Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Do-228 soll elektrisch fliegen
Vier Partner wollen Dornier-Maschine zum ersten größeren Passagierflugzeug mit E-Antrieb umrüsten
● FRIEDRICHSHAFEN - Den Flugzeughersteller Dornier gibt es zwar schon lange nicht mehr, mit Innovationskraft in der Luftfahrt wird der Name aber immer verbunden bleiben. Und die Dornier-Historie könnte in den nächsten Jahren sogar um ein weiteres innovatives Kapitel erweitert werden. Eine Interessengemeinschaft unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt will die traditionsreiche Do-228 zum möglicherweise ersten größeren Passagierflugzeug der Welt mit elektrischen Triebwerken umrüsten.
Produktion 1998 eingestellt
Die Produktion der Do-228, die in den 1980er-Jahren unter anderem von der Delta Air im Regionalflugverkehr ab Friedrichshafen eingesetzt wurde, war in Deutschland 1998 eigentlich bereits eingestellt worden. Lediglich ein Hersteller in Indien produzierte weiterhin verschiedene Varianten des Modells – für zivile und auch militärische Zwecke. 2009 wurde die Produktion auch am ursprünglichen Standort in Oberpfaffenhofen wieder aufgenommen – von der Schweizer Firma Ruag Aviation, die sich nun mit den Firmen Siemens und MTU Aero Engines unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer Interessengemeinschaft verbündet hat, um die Elektrifizierung von Flugzeugen der so genannten Commuter-Klasse in Angriff zu nehmen. Das sind Kurzstrecken-Verkehrsflugzeuge für bis zu 19 Passagiere, die vor allem als Zubringer eingesetzt werden.
Die Do-228 soll zunächst als Forschungsflugzeug dienen. Das bestätigt Falk Dambowsky, Pressesprecher des DLR, auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Der 19-Sitzer könnte weltweit das erste größere Passagierflugzeug mit Elektroantrieb werden. Ob daraus eine Serienproduktion entstehen könnte, darüber lässt sich allenfalls spekulieren, da die Finanzierung des Projekts noch nicht gesichert ist. „Die Unternehmen sind bereit, Eigenleistungen zu erbringen, sind jedoch zur Realisierung auf öffentliche Förderungen angewiesen“, teilt Dambowsky dazu mit. Bei gesicherter Finanzierung sind erste Testflüge offenbar für 2020/2021 geplant. Das berichtet die Zeitung „Die Welt“. Gegenüber der Schwäbischen Zeitung wollte der DLR-Sprecher sich zum Zeitplan nicht äußern, kündigte aber an, dass es dazu in den nächsten Tagen Informationen geben werde.
Kleinere Flugzeuge mit E-Antrieb sind bereits in der Luft unterwegs. Siemens gilt als einer der Vorreiter in der Entwicklung von elektrischen Flugzeugtriebwerken und hat auf der Aero in Friedrichshafen mehrere Modelle vorgestellt, die gemeinsam mit dem Flugzeughersteller Magnus entwickelt worden waren.