Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Exorzismus-Fall geht in zweite Instanz
WILHLEMSDORF/FRAUENFELD (ric) - Der Fall der in der Schweiz getöteten Wilhelmsdorferin (Kreis Ravensburg) geht in die zweite Instanz. Wie die „Thurgauer Zeitung“in ihrer Mittwochsausgabe berichtete, landet die Sache jetzt vor dem Obergericht Thurgau im Schweizerischen Frauenfeld.
Der Vater, der aus Leutkirch im Kreis Ravensburg stammt, wurde wegen sogenannter eventualvorsätzlicher Tötung am 9. März vor dem Bezirksgericht Frauenfeld zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von neun Monaten verurteilt. Kurz darauf gingen sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung in Berufung. Der Vater möchte ein milderes Urteil, die Staatsanwaltschaft ein härteres. Es handelt sich um einen der spektakulärsten Fälle, die vor dem Gericht in Frauenfeld verhandelt worden sind. In den späten Abendstunden des 2. Januar 2016 soll der Verurteilte an seiner kleinwüchsigen und lernschwachen Tochter einen Exorzismus praktiziert haben, hieß es in der Anklageschrift. Die Dämonenaustreibung wies der Vater, der sich zur Mittelalterszene zählt und einen Hang zum Okkultismus hat, vor Gericht zurück. Unstrittig war für die Justiz, dass seine Tochter an den Folgen einer „Massage mit den Füßen“gestorben ist, wie er es selbst nannte. Gerichtspräsident Rudolf Fuchs sprach bei der Urteilsbegründung von einer „Misshandlung“mit „absoluter brutaler Gewalt“.
Der Fall landete vor einem Schweizer Gericht, weil der Tatort in der Wohnung eines Freundes in Wagenhausen im Kanton Thurgau lag. Die Tochter hatte ihren mehrfach in Deutschland vorbestraften Vater erst zwei Jahre vor ihrem Tod kennengelernt.