dialog?
Der angekündigte Dialog wurde aus Sicht der Jugendlichen jedoch nicht fortgeführt – obwohl sie sich seitdem mehrfach schriftlich deswegen an die Verwaltung wandten. In den Briefen, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegen, baten sie um weitere Gespräche und die Möglichkeit, sich aktiv im Entscheidungsprozess mit einbringen zu dürfen. Bürgermeister Achim Deinet sagt, aus seiner Sicht sei der Dialog mit den Jugendlichen nie abgebrochen. Sowohl während des Wahlkampfs als auch bei anderen Zusammentreffen mit Schülern habe er stets darauf hingewiesen, dass die Verwaltung immer noch auf der Suche nach einem neuen Standort sei. Dabei habe es in den vergangenen Monaten lediglich zwei andere Angebote gegeben. Das eine sei jedoch zu teuer, das andere aufgrund des Zustands des Gebäudes keine Option gewesen. „Uns ist klar, dass das keine ideale Lösung ist, aber es gibt einfach keine andere“, so Deinet. Und als sich die jetzige Lösung abgezeichnet habe, sei das dem Leitungsteam des Jugendhauses mitgeteilt worden.
Das Laborantengebäude habe den Vorteil, dass das Gebäude zentral in der Innenstadt liege. „Außerdem wird die Volkshochschule nicht jeden Tag alle ihre Räume nutzen. Es ist gut möglich, dass der Jugendtreff zeitweise auch Räume im Obergeschoss mit nutzen kann“, so Deinet. Mit Blick auf all die anderen Projekte, die die Stadt Schussenried in den nächsten Jahren finanziell stemmen muss, sei für einen Neubau kein Geld da – und es gebe auch keine hierfür geeignete Fläche. Die nun gefundene Lösung sei nicht ideal, aber im Moment eben tatsächlich die einzige.