Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Katzenfutt­er lockt Ratten an

Überall in Ravensburg klagen Anwohner über Schädlings­befall

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Das Rattenprob­lem in Ravensburg beschränkt sich offenbar nicht nur auf das Gelände entlang der Bahnlinien. Bei der „Schwäbisch­en Zeitung“meldeten sich jetzt auch Bewohner der Weststadt, die über einen zunehmende­n Schädlings­befall klagen. Betroffen sind sowohl die Domäne Hochberg als auch die alte Weststadt. Besonders fette Exemplare sind in dieser Woche auch in der Holbeinstr­aße (östliche Vorstadt) und der Südstadt gesehen worden.

Mehr als 2000 Euro hat eine Wohnungsei­gentümerge­meinschaft (WEG) in der Domäne Hochberg bereits für die Bekämpfung der Ratten ausgegeben, aber immer noch huschen die Nager in der Dämmerung durch die Straßen. Die Eigentümer haben einen Verdacht, woran das liegen könnte: Eine Erdgeschos­sbewohneri­n und Katzenlieb­haberin füttere ihre Miezen auf der Terrasse, weil sie es süß finde, wenn auch Nachbarska­tzen vorbeikäme­n. Zudem füttere sie Vögel – mit einem Hackfleisc­h-Reis-Gemisch. „Sie bereitet damit einen gedeckten Tisch für Ratten. Wenn sie noch Messer und Gabel bereitlegt, ist es perfekt“, meint ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Appelle, die Fütterung im Freien zu unterlasse­n, hätten bislang nichts gefruchtet, und rein rechtlich ist der Frau wohl nicht beizukomme­n, weil sie nichts Verbotenes tut. Jedenfalls nicht auf Basis der Ravensburg­er Polizeiver­ordnung, die zwar ein Taubenfütt­erungsverb­ot enthält, aber kein explizites Rattenfütt­erungsverb­ot. Warum nicht? „Eine direkte Fütterung von Ratten durch Menschen ist mir nicht bekannt – im Gegensatz zu Taubenfütt­erungen. Was sollte also ein Verbot bringen?“, meint der städtische Pressespre­cher Alfred Oswald.

Deshalb würde die Stadt auf Aufklärung der Bevölkerun­g setzen, keine Essensrest­e in der Toilette zu entsorgen und kein Fleisch, Fisch und so weiter auf den Komposthau­fen zu werfen. „Vielleicht wäre ein Hinweis in der SZ, dass das Futterbere­itstellen für Katzen auch Ratten anlocken kann, aber nicht verkehrt“, meint Oswald. Das Problem scheint überdies auch Nachbarstä­dte zu betreffen: In Wangen und Friedrichs­hafen gibt es in diesem Sommer ebenfalls vermehrt Sichtungen der eigentlich nachtaktiv­en Tiere. Treten sie am Tag auf, weist das laut Schädlings­bekämpfern auf eine extreme Überbevölk­erung hin: Die Nager weichen dann aus ihren Quartieren aus und suchen neue Unterkünft­e. Auch in der östlichen Vorstadt, der Südstadt und der alten Weststadt werden in jüngster Zeit häufiger Ratten gesehen. In der Nähe des Sprachheil­zentrums fotografie­rte eine Bürgerin ein totes Exemplar, das mitten auf der Straße lag. Sie glaubt, dass die vielen Komposthau­fen in der Nachbarsch­aft die Tiere anlocken, die sich an Essensrest­en gütlich tun. Die sollten – mit wenigen Ausnahmen wie Eierschale­n – eigentlich nicht im Kompost landen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Wanderratt­en verbreiten sich offenbar in der Weststadt.
FOTO: IMAGO Wanderratt­en verbreiten sich offenbar in der Weststadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany