Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Knochenmüh­le Future-Turniere

Warum Peter Torebko und Rene Schulte Stammgäste des 15 000-Dollar-Turniers in Überlingen sind

- Von Jochen Dedeleit

ÜBERLINGEN - Während die einen noch nicht einmal ins Turnier eingestieg­en sind, stehen die anderen schon an, um sich ihr knappes Preisgeld nach dem Erstrunden­aus abzuholen. Viele Spieler des ITF-FutureTenn­isturniers Überlingen Open kennen sich. Oft sind es die gleichen Gesichter, die sich bei dieser Ochsentour über den Weg laufen. Nach der ATP-Tour und der Challenger­Tour ist die Future-Serie die dritte Klasse der internatio­nalen Tennisturn­iere. Einer, der schon bei der ersten Auflage am Bodensee aufgeschla­gen hat, ist die Nummer zwei des Turniers, Peter Torebko. Er ist darauf aus, das erste Mal die 2160 Dollar und 18 ATP-Punkte für den Turniersie­g abzusahnen.

Peter Torebko ist mittlerwei­le 30 Jahre alt, war bereits die Nummer 182 der Tenniswelt und befindet sich derzeit an 386. Stelle. Geboren wurde der ehemalige deutsche U18-Meister in der oberschles­ischen Großstadt Beuthen, kam mit seinen Eltern jedoch schon als Einjährige­r nach Wesel in Nordrhein-Westfalen. Torebko wurde lange als topgesetzt­er Akteur am Bodensee geführt, ehe der Saarländer Benjamin Hassan (381. der Weltrangli­ste) an dessen Stelle gerückt ist. Hassan schied beim Challenger in Meerbusch so früh aus, dass er bei Überlingen­s Turnierdir­ektor Markus Dufner um eine Teilnahme anfragte.

Größter Erfolg in Wimbledon

Ob nun an Position eins oder zwei gesetzt, spielt für Torebko aber keine Rolle. „Mit 18 dachte ich mir, das kann etwas werden. Zwei Jahre später habe ich mein erstes Future gewonnen und war 400. der Welt. Aber es ging nicht nur steil bergauf “, blickt Torebko zurück. „Auch wenn du 400. bist, weißt du, das reicht nicht. Als ich 21, 22 war, dachte ich nach dem Aus beim Turnier in Trier das erste Mal ans Aufhören, mit 25 noch einmal.“Der mehrfache Future-Turniersie­ger kann von einem Satz zum anderen erst euphorisch und dann betrübt sein.

Seinen größten Erfolg feierte Torebko im Juni 2012 in Wimbledon. Erst in der letzten Qualifikat­ionsrunde scheiterte er an Ryan Sweeting in fünf Sätzen. Derzeit ist Torebko ohne Trainer unterwegs. Trainer kosten Geld. „Und jünger werde ich auch nicht.“Noch ein Jahr dauert sein BWL-Fernstudiu­m. Die Sehne der rechten Schlaghand machte jahrelang Probleme, vor wenigen Tagen war ein Türstopper Hindernis für seinen Zeh. Ob er sich noch einmal aufraffen könne, alles zu geben für seinen Sport, wisse er nicht.

Finanziere­n kann Torebko seine Karriere mit Ligastarts in Österreich, der Schweiz, Tschechien und Italien, in Deutschlan­d war er schon Vizemeiste­r mit dem Düsseldorf­er Rochusclub und spielt nun für Essen in der 2. Liga. Auf die Turniere baut Torebko schon länger nicht mehr. „Du bringst hier Leistung, du bringst sie bei einem höherklass­igen Turnier. Nur wie wirst du jeweils entlohnt? Es ist enttäusche­nd“, sagte er bereits 2016 in Überlingen.

Torebkos Doppelpart­ner ist ein weiterer Stammgast in Überlingen. Rene Schulte ist aber dennoch keiner wie die anderen. Der „letzte Verblieben­e der 1988er-, 89er-, 90er-Jahre der hiesigen Region“, wie er sagt, kommt aus Konstanz und ist auf der Turnierser­ie nur in Überlingen zu sehen. „Du brauchst Trainingsp­artner, Sponsoren – das kam für mich nie infrage. Um deine Unkosten in Überlingen zu decken, musst du ins Finale kommen – wenn du nicht hier wohnst. Und dies wiederholt sich bei jeder Station, bei der du aufschlägs­t“, sagt der 29-Jährige, der erst Pädagoge in einem Schülerhor­t war und seit April Cheftraine­r bei der Tennisbase Konstanz ist. Die letzten sieben Jahre war Schulte in Mannheim, spielte unter anderem für Ludwigshaf­en in der 2. Liga und war Trainer beim Tennisverb­and Pfalz.

In Überlingen betreut der Konstanzer den 22-jährigen Paul Wörner aus Lahr. Für Schulte eine „tolle Sache“, auch wenn er nun doch umherreise­n muss. Wörner stand beim Future in Karlsruhe im Finale, Schulte selbst schlug beim Challenger in Eckental schon mal die Nummer 190 der Welt. „Da fängst du natürlich an zu denken. Aber der Druck, liefern zu müssen, das wollte ich nicht. Leidenscha­ft für Tennis sieht bei mir anders aus.“Als Schulte in diesem Jahr mit Torebko im Doppel antrat – und als Titelverte­idiger in Runde eins verlor –, stand er bereits um 7.30 Uhr auf dem Platz. Dafür reicht die Leidenscha­ft allemal. Und um bei Preisgeldt­urnieren in der Region anzutreten. Viermal dieses Jahr, viermal als Sieger. Das bringt zwar keine ATPPunkte, aber fast so viel Geld wie der Turniersie­g in Überlingen.

Der Sieger in Überlingen erhält 2160 US-Dollar Preisgeld und 18 Punkte für die Tenniswelt­rangliste. Der Finalist bekommt 1272 Dollar und 10 Punkte, die Halbfinali­sten jeweils 753 Dollar und sechs Punkte. Für die Viertelfin­alisten sind noch jeweils 438 Dollar und zwei Punkte drin. Wer in der ersten Runde des Futureturn­iers verliert, muss sich mit 156 Dollar begnügen.

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FOTO: JOCHEN DEDELEIT Peter Torebko (in dunkelblau) und der Konstanzer Rene Schulte scheiterte­n in Überlingen als Titelverte­idiger im Doppel früh.

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