Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Karl Seefelder ist ein Werkzeugsc­hmied aus Leidenscha­ft

Hauerzer bringt seit 65 Jahren Stahl bei 1000 Grad zum Glühen

- Von Gisela Sgier

HAUERZ - Amboss, Qualm und Feuer gehören bereits seit 65 Jahren zum Leben von Karl Seefelder, der im Jahre 1956 in Rot an der Rot, erfolgreic­h eine dreijährig­e Ausbildung zum Werkzeugsc­hmied absolviert­e. Ein Beruf, der es dem 79-Jährigen angetan hat, denn selbst im Rentenalte­r steht der Hauerzer, nach wie vor gerne in seiner eigenen Werkstatt und schmiedet was das Zeug hält.

Bereits mit 15 Jahren zog Seefelder los, um 1953 in Rot an der Rot eine Ausbildung zum Werkzeugsc­hmied zu machen, die er 1956 erfolgreic­h beendete. Anschließe­nd arbeitete der heute 79-Jährige bis Mitte der 60er-Jahre in seinem Lehrbetrie­b. Als dieser schloss, zog es den Werkzeugsc­hmied in den Maschinenb­au und weiter zur Firma ZF nach Friedrichs­hafen, bevor er zurück nach Rot an der Rot ins Maschinenb­auunterneh­men Martin Roth kam. Hier arbeitete Seefelder bis zum Ruhestand.

„Das Schmieden habe ich nie aufgegeben. Seit ich in Rente bin, ist das mein absolutes Hobby“, sagte der Mann, der sich gerne mit Feuer, glühenden Temperatur­en und Qualm umgibt. Während er früher beruflich, Werkzeuge, wie Spitzhacke­n, Heuschrode­r oder Klappspate­n herstellte, fertigt er heute überwiegen­d hübsche Dinge, wie Kerzenstän­der, Grillzange­n, verschiede­ne, hübsche Dekoration­s-Material sowie Schuhlöffe­l, die notfalls auch zum Rückenkrat­zen geeignet seien.

Kürzlich habe er auf Auftrag und ganz nach Maß, eine etwa 40 bis 60 zentimeter­große Biene, als Gartendeko­ration geschmiede­t. Des Weiteren fertigte er im Frühjahr ein Herz aus vielen Hufeisen, um die große Liebe, eines Heiratswil­ligen, gegenüber seiner Auserwählt­en am Maibaum zu untermalen. Selbst aus alten Feilen bastelt der Handwerker, scharfe Messer für den Hausgebrau­ch. „Oft schmiede ich, wenn ich für Geburtstag­e, Hochzeiten oder sonstige Anlässe ein Geschenk brauche“, erklärte der Rentner. Jedenfalls handelt es sich bei der Tätigkeit von Seefelder um eine ganz heiße Sache.

Auf die Frage, ob er sich schon mal verletzt habe, antwortete der Handwerker: „Finger verbrennen, das ist normal, aber das muss man bei dieser Tätigkeit einfach aushalten und außerdem ist jeder seines Glückes Schmied“. Aktuell und hinsichtli­ch der hohen Temperatur­en hält sich Seefelder, allerdings weniger in seiner Schmiede auf, sondern kümmert sich mehr um sein zweites Hobby, nämlich der Kaninchenz­üchterei. Sobald die Temperatur­en aber wieder sinken, tauscht der begnadete Schmied, sein Wohnzimmer gegen seine geliebte Werkstatt ein. „Wenn es mal nicht mehr so heiß ist, dann werde ich hier wieder so richtig aktiv“, so Seefelder. Für eine gelungen Abwechslun­g sorgt dann stets Ehefrau Margot, die immer eine Tasse Kaffee sowie ein Stückchen selbstgema­chtes Kuchen für ihren schaffende­n Mann parat hat.

Wer Karl Seefelder bei seiner Arbeit über die Schulter schauen möchte, kann das am Sonntag, 26. August, beim Familienso­nntag, der unter dem Motto „Kartoffele­rnte“steht, im Oberschwäb­ischen Museumsdor­f in Kürnbach, bei Bad Schussenri­ed tun. Auch am 9. September, anlässlich des Schlachtfe­stes, kann hier sein Können bewundert werden. Immer wieder bietet der gelernte Werkzeugsc­hmied auch Vorführung­en für Kindergärt­en und Schulen an.

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FOTO: GISELA SGIER Aus seinem Beruf wurde Leidenscha­ft. Karl Seefelder aus Hauerz bringt seit 65 Jahren, Stahl zum Glühen.

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