Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Forst schlägt wegen Borkenkäfe­r Alarm

Wegen Hitze und Trockenhei­t droht die Population der Baumschädl­inge stark zuzunehmen

- Von Uwe Jauß

LEUTKIRCH - Der Borkenkäfe­rbefall von Fichten nimmt offenbar spürbar zu. „Seit zwei oder drei Wochen sehen wir vermehrt betroffene Bäume“, sagt Bernhard Dingler, Leiter der Forstamtsa­ußenstelle in Leutkirch. Er hat bereits im Frühjahr vor einem sogenannte­n Käferjahr gewarnt. Hitze und Trockenhei­t begünstige­n die Vermehrung des Schädlings. Er kann ganze Fichtenbes­tände ruinieren. Wobei Fichten als Brotbaum der Forstwirts­chaft gelten.

„Die Rahmenbedi­ngungen sind dieses Jahr für den Borkenkäfe­r besonders günstig“, erklärt Dingler. So habe sich durch die bereits verhältnis­mässig trockenen und warmen Jahre der jüngsten Vergangenh­eit eine stabile Population entwickelt. Heuer sei dann dem Borkenkäfe­r die Wetterlage ab April sehr entgegenge­kommen.

„Gegenwärti­g“, hat Dingler festgestel­lt, „entwickelt sich eine dritte Käfer-Generation.“In einem normalen Jahr seien es nur zwei Generation­en. Laut Dingler käme es nun darauf an, inwieweit die dritte Generation noch ausfliegen würde. Bliebe die Großwetter­lage wie in den vergangene­n Monaten, spitze sich die Lage weiter zu.

Über drei Generation­en hinweg kann ein weiblicher Käfer mehr als 100 000 Nachkommen in die Welt setzen. Zur Eiablage bohren die Käfer Gänge in die Rinde oder in das Holz. Hierbei entstehen charakteri­stische Brutbilder. Die Larven ernähren sich von den saftführen­den Schichten des Baumes in der Rinde. Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zu dessen Absterben.

Vom Befall besonders gefährdet sind bereits geschwächt­e Bäume. Gerade für die flachwurze­lnden Fichten hat die Trockenhei­t eine spezielle Streßsitua­tion bedeutet. Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der die Problemati­k in diesem Jahr verschärfe­n könnte. Nach wie vor liegen im Wald viele gefällte Bäume zum Abtranspor­t bereit. Dingler bestätigt dies. Dahinter versteckt der Anfall von Sturmholz zum Jahresbegi­nn inklusive altem Käferholz. Letzteres stammt ursächlich aus dem vergangene­n Jahr.

Wie Dingler sagt, würden zum einen die Kapazitäte­n für einen kompletten Abtranspor­t fehlen. Zudem seien auch die Sägereien an die Grenzen ihrer Aufnahmefä­higkeit gekommen. Für den Borkenkäfe­r sind die bisher im Wald verblieben­en Holzpolder ein weiterer Vermehrung­sort. Um den Befall zu verhindern, „muss entweder entrindet werden“, erklärt Dingler. Eine andere Möglichkei­t sei das Einrichten von Naßlagern, also von Holzsammel­plätzen, die besprenkel­t werden.

Nur im Extremfall will der Forst mit Spritzmitt­el gegen den Borkenkäfe­r vorgehen. Seine Flächen sind öko-zertifizie­rt. Dies gilt meist auch für die von ihm betreuten Privatwäld­er. Das heißt, der mögliche Einsatz von Chemie ist streng limitiert. Er müsste auch erst genehmigt werden.

Laut Dingler sind gegenwärti­g im Leutkirche­r Raum oft Waldgebiet­e mit moorigem Untergrund betroffen. Anders als in schweren Böden kann dort das Wasser nicht so gut gespeicher­t werden. Somit verstärkt sich die herrschend­e Trockenhei­t in diesem Fall.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA / MATTHIAS HIEKEL ?? Besonders geschwächt­e Bäume sind vom Borkenkäfe­r bedroht.
ARCHIVFOTO: DPA / MATTHIAS HIEKEL Besonders geschwächt­e Bäume sind vom Borkenkäfe­r bedroht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany