Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Länger geschlossen und doch mehr Badegäste
Im Biberacher Hallenbad endet Revision – Sie zahlt sich dieses Jahr besonders aus
●
BIBERACH - Was in den eigenen vier Wänden der Frühjahrsputz ist, ist für ein Hallenbad die Revision im Sommer. Einmal im Jahr schließt Joachim Isenmann das Biberacher Hallenbad, um das Gebäude zu warten und in Schuss zu bringen. In diesem Jahr konnten Gäste das Hallenbad erstmalig vier Wochen nicht benutzen. Für den Teamleiter Bäder der Stadtwerke Biberach aber alles andere als ein Verlustgeschäft.
Alle Jahre wieder fällt die Revision in den August – der Monat, in dem das Wetter am beständigsten ist. „Dieses Jahr war es top. Wir hatten genau in den Wochen der Schließung so tolles Wetter. Es gab nicht eine Anfrage auf das Hallenbad.“Stattdessen gingen die Gäste lieber ins Freibad. In der aktuellen Sommersaison hatte Isenmann dort schon rund 41 000 Besucher. „Alles ab 40 000 ist ein guter Sommer. Im vergangenen Jahr hatte ich die ganze Saison über 36 900 Besucher.“Gute Aussichten für Isenmann, denn die aktuelle Freibadsaison ist noch nicht vorbei.
Die Verlängerung der Revision von drei auf vier Wochen sei schlichtweg dem Alter des Hallenbass geschuldet. „Als wir 2008 eröffnet haben, gab es weniger zu tun. Da hatten wir zwei Wochen geschlossen.“Die Schließungsdauer müsse schrittweise erhöht werden. Im September hat das Bad schon zehn Jahre auf dem Buckel. 1,3 Millionen Gäste haben ihre Spuren hinterlassen. „In diesem Jahr mussten die Dachluken auch komplett erneuert werden. Die haben die Norm der Brandschutzordnung nicht mehr erfüllt“, erklärt Isenmann. Darüber hinaus habe es eine Gesetzesänderung gegeben, die vorschreibt, die Luken mit einer Drahtkonstruktion abzusichern.
Reinigung hinterlässt Spuren
Ein anderer Zeitfresser in diesem Jahr: das Dach. „Das mussten wir offenlegen um die Isolierung anzuschauen, weil ein Teil undicht war.“Ansonsten sind viele Aufgaben Standardprogramm der Revision. Pumpen, Gebläsemotoren, Lüftungsanlagen und Filtersysteme müssen durchgecheckt werden. Zudem steht eine Grundreinigung an. „Wir reinigen und desinfizieren ohnehin täglich. Aber die Mittel bilden Rückstände.“Und greifen zum Beispiel auch den Boden an. „Das Fugenmaterial wird mit der Zeit immer weniger. Rund um die Becken mussten wir dieses Jahr alles neu verfugen“, sagt Isenmann.
Bei der Revision stehen auch Schutzmaßnahmen an, für die während des laufenden Betriebs die Zeit fehlt. „Das viele Wasser und Chlor greifen zum Beispiel auch die Kabinenwände an. Hier muss einmal im Jahr eine Politur aufgetragen werden, damit das Material hält.“Alles in Handarbeit. „Da bekommt man dicke Arme“, scherzt Isenmann.
Seine Mitarbeiter seien froh um die Abwechslung. „Das ist mehr körperliche Arbeit und mal etwas anderes als der laufende Schichtbetrieb.“Er teile seine Mitarbeiter zwar auch für das Freibad ein. Aber er wechsele durch, sagt Isenmann. So habe jeder während der Badschließung auch mal ein freies Wochenende und geregeltere Arbeitszeiten. Denn die Revisionsarbeiten laufen immer von 7 bis 16 Uhr und nicht im Schichtsystem. Isenmann ist sehr zufrieden mit seinem Team. „Ich habe großes Glück dass viele schon mehr als 20 Jahre hier sind. Die kennen sich aus.
Revision spart Kosten ein
70 Prozent der Arbeiten übernimmt Isenmanns Team. Die restlichen Aufgaben erledigen externe Dienstleister. Das betrifft etwa die Reinigung der Fenster oder Wartungsangelegenheiten. Die Aufträge müssen zwar bezahlt werden. Unter dem Strich spare er in der Revision aber Kosten ein, sagt Isenmann. „Sämtliche Energiekostenträger wie Strom oder Wasser schalte ich aus. In diesem Jahr habe ich besonders Glück mit dem Wetter. Das Hallenbecken ist von 29 Grad nur auf 26 abgekühlt.“Dadurch verringerten sich die Heizkosten zur Wiedereröffnung. Außerdem erziele er mit dem Freibad mehr Einnahmen.
In den vergangenen Wochen haben sich Isenmanns Mitarbeiter von oben nach unten vorgearbeitet. Bis zum Wochenende laufen nun noch die Reinigungsarbeiten. Gerade ist zum Beispiel der Boden an der Reihe. Auf den Fliesen wird Reinigungsmittel aufgetragen, dass schließlich abgespritzt wird. Das geschieht gleich mehrfach. Das Wasser in den Schwimmbecken müsse allerdings nicht erneuert werden, erklärt Isenmann. „Wir können die Pumpen in den Becken abstellen. Das Dreckwasser wird dadurch nicht in den Kreislauf, sondern direkt in die Kanalisation.“
In diesem Jahr laufe bei der Revision alles nach Plan. Am kommenden Montag ist Wiedereröffnung. Fertig sei bis dahin aber dann doch nicht alles, erklärt Joachim Isenmann: „Die Teile der Technik, die wir selbst warten und einzeln abstellen können, müssen wir dann noch fertig machen.“Die Badegäste bemerkten davon jedoch nichts.