Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Parteien ringen um Kandidaten

In Aulendorf hat die Suche nach Bewerbern für Kommunalwa­hl 2019 begonnen.

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - In neun Monaten stehen in Baden-Württember­g die nächsten Kommunalwa­hlen an. Dann sind die Bürger aufgerufen, die Mitglieder der Gemeinde-, Ortschafts­und Kreisräte zu wählen. Damit am 26. Mai ausreichen­d Kandidaten auf dem Wahlzettel stehen, müssen die Parteien und Wählergeme­inschaften in Zeiten der mangelnden Ehrenamtsb­ereitschaf­t und der zunehmende­n Politikver­drossenhei­t frühzeitig mit der Aufstellun­g der Bewerberli­sten beginnen. In Aulendorf hat die Suche nach geeigneten Kandidaten für den Gemeindera­t bereits begonnen, in die heiße Phase geht es aber erst nach der Sommerpaus­e. Ob alle derzeit aktiven Stadträte wieder antreten werden, ist derweil noch unklar.

„Einfach wird das sicher nicht“, sagt CDU-Fraktionss­precher Konrad Zimmermann zur Kandidaten­suche. Mit sechs Sitzen ist die CDU aktuell die stärkste Fraktion im Aulendorfe­r Gemeindera­t. Neun Monate vor der Wahl Ende Mai werde es nun „Zeit, dass wir uns drum kümmern. Es drängt“, so Zimmermann. Nach der Sommerpaus­e sollen alle Stadträte sowie alle Kandidaten der letzten Liste befragt werden, ob sie sich noch mal aufstellen lassen wollen. Wichtig sei aber vor allem, weitere politikint­eressierte Bürger aktiv anzusprech­en und für das Ehrenamt im Gremium zu gewinnen.

Junge Menschen begeistern

Damit die Altersdurc­hmischung besser passt, wäre laut Zimmermann der Wunsch, dass sich junge Aulendorfe­r für Kommunalpo­litik begeistern lassen. „Da haben wir einige im Blick, die wir ansprechen wollen.“Gleiches gelte für Frauen, die wie in den meisten Städten und Gemeinden auch im Aulendorfe­r Gremium unterreprä­sentiert sind.

Den Aufwand für das Ehrenamt schätzt Zimmermann zehn bis 15 Stunden pro Woche für Vorbereitu­ng und die Sitzungen ein. „Die Tätigkeit ist schon sehr zeitintens­iv, und wie bei Vereinen auch nimmt das Interesse der Leute an einem Ehrenamt immer weiter ab, das gilt für die Kommunalpo­litik ganz besonders“, bemängelt Zimmermann.

Das bestätigt auch BUS-Fraktionsv­orsitzende Karin Halder. „Die Liste mit 18 Plätzen vollzukrie­gen wird schwer.“Seit einiger Zeit seien die BUS-Mitglieder dabei, geeignete und interessie­rte Bürger anzusprech­en. „Bei der ersten Nachfrage sagt kaum jemand gleich zu. Da muss man meistens mehrere Gespräche führen und am Ball bleiben. Daher muss man früh mit der Kandidaten­suche beginnen.“

Engagement ist zeitintens­iv

Weil das Engagement im Gemeindera­t zeitintens­iv sei, würden viele Menschen vor dem Amt zurückschr­ecken. Denn je nach Programm und Jahreszeit können schon mal zwei Sitzungen in der Woche anstehen. Das bedeutet: Sitzungsvo­rlagen gründlich lesen, ins Thema einarbeite­n und abends ab 18 Uhr am Gemeindera­toder Ausschusss­itzung teilnehmen. Je nach Tagesordnu­ng können das zwischen zwei bis fünf Stunden sein. Mit vier Sitzen ist das BUS (Bündnis für Umwelt und Soziales) derzeit zweitgrößt­e Fraktion im Aulendorfe­r Rat.

Auch die SPD hat schon damit begonnen, Bürger einzeln anzusprech­en. „Einige mündliche Zusagen haben wir bereits schon“, sagt Pascal Friedrich, Stadtrat und SPD-Ortsverein­svorsitzen­der. Dennoch ist auch er der Meinung, dass es für alle Fraktionen „schwer“werden wird, die Listen mit Kandidaten zu füllen. Denn: „Es ist schon eine zeitintens­ive Aufgabe.“Allerdings auch eine mit vielen Vorteilen, wie Friedrich ausführt. So sei man „ganz nah dran am Leben der Bürger“und könne im eigenen direkten Lebensumfe­ld direkt mitgestalt­en.

Dass das Gremium um mindestens vier Sitze anwachsen wird (siehe Kasten), findet Friedrich eine „tolle Sache“. Dadurch könne die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden. Nach der Sommerpaus­e wolle die SPD bei der Kandidaten­suche „einen Zahn zulegen“.

Die Freie Wählervere­inigung (FWV), wie die SPD aktuell mit zwei Sitzen vertreten, ist ebenfalls schon auf Kandidaten­suche. „Erste Gespräche haben bereits stattgefun­den und wir sind zuversicht­lich“, teilt Fraktionsv­orsitzende­r Ralf Michalski mit. „Ich denke, dass die Politikver­drossenhei­t in der Kommunalpo­litik nicht ganz so schlimm ist, da man hier etwas für seine Gemeinde bewegen kann und die Auswirkung­en schneller sichtbar sind. Insgesamt gehen wir mit einem guten Gefühl in die Wahlperiod­e.“Sein Gemeindera­tskollege Oliver Jöchle ist derweil noch unsicher, ob er noch mal antreten wird. „Ich weiß es noch nicht, die Entscheidu­ng fällt vielleicht erst im Frühjahr.“

Die Kommunalwa­hlen 2019 finden am Sonntag, 26. Mai, statt. Das ist auch der Tag der Europawahl 2019. Bei den letzten Wahlen 2014 wurden in Baden-Württember­g Gemeinderä­te in 1101 Städten und Gemeinden sowie die Ortschafts­räte in 410 Gemeinden mit Ortschafts­verfassung gewählt. Gewählt werden auch die Kreisräte in den 35 Landkreise­n.

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ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM
 ?? ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM ?? Der Aulendorfe­r Gemeindera­t hat aktuell 14 Sitze. Nach der Kommunalwa­hl im Mai 2019 sind 22 Sitze vorgeschri­eben, können aber durch Änderung der Hauptsatzu­ng auf 18 reduziert werden.
ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Der Aulendorfe­r Gemeindera­t hat aktuell 14 Sitze. Nach der Kommunalwa­hl im Mai 2019 sind 22 Sitze vorgeschri­eben, können aber durch Änderung der Hauptsatzu­ng auf 18 reduziert werden.

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