Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bierhoff dachte an Rücktritt und will Kontakt zu Özil
ESSEN (SID) - Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff (Foto: imago) erwog nach dem WM-Desaster einen Rücktritt und fürchtete zeitweise eine Entlassung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). „In der Nacht nach dem WM-Ausscheiden habe ich natürlich daran gedacht – das lässt doch niemanden kalt“, sagte Bierhoff der Funke Mediengruppe. Inzwischen spüre er wie Joachim Löw wieder „Energie und Kraft“für den Neustart.
Die Kritik, wonach Löw und er keinen echten Neuanfang wagten, wies Bierhoff zurück. „Wir ändern einiges.“Und konkret zur Mannschaft: „Wir sind nicht an einem Punkt wie 2004, als wir den großen Umbruch einleiten mussten. Die Notwendigkeit, den ganz großen Schritt mit jungen und unerfahrenen Spielern zu tun, ist 2018 nicht angebracht.“Dennoch forderte er die Bundesliga-Clubs zu gemeinsamen Bemühungen auf, mehr Talente für das Nationalteam hervorzubringen. „Unser Misserfolg in Russland hat nichts damit zu tun, ob unsere Nachwuchsarbeit besser oder schlechter ist. Aber wir sehen in naher Zukunft Probleme auf uns zukommen. Wenn wir früher in den Auswahlmannschaften vier, fünf Ausnahmespieler hatten, sind es heute ein oder zwei“, sagte der DFBDirektor, der in Zukunft die Hilfe eines zehnköpfigen Beirates mit Experten wie Berti Vogts oder den ehemaligen Adidas-Chef Herbert Hainer in Anspruch nehmen möchte.
Bierhoff bedauert zudem weiterhin die Umstände des Rücktritts von Mesut Özil. „Ich hoffe, dass wir den Weg zum Gespräch finden. Denn ich will die Dinge verstehen, die passiert sind. Ich versuche weiterhin, mit ihm in Kontakt zu kommen und mit ihm zu sprechen.“Löw hatte bekundet, bislang vergeblich versucht zu haben, Özil zu erreichen. „Das Verhältnis war immer gut. Er ist aber eher jemand, der solche Gespräche scheut“, sagte Bierhoff über Özil.