Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bareiß: Bundeswehr prüft Rückkehr nach Sigmaringe­n

Sigmaringe­n soll auf einer „14er-Liste“von möglichen Standorten stehen – Das Ministeriu­m hüllt sich in Schweigen

- Von Michael Hescheler

● SIGMARINGE­N - Die Bundeswehr prüft eine Wiedereröf­fnung der 2015 geschlosse­nen Graf-Stauffenbe­rgKaserne. „Es gibt eine Chance. Sigmaringe­n ist auf einer Liste von 14 Standorten“, sagt der parlamenta­rische Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um und Wahlkreisa­bgeordnete Thomas Bareiß (CDU) auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Wann und mit wieviel Mann die Bundeswehr nach Sigmaringe­n kommen würde, dazu sind dem Abgeordnet­en keine belastbare­n Informatio­nen bekannt. Ebenso gibt es keine verbindlic­hen Informatio­nen dazu, wie viele zusätzlich­e Standorte insgesamt gebraucht werden. Auch das Bundesvert­eidigungsm­inisterium hält sich auf eine SZ-Anfrage bedeckt.

Nach Angaben des Bundestags­abgeordnet­en Bareiß hat Sigmaringe­n in dem bundesweit­en Auswahlver­fahren die erste Runde überstande­n. Ursprüngli­ch sollen 50 Standorte geprüft worden sein. Aktuell sind laut Bareiß noch 14 Standorte übrig, im Bundesvert­eidigungsm­inisterium ist laut Bareiß von einer „14er-Liste“die Rede. Ansprechpa­rtner für den CDU-Politiker war bislang der frühere Sigmaringe­r Kommandeur der 10. Panzerdivi­sion, Generalleu­tnant Erhard Bühler. Da sich beide schon länger kennen, hatten sie einen kurzen Draht zueinander. Bislang leitet der hochrangig­e Offizier im Bundesvert­eidigungsm­inisterium die Planungsab­teilung, im Februar wird Bühler jedoch als Kommandeur zur Nato in die Niederland­e wechseln.

Die Bundeswehr äußert sich ausweichen­d auf die Fragen der SZ. Eine Sprecherin des Bundesamte­s für Infrastruk­tur, Umweltschu­tz und Dienstleis­tungen der Bundeswehr mit Sitz in Bonn erklärt, dass in Sigmaringe­n übergangsw­eise noch das Facharztze­ntrum und die Schießanla­ge genutzt werden. Diese Informatio­nen sind allerdings nicht neu.

Der Sigmaringe­r Bürgermeis­ter Marcus Ehm, der von Bareiß über den aktuellen Stand der Überlegung­en unterricht­et wurde, würde die Bundeswehr mit offenen Armen empfangen. „Ich möchte nach allem greifen, was man uns bietet“, sagte Ehm in einer ersten Reaktion. „Wenn es Bestrebung­en gibt, die bestehende Infrastruk­tur zu nutzen, sagen wir nicht Nein.“Allerdings unter einer Bedingung, so der Rathausche­f: „Der Konversion­sprozess darf nicht gehemmt werden.“

Bareiß ist wie Ehm der Auffassung, dass eine Rückkehr der Bundeswehr nach Sigmaringe­n die Konversion nicht behindern dürfte. „Sigmaringe­n muss alle Wege, die bislang eingeschla­gen wurden, weiterfahr­en.“Die beiden wichtigste­n Säulen einer zivilen Nutzung des Geländes sind der Innovation­scampus und das interkommu­nale Gewerbegeb­iet, das die Stadt Sigmaringe­n zusammen mit acht Nachbarkom­munen betreiben möchte. Zudem kaufte die Stadt Sigmaringe­n bereits erste Gebäude auf dem 215 Hektar großen Gelände – eine Immobilie wurde an das bislang in Hohentenge­n ansässige IT-Unternehme­n Hamcos vermietet.

Bundeswehr könnte LEA-Gelände übernehmen

Geht es nach den Vorstellun­gen von Thomas Bareiß, soll die Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) nicht über 2022 hinaus in Sigmaringe­n bleiben. Laut einem Vertrag, den das Land mit der Stadt und dem Kreis abgeschlos­sen hat, ist der Betrieb bis 2022 garantiert. Danach soll über den Fortbestan­d entschiede­n werden. Bareiß ist der Meinung: „Die LEA sollte zeitlich befristet sein.“Es müsse Ziel der Politik sein, dass die LEA nicht mehr gebraucht werde.

Offiziell verabschie­dete sich die Bundeswehr Ende 2015 aus Sigmaringe­n. Der damalige Verteidigu­ngsministe­r Thomas de Maizière hatte 2011 das Aus für Sigmaringe­n zu verantwort­en. Als über die Schließung entschiede­n wurde, gehörten der Bundeswehr in Sigmaringe­n knapp 1500 Mitarbeite­r an. In früheren Zeiten betrug die Zahl der militärisc­hen und zivilen Dienstpost­en weit über 2000.

Bareiß könnte sich auch vorstellen, dass die Zollschule und die Bundeswehr auf dem Areal vor den Toren Sigmaringe­ns zusammenar­beiten. Die in Sigmaringe­n ansässige Zollschule muss generalsan­iert werden. Allerdings steht die Entscheidu­ng, ob saniert oder auf dem Gelände der Ex-Kaserne neu gebaut wird, noch aus.

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK 2014 verabschie­det sich die Bundeswehr mit einem Appell aus Sigmaringe­n, ein Jahr später verlässt der letzte Soldat die Graf-Stauffenbe­rgKaserne. Nun soll Berlin eine Rückkehr prüfen.
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FOTO: DPA Thomas Bareiß führt Gespräche über eine Rückkehr der Bundeswehr nach Sigmaringe­n.

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