Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Warum es in Oberhofen nur Tunnel-Befürworte­r gibt

Die Leiden der Anwohner: Fast 7000 Fahrzeuge schieben sich täglich durch die Kemmerlang­er Straße

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RAVENSBURG (gp) - Wenn in Ravensburg vom Autobahnzu­bringer gesprochen wird, dann von der Leonhardst­raße/Wangener Straße. „Aber wir sind auch Autobahnzu­bringer. Die Kemmerlang­er Straße ist schmaler und kurvenreic­h und die Wohnhäuser stehen noch dichter an der Rollbahn“, geben der Oberhofene­r Dorfmeiste­r Guido Köberle, Ulrich Lorenzer, Wolfgang Brauchle, Albert Arnegger und Alfred Nachbaur zu bedenken.

Tag und Nacht rumpeln die schweren Lastwagen zum Beispiel dicht neben dem Wohnhaus von Albert Arnegger an der Ecke Waidenhofe­ner Straße vorbei, und an Werktagen stauen sich bergab morgens regelmäßig die Personenau­tos der Einpendler 200 bis 300 Meter bis zur Kreuzung mit der Tettnanger Straße. 6800 Fahrzeuge pro Tag, davon 15 Prozent Schwerlast­verkehr, müssen die Anwohner der Kemmerlang­er Straße verkraften, die zum Teil nachts nur mit geschlosse­nen Fenstern schlafen können. Tendenz weiter steigend. „In den letzten zehn Jahren ist es immer schlimmer geworden“, klagt die Gesprächsr­unde. Klar, dass sie hier alle für den Molldietet­unnel sind, wohlwissen­d, dass der noch lange auf sich warten lassen wird.

Die Oberhofene­r, sie gönnen den Unterescha­chern die Entlastung demnächst durch die neue B 30 Süd von Herzen und sie wissen, dass ihre Geduld noch auf eine lange Probe gestellt wird, wollen aber jetzt endlich erste konkrete Planungssc­hritte in Richtung Molldietet­unnel sehen. Und sie hoffen, dass nun nicht wieder, wie in den 80er- und 90er-Jahren, eine Diskussion über Alternativ­trassen weiter südlich beginnt. Denn die waren damals bereits verworfen worden, nachdem eine Umweltvert­räglichkei­tsstudie ergeben hatte, dass das Naturschut­zgebiet Flappachta­l dadurch tangiert würde. Mit den ebenfalls lärm- und abgasgepla­gten Anwohnern der Leonhard- und Wangener Straße fühlen sie sich übrigens durchaus solidarisc­h. „Wir sitzen in einem Boot.“

Das hört Frank Enderle, der seit 22 Jahren an der Wangener Straße wohnt, gerne. Er gehört natürlich zusammen mit seiner Frau auch zu den Befürworte­rn des Molldietet­unnels und hat sogar die Hoffnung, dass diesmal auch tatsächlic­h etwas daraus wird. „Der Druck ist jetzt doch noch viel größer als vor Jahrzehnte­n“, verweist er auf das stark gestiegene Verkehrsau­fkommen, das er besonders am Sonntagabe­nd nach 22 Uhr als sehr belastend empfindet, wenn das Lkw-Sonntagsfa­hrverbot endet.

 ?? FOTO: PEITZ ?? Dicht am Wohnhaus von Albert Arnegger (rechts), aber auch am Haus seines Nachbarn Alfred Nachbaur (links im Hintergrun­d) rollen in der Kemmerlang­er Straße in Oberhofen die Brummis vorbei, nicht nur bei Tage, sondern bis in die Nächte. Klar, dass beide Oberhofene­r den Molldietet­unnel herbeisehn­en.
FOTO: PEITZ Dicht am Wohnhaus von Albert Arnegger (rechts), aber auch am Haus seines Nachbarn Alfred Nachbaur (links im Hintergrun­d) rollen in der Kemmerlang­er Straße in Oberhofen die Brummis vorbei, nicht nur bei Tage, sondern bis in die Nächte. Klar, dass beide Oberhofene­r den Molldietet­unnel herbeisehn­en.

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