Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nachrüstung für die Müllabfuhr
Bund fördert moderne Abgasanlagen bei kommunalen Lastwagen – Pkw bleiben außen vor
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FLENSBURG - Nach den städtischen Busflotten sollen auch alte kommunale Lastwagen durch eine vom Bund geförderte moderne Abgasanlage sauberer werden. „Wir brauchen handfeste Lösungen, die zu einer besseren Luft in den Kommunen führen“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei einem Besuch des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg. Der Bund werde daher die Nachrüstung von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen fördern. Dazu gehören zum Beispiel Fahrzeuge der Müllabfuhr, Kranken- und Feuerwehrwagen oder auch Räumfahrzeuge.
Viele der kommunalen Transporter sind mit Dieselmotoren der Norm Euro 4 und Euro 5 unterwegs. Durch den Einbau einer modernen Abgasanlage können sie über 85 Prozent der gesundheitsgefährdenden Stickoxidemissionen vermeiden. Laut Scheuer kämen dafür rund 70 000 Fahrzeuge bundesweit in Frage. Es gehe aber vor allem um wenigstens 20 000 Wagen, die in den 65 von Fahrverboten bedrohten Städten unterwegs seien.
Die Kosten für eine Nachrüstung bezifferte er auf 15 000 bis 20 000 Euro. Der Bund will bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen. Der Gesamtbetrag könnte damit bei rund 240 Millionen Euro liegen. Finanziert werden soll die Modernisierung aus den Töpfen des „Programms Saubere Luft“der Bundesregierung. Technisch ist die Nachrüstung der Lastwagen gut machbar. Entsprechende Systeme sind bereits zugelassen. Sie basieren auf modernen SCR-Katalysatoren.
Eine Hardwarenachrüstung für Personenwagen schließt der Minister dagegen weiterhin aus. „Die Fahrzeuge verbrauchen danach mehr Sprit, das ist schlecht für das Klima, der Motor wird schwächer, die Leistung lässt nach“, warnt Scheuer. Im Gegensatz dazu fordert Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) auch für Autos eine Nachrüstung mit modernen Abgasreinigungsanlagen. Sie will, dass die Industrie die Kosten dafür übernimmt. Doch eine rechtliche Handhabe, die Hersteller dazu zu zwingen, gibt es nicht. Die alten Dieselmodelle wurden alle korrekt zugelassen.
Für sauberere Luft sollen Software-Updates führen, zu denen sich die Autoindustrie verpflichtet hat. Bis zum Jahresende sollen auf diese Weise 5,3 Millionen Autos bessere Schadstoffwerte aufweisen. Doch längst nicht alle versprochenen Updates sind bereits zugelassen worden. Scheuer fordert von den Unternehmen, ihre Software bis zum 1. September zur Freigabe beim KBA vorzulegen. Ausreden werde er nicht gelten lassen, betont der Minister.
Neue Kontrollstelle des KBA
Ein Grund für die Krise rund um den Diesel waren neben dem Betrug an den Prüfständen die Anforderungen an die Hersteller bei der Typgenehmigung ihrer Modelle. Emissionen wurden nur auf dem Rollprüfstand und nicht im realen Verkehr gemessen. Das ändert sich nun. Das KBA verfügt nach eigenen Angaben über eine europaweit einzigartige Kontrollstelle in der Nähe von Flensburg. Dort werden nicht nur neue Fahrzeuge für die Typgenehmigung geprüft, sondern auch gebrauchte Fahrzeuge. Zur Ausrüstung werden eigene Rollstände in klimatisierten Räumen gehören, aber auch eine ehemals militärisch genutzte Startbahn. Dort können Verbräuche und Schadstoffemissionen im realen Verkehr gemessen werden. Entsprechende Messgeräte sind bereits im Einsatz.