Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die „andere“Berta Hummel kommt gut an

Positive Zwischenbi­lanz bei Sommerauss­tellung – Was im Begleitpro­gramm noch ansteht

- Von Tobias Rehm

● OCHSENHAUS­EN - Die große Sommerauss­tellung in Ochsenhaus­en befasst sich in diesem Jahr mit dem Leben und Wirken von Künstlerin und Klosterfra­u Berta Hummel. 13 Wochen ist die Ausstellun­g in der Galerie im Fruchtkast­en zu sehen, die Hälfte ist in der Zwischenze­it vorbei. Trotz des heißen Sommerwett­ers ist der städtische Kulturamts­leiter Michael Schmid-Sax mit der Resonanz bisher zufrieden. 1250 Besucher kamen im Juli, in den ersten beiden Augustwoch­en weitere 820 – im Schnitt rund 65 Besucher pro Öffnungsta­g.

Weltweit berühmt geworden ist Berta Hummel durch ihre lieblichen Kinderzeic­hnungen, nach deren Entwürfen der oberfränki­sche Porzellanh­ersteller Goebel ab 1934 die Hummel-Figuren anfertigte. Mehr als 400 verschiede­ne Figuren mit einer Auflage von vielen Millionen Stück entstanden im Laufe der Zeit. Doch gerade jene Figuren stehen nicht im Mittelpunk­t der Sommerauss­tellung, sondern Berta Hummels bisher weitgehend unbekannte­n Landschaft­sbilder, Stillleben und Porträts. Werke, die in dieser Form noch nie einer breiten Öffentlich­keit gezeigt wurden. Werke der „anderen“Berta Hummel. In Bad Saulgau gab es zwar 2009 eine Ausstellun­g mit dem Titel „Überrasche­nde Einblicke“, diese widmete sich jedoch vorrangig Arbeiten aus ihrer zweiten Studienzei­t in den Jahren von 1935 bis 1937.

„Berta Hummel war schon als Kind sehr reflektier­t“, sagt Michael Schmid-Sax. So sind in Ochsenhaus­en Werke ausgestell­t, die Berta Hummels frühe künstleris­che Begabung dokumentie­ren. Bilder von ihren Geschwiste­rn, von sich selbst, von ihrer Heimatgeme­inde Massing in Niederbaye­rn. „Eine ihrer Stärken waren Porträts“, zeigt sich Schmid-Sax angetan. Aber auch Bilder von Pflanzen, Landschaft­en und Gebäuden lassen früh erahnen, welches Talent in Berta Hummel schlummert. Mit ihrem Eintritt ins Kloster Sießen 1931 konzentrie­rt sie sich hingegen zunehmend auf ihre Kinderbild­er. Wenige Jahre später beginnt der Siegeszug der Hummel-Figuren. Doch lange kann sich Berta Hummel an diesem Erfolg nicht freuen: Sie stirbt 1946 nach schwerer Krankheit mit 37 Jahren. „Wie sie sich als Künstlerin noch weiter entwickelt hätte, darüber kann man leider nur spekuliere­n“, bedauert Schmid-Sax.

80 Werke sind ausgestell­t

Noch bis zum 7. Oktober sind die rund 80 Werke der Franziskan­erin im Fruchtkast­en ausgestell­t, natürlich sind auch Hummel-Figuren zu sehen. Zudem wird ein Film des Bayerische­n Rundfunks aus dem Jahr 1996 gezeigt, der die Lebensgesc­hichte Berta Hummels aufarbeite­t. 200 Besucher haben bislang an den öffentlich­en Führungen teilgenomm­en, weitere 200 an Sonderführ­ungen. Darunter auch Schwestern des Klosters Sießen. „Diese Zahlen sind alle sehr positiv“, ordnet Michael Schmid-Sax ein, der dennoch einen Wunsch hat: „Einen verregnete­n Sonntag.“Ein solcher könne erfahrungs­gemäß schließlic­h Hunderte Besucher bescheren.

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FOTO: BERTA-HUMMEL-MUSEUM MASSING „Mädchen sitzend“: Eines der Bilder von Berta Hummel, die in Ochsenhaus­en zu sehen sind. Entstanden 1928/29.
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ARCHIVFOTO: REHM Michael Schmid-Sax

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