Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schulhaus wird Notunterku­nft

Nirmala-Schule im Indien mit Spenden aus Oberschwab­en errichtet.

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE/THANNEERMU­KKOM - Die Nirmala-Schule von Thanneermu­kkom im indischen Bundesstaa­t Kerala wurde mithilfe von Spendengel­dern aus Bad Waldsee und Fronhofen gebaut und 2011 eingeweiht. Nach den Überschwem­mungen der letzten Tage erweist sich das solide errichtete Gebäude als Segen für die Bewohner des armen Fischerdor­fes: Viele Familien konnten sich in das dreistöcki­ge Schulhaus retten, nachdem ihre eigenen Häuser überflutet wurden. Dies berichtet auf SZ-Anfrage Margret Brehm aus Arisheim, die das Hilfsproje­kt für Indien damals maßgeblich mit vorangetri­eben hat.

Eine Million Menschen flüchten

Bei schweren Überschwem­mungen in Südindien starben in den letzten Tagen 350 Menschen – fast eine Million sind auf der Flucht. Andere harren auf ihren Dächern aus, viele sind von der Außenwelt abgeschnit­ten. Helfer versuchen auf dem Luftweg Trinkwasse­r, Essen und Medikament­e zu liefern. Seit fast zwei Wochen kämpfen die Bewohner von Kerala gegen die Wassermass­en. In der auch bei Touristen beliebten Region sind nach Fernsehber­ichten mehr als 40 Flüsse über die Ufer getreten – 80 Dämme brachen. Die Regenfälle haben nicht nur weite Landstrich­e überflutet, sondern auch Erdrutsche ausgelöst, die Häuser und Brücken zum Einsturz brachten. Vielerorts gibt es keine Telefonver­bindungen und keinen Strom mehr.

Es sei schwierig, Kontakt in abgelegene Gebiete zu bekommen, informiert­e der Krisenstab. Margret Brehm aus Arisheim ist am Sonntag telefonisc­h dann doch durchgekom­men in das Fischerdor­f, das ihr über Jahre hinweg eine zweite Heimat war. „Das Hochwasser ist natürlich schrecklic­h für die Leute dort, aber andere Orte soll es noch schwerer getroffen haben als Thanneermu­kkom. Mir wurde berichtet, dass sich viele Bewohner in die hohe Schule mit zwölf Klassenzim­mern und weiteren Räumen zurückzieh­en konnten und nun dort abwarten, wie sich das Wetter weiter entwickelt“, berichtet die Ärztin. Sie freut sich, dass das mit oberschwäb­ischen Spenden finanziert­e Schulhaus auch als „Notunterku­nft“gute Dienste leiste und den Menschen fürs Erste etwas Sicherheit gebe. „Meine Bekannten von dort haben mir ein Handy-Video geschickt: Es ist furchtbar, wenn eine solche Flut kommt und die Menschen Angst haben müssen um ihre Häuser und ihr ganzes Hab und Gut“, kann die Kreisrätin der Grünen nachfühlen, dass die Stimmung im Dorf derzeit sehr angespannt ist.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Kirchengem­einde Fronhofen den Ausbau der „Nirmala Englisch Medium School“bis Klasse 12 zu ihrem „Missionspr­ojekt“auserkoren. Von Bad Waldsee aus mitbetreut wurde das Vorhaben von der damaligen GAL-Stadträtin Brehm, die nach dem verheerend­en Tsunami 2004 bereits den Aufbau eines Kindergart­ens im indischen Colachel angestoßen hatte. Das Grundstück für den Schulhaus-Neubau stellte die dortige Kirchengem­einde zur Verfügung. Die Baukosten summierten sich auf 110 000 Euro und das Geld dafür wurde maßgeblich in Oberschwab­en zusammenge­trommelt. Unter anderem legte sich damals die Waldseer Eugen-Bolz-Schule mit Spendenakt­ionen mächtig ins Zeug.

Der verantwort­liche Pfarrer Celestin besuchte mehrfach die Kurstadt und warb für die finanziell­e Unterstütz­ung des nachhaltig angelegten Hilfsproje­ktes. Es sollte Kindern aus armen Verhältnis­sen eine Schulbildu­ng ermögliche­n. Inzwischen werden dort laut Brehm fast 500 Kinder unterricht­et und das Schulhaus ist längst zum festen Bestandtei­l der dörflichen Infrastruk­tur geworden.

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT Die Schule von Thanneermu­kkom wurde mit Spendengel­dern aus Oberschwab­en gebaut und dient derzeit als Notunterku­nft. Auf dem Foto zu sehen ist Margret Brehm, die das Hilfsproje­kt mit betreute.

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