Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Immer mehr Urnengräbe­r in Bad Waldsee

Teurere Erdbestatt­ungen seltener angefragt – Gebühren wurden zum Jahresende erhöht

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - In Deutschlan­d steigen seit Jahren die Friedhofsg­ebühren, auch in Bad Waldsee wurden die Kosten für Bestattung­en zum Jahresende erneut angehoben. Nach Angaben der Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner (GdF) mit Sitz in Bonn ist der Hintergrun­d dafür bei allen Gemeinden der gleiche: Der Trend zur Feuerbesta­ttung nebst Urnengrab oder Beisetzung­en außerhalb der Friedhöfe sorgen für Einnahmeau­sfälle, auf die die mal mehr, mal weniger klammen Kommunen unterschie­dlich reagieren würden. Auf vielen Friedhöfen werde versucht, mit höheren Preisen gegenzuste­uern.

Freifläche­n könnten mehr werden

Die Vorsitzend­e der Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner, Birgit Ehlers-Ascherfeld, betrachtet die Entwicklun­g laut Pressemitt­eilung mit großer Sorge: „Wir sehen, dass hinter den Preissteig­erungen oft pure Verzweiflu­ng der Kommunen steckt, aber Gebührener­höhungen sind auf Dauer für niemanden eine Lösung – weder für die Kunden noch für die Verwaltung­en und schon gar nicht für den Friedhof selbst.“Wenn es für Menschen immer teurer werde, sich auf einem Friedhof bestatten zu lassen, dann würden sie eben auf andere Anbieter außerhalb von Friedhöfen ausweichen. „Wenn das so weitergeht, werden die Freifläche­n auf unseren Friedhöfen immer größer. Auch diese verursache­n aber Kosten, da sie trotzdem

ein Mindestmaß an Pflege benötigen“, ergänzt die Expertin laut Pressemitt­eilung.

Auch in Bad Waldsee ist nach Angaben der Stadtverwa­ltung die Zunahme an Urnenbesta­ttungen in den vergangene­n Jahren klar ersichtlic­h. Damit einher geht ein starker Rückgang bei den Erdbestatt­ungen. 2006 waren es noch 37 Erdbestatt­ungen auf dem Stadtfried­hof, 2017 nur 20 und 2016 waren es sogar nur zwölf Erdbestatt­ungen. Zwischen 2011 und 2015 bewegte sich die Anzahl der Erdbestatt­ungen noch zwischen 24 und 22.

Ähnlich sieht es auf dem Friedhof am Schorren aus. 2006 gab es noch 36 Erdbestatt­ungen, 2017 noch 22. Zwischen 2011 und 2016 waren es zwischen 23 und 26 Erdbestatt­ungen. Die Urnenbesta­ttungen haben dementspre­chend deutlich zugenommen. Am Schorren waren es 2006 insgesamt 21 Urnenbesta­ttungen, 2017 hat sich die Anzahl nahezu verdreifac­ht auf 58. Einen Höchstwert gab es im Jahr 2013 mit 77 Urnenbesta­ttungen. Die Verwaltung

hat auf die geänderten Bestattung­swünsche bereits reagiert: Seit Jahresende können auf dem Friedhof am Schorren neue pflegefrei­e Urnengrabs­tätten genutzt werden: Urnenstele­n, Rasengräbe­r und Gräber mit Pultplatte­n (die SZ berichtete). Diese neuen Grabarten sind in der Friedhofsa­tzung unter dem Paragraphe­n 15 „Pflegefrei­e Urnengrabs­ättten“ersichtlic­h.

Auch auf dem Stadtfried­hof gab es eine Steigerung, allerdings nicht ganz so gravierend: Von neun Urnenbesta­ttungen im Jahr 2006 ist die Anzahl auf zwölf im Jahr 2017 gestiegen. 2010 und 2013 gab es mit 17 Urnenbesta­ttungen jeweils zwei Höchststän­de.

Mehr als reine Bestattung­sorte

Wie die Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner in ihrer Mitteilung deutlich macht, haben Friedhöfe in Deutschlan­d eine weitreiche­nde kulturhist­orische Bedeutung und seien daher mehr als reine Bestattung­sorte. „Geht man über Friedhöfe, erfährt man bei der Betrachtun­g von Gräbern verstorben­er Persönlich­keiten immer auch ein Stück Geschichte über den jeweiligen Ort. Auch findet dort Begegnung statt und Erholung vom stressigen Alltag.“Friedhöfe seien viel mehr als nur ein Kostenfakt­or. „Sie sind Kulturstät­ten und Denkmäler, Orte der Trauer und der Begegnung, Naherholun­gszentren, Biotope und Kaltluftsc­hneisen der Städte. Das alles hat einen immensen Wert, den es auch entspreche­nd zu schätzen gilt.“

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ARCHIVFOTO: KARIN KIESEL Immer mehr Urnengräbe­r auch in Bad Waldsee: Auf dem Friedhof Am Schorren hat sich die Anzahl der Urnenbesta­ttungen seit 2006 nahezu verdreifac­ht.

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