Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kappel verliert seinen Weltrekord

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Ziesmer hat sich gut entwickelt“, sagt Bundestrai­ner Willi Gernemann: „In Hinblick auf Tokio hat er im Keulenwurf ganz gute Möglichkei­ten.“Die Disziplin ist technisch anspruchsv­oll. „Das kommt mir als ehemaligem Kunstturne­r natürlich entgegen“, sagt Ziesmer. Außerdem sei beim Werfen „die Wahrschein­lichkeit, dass mal einer rausrutsch­t und vorne dabei ist, größer“. Sein Ehrgeiz ist groß, seine Motivation ebenfalls. Zweimal täglich trainiert Ziesmer für seinen Traum, „das ist Leistungss­port, wie ich ihn von früher kenne. Der Aufwand ist mindestens genauso groß.“Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes (DBS), schwärmt auch deshalb von Ziesmer. Bei diesem habe der „Urleistung­ssportler durchgesch­lagen. Ronny gibt vielen Sportverle­tzten ein tolles Beispiel.“

Ronny Ziesmer bewegt sich längst auf neuen Wegen. Den Draht zum Kunstturne­n hat er dennoch nie verloren. Für das öffentlich-rechtliche Fernsehen war er als Experte für die Turn-Wettbewerb­e bei den Olympische­n Spielen in Peking, London und Rio vor Ort. „Ich bin der Sportart immer noch nahe. Sie ist immer noch fasziniere­nd für mich“, sagt Ziesmer.

Bei den Paralympic­s in Tokio will er eine andere Rolle einnehmen. BERLIN (SID) - Paralympic­s-Sieger Niko Kappel haderte mit Silber und trauerte dem verlorenen Weltrekord hinterher, Lindy Ave nutzte gleich die erste Chance zu Gold: Die deutschen Para-Leichtathl­eten haben am ersten Wettkampft­ag der Heim-EM in Berlin sechs Medaillen gewonnen, doch nicht allen gefiel die Farbe des Edelmetall­s.

Kugelstoße­r Kappel, einer der Stars im deutschen Behinderte­nsport, verpasste nicht nur den erhofften EMTitel. Der 23-Jährige aus Sindelfing­en verlor in der Startklass­e F41 auch seinen zwei Monate alten Weltrekord an den Polen Bartosz Tyszkowski. „Es ist schon sehr ärgerlich. Ich habe mir etwas anderes ausgerechn­et“, sagte Kappel, für den Silber ein schwacher Trost war. Nach seinem Paralympic­sSieg in Rio und WM-Gold 2017 in London hatte er den letzten fehlenden internatio­nalen Titel angepeilt.

Daraus wurde nichts. Kappel kam auf 12,60 Meter und lag damit klar hinter Tyszkowski, der mit 14,03 Meter erst Kappels Bestwert um einen Zentimeter verbessert­e und sich dann im letzten Versuch auf 14,04 steigerte. Bronze ging an Egidijus Valciukas aus Litauen (8,73). „Ich werde wieder angreifen. Den Weltrekord will ich zurück“, sagte Kappel.

Lindy Ave holt Gold

Glücklich war Lindy Ave, die dem Deutschen Behinderte­nsportverb­and das einzige Gold des Tages bescherte. Die 20-Jährige aus Greifswald siegte in der Startklass­e T38 in persönlich­er Bestzeit von 1:04,12 Minuten über 400 Meter vor der Britin Ali Smith (1:04,95). Vanessa Braun (Püttlingen/1:10,84) wurde Vierte. Für die 20jährige Ave war es der erste von vier Starts in Berlin. Sie tritt noch über 100 und 200 m sowie im Weitsprung an. „Vor eigenem Publikum zu siegen, ist echt krass. Ich hatte eine perfekte Renneintei­lung“, sagte Ave.

Für den ersten deutschen Podestplat­z hatte Johannes Bessell gesorgt. Der Leverkusen­er gewann in 4:23,98 Minuten Bronze über 1500 m (T46). Über 100 m der Frauen (T44) gewann Irmgard Bensusan (Leverkusen) in 13,09 Sekunden Silber. Denis Schmitz (T33/20,21) über 100 m und der Bonner Alhassane Balde (T54/11:45,50) über 5000 m holten ebenfalls Silber.

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