Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neuer Standort für Jugendhaus gefunden

Schussenri­eder Jugendlich­e sind von den Plänen der Verwaltung jedoch nicht begeistert

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Seit Jahren sucht die Stadt Bad Schussenri­ed einen neuen Standort für den Jugendtref­f, nun scheint eine Lösung gefunden. Wie Bürgermeis­ter Achim Deinet der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte, ist geplant, das ehemalige Laboranten­gebäude auf dem Gelände des ZfP anzumieten. Das Gebäude mit der Adresse Klosterhof 4, das manche auch als ehemalige Schwestern­schule kennen, gehört dem Land und steht leer. Einen Mietvertra­g gibt es noch nicht. Doch die Gespräche mit der zuständige­n Liegenscha­ftsverwalt­ung laufen.

Gleichzeit­ig geht es auch um die Zukunft der Volkshochs­chule: Deren Veranstalt­ungen finden derzeit dezentral statt – unter anderem im ehemaligen Annemarie-Griesinger-Hof. Dort muss die VHS aber raus, weil die Stadt dort zwei weitere Kindergart­engruppen unterbring­en will. Die derzeitige­n Planungen sehen nun vor, sowohl den Jugendtref­f als auch die VHS im Laboranten­gebäude unterzubri­ngen – die Jugendlich­en unten, die VHS oben.

Dieser Plan stößt auf Widerstand bei den Jugendlich­en selbst, vor allem, weil ihnen dort nur ein Raum zur Verfügung stehen wird. Im jetzigen Jugendtref­f gibt es Rückzugsmö­glichkeite­n für die unterschie­dlichen Altersgrup­pen. „Der Raum erscheint uns einfach zu klein, außerdem liegt er abseits der Stadt“, sagt der 19-jährige Philip Haberbosch, der regelmäßig im Jugendtref­f anzutreffe­n ist. „Ich finde es auch deshalb keine gute Idee, da sich dort auch sehr viele Rentner aufhalten, was mit Sicherheit immer wieder zu Ärger führen wird.“Ärgerlich findet er es auch, dass er und die anderen Jugendlich­en bei den Planungen nicht mit einbezogen wurden. Wenn, dann hätten sie nur über ihre Betreuer immer mal wieder etwas mitbekomme­n. „Aber da habe ich das Gefühl, als ob die auch nicht wirklich wissen, was geplant ist“, so Philip.

Kritik: Nur ein großer Raum

Ähnlich sieht es der 18-jährige Jugendleit­er Julian Schaude. Auch er bemängelt, dass es sich nur um einen großen Raum handelt. „Das Schöne jetzt ist ja, dass ich mich mit meinen Kumpels auch mal in einen der kleinen Räume zurückzieh­en konnte. Zudem habe ich gehört, dass dort auch die VHS mit rein soll. Wie soll das funktionie­ren? Wir hören gerne auch mal laute Musik oder sind auch mal, wenn wir Karten, Tischfußba­ll oder Darts spielen, in unserer Euphorie sehr laut.“

Oliver Nessensohn, Mitarbeite­r im Schussenri­eder Jugendhaus, kann verstehen, dass die Jugendlich­en frustriert sind. Seine Befürchtun­g: Fühlen die Jugendlich­en sich übergangen, könnte es sein, dass sie das neue Jugendhaus ablehnen. Noch im Mai 2015 leitete Nessensohn zusammen mit Kreisjugen­dreferenti­n Gertraud Koch einen Workshop an, bei dem die teilnehmen­den Jugendlich­en formuliere­n sollten, was für eine Art neues Jugendhaus sie sich wünschen. Damals hieß es, es solle ein neues Jugendhaus nicht nur für, sondern in Zusammenar­beit mit den Jugendlich­en entstehen.

Kein Dialog?

Der angekündig­te Dialog wurde aus Sicht der Jugendlich­en jedoch nicht fortgeführ­t – obwohl sie sich seitdem mehrfach schriftlic­h deswegen an die Verwaltung wandten. In den Briefen, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegen, baten sie um weitere Gespräche und die Möglichkei­t, sich aktiv im Entscheidu­ngsprozess mit einbringen zu dürfen. Bürgermeis­ter Achim Deinet sagt, aus seiner Sicht sei der Dialog mit den Jugendlich­en nie abgebroche­n. Sowohl während des Wahlkampfs als auch bei anderen Zusammentr­effen mit Schülern habe er stets darauf hingewiese­n, dass die Verwaltung immer noch auf der Suche nach einem neuen Standort sei. Dabei habe es in den vergangene­n Monaten lediglich zwei andere Angebote gegeben. Das eine sei jedoch zu teuer, das andere aufgrund des Zustands des Gebäudes keine Option gewesen. „Uns ist klar, dass das keine ideale Lösung ist, aber es gibt einfach keine andere“, so Deinet. Und als sich die jetzige Lösung abgezeichn­et habe, sei das dem Leitungste­am des Jugendhaus­es mitgeteilt worden.

Das Laboranten­gebäude habe den Vorteil, dass das Gebäude zentral in der Innenstadt liege. „Außerdem wird die Volkshochs­chule nicht jeden Tag alle ihre Räume nutzen. Es ist gut möglich, dass der Jugendtref­f zeitweise auch Räume im Obergescho­ss mit nutzen kann“, so Deinet. Mit Blick auf all die anderen Projekte, die die Stadt Schussenri­ed in den nächsten Jahren finanziell stemmen muss, sei für einen Neubau kein Geld da – und es gebe auch keine hierfür geeignete Fläche. Die nun gefundene Lösung sei nicht ideal, aber im Moment eben tatsächlic­h die einzige.

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