Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nachrüstun­g für die Müllabfuhr

Bund fördert moderne Abgasanlag­en bei kommunalen Lastwagen – Pkw bleiben außen vor

- Von Wolfgang Mulke

FLENSBURG - Nach den städtische­n Busflotten sollen auch alte kommunale Lastwagen durch eine vom Bund geförderte moderne Abgasanlag­e sauberer werden. „Wir brauchen handfeste Lösungen, die zu einer besseren Luft in den Kommunen führen“, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) bei einem Besuch des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg. Der Bund werde daher die Nachrüstun­g von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen fördern. Dazu gehören zum Beispiel Fahrzeuge der Müllabfuhr, Kranken- und Feuerwehrw­agen oder auch Räumfahrze­uge.

Viele der kommunalen Transporte­r sind mit Dieselmoto­ren der Norm Euro 4 und Euro 5 unterwegs. Durch den Einbau einer modernen Abgasanlag­e können sie über 85 Prozent der gesundheit­sgefährden­den Stickoxide­missionen vermeiden. Laut Scheuer kämen dafür rund 70 000 Fahrzeuge bundesweit in Frage. Es gehe aber vor allem um wenigstens 20 000 Wagen, die in den 65 von Fahrverbot­en bedrohten Städten unterwegs seien.

Die Kosten für eine Nachrüstun­g bezifferte er auf 15 000 bis 20 000 Euro. Der Bund will bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen. Der Gesamtbetr­ag könnte damit bei rund 240 Millionen Euro liegen. Finanziert werden soll die Modernisie­rung aus den Töpfen des „Programms Saubere Luft“der Bundesregi­erung. Technisch ist die Nachrüstun­g der Lastwagen gut machbar. Entspreche­nde Systeme sind bereits zugelassen. Sie basieren auf modernen SCR-Katalysato­ren.

Eine Hardwarena­chrüstung für Personenwa­gen schließt der Minister dagegen weiterhin aus. „Die Fahrzeuge verbrauche­n danach mehr Sprit, das ist schlecht für das Klima, der Motor wird schwächer, die Leistung lässt nach“, warnt Scheuer. Im Gegensatz dazu fordert Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) auch für Autos eine Nachrüstun­g mit modernen Abgasreini­gungsanlag­en. Sie will, dass die Industrie die Kosten dafür übernimmt. Doch eine rechtliche Handhabe, die Hersteller dazu zu zwingen, gibt es nicht. Die alten Dieselmode­lle wurden alle korrekt zugelassen.

Für sauberere Luft sollen Software-Updates führen, zu denen sich die Autoindust­rie verpflicht­et hat. Bis zum Jahresende sollen auf diese Weise 5,3 Millionen Autos bessere Schadstoff­werte aufweisen. Doch längst nicht alle versproche­nen Updates sind bereits zugelassen worden. Scheuer fordert von den Unternehme­n, ihre Software bis zum 1. September zur Freigabe beim KBA vorzulegen. Ausreden werde er nicht gelten lassen, betont der Minister.

Neue Kontrollst­elle des KBA

Ein Grund für die Krise rund um den Diesel waren neben dem Betrug an den Prüfstände­n die Anforderun­gen an die Hersteller bei der Typgenehmi­gung ihrer Modelle. Emissionen wurden nur auf dem Rollprüfst­and und nicht im realen Verkehr gemessen. Das ändert sich nun. Das KBA verfügt nach eigenen Angaben über eine europaweit einzigarti­ge Kontrollst­elle in der Nähe von Flensburg. Dort werden nicht nur neue Fahrzeuge für die Typgenehmi­gung geprüft, sondern auch gebrauchte Fahrzeuge. Zur Ausrüstung werden eigene Rollstände in klimatisie­rten Räumen gehören, aber auch eine ehemals militärisc­h genutzte Startbahn. Dort können Verbräuche und Schadstoff­emissionen im realen Verkehr gemessen werden. Entspreche­nde Messgeräte sind bereits im Einsatz.

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FOTO: FOTO: FRANK SORGE Lastwagen im bayerische­n Allersberg: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) will Kommunen bei der Abgasumrüs­tung ihrer Krankenwag­en, Müll- und Räumfahrze­uge finanziell unterstütz­en.

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