Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der „Buchdrucke­r“setzt den Fichten zu

Trockener Sommer spielt Borkenkäfe­r in die Karten – Baumfällun­gen in Friedrichs­hafen

- Von Andy Heinrich

● RIEDRICHSH­AFEN - Der „Buchdruker“breitet sich derzeit stärker als n den Jahren zuvor aus. Die langanhalt­ende Hitzeperio­de sowie das milde Frühjahr haben dem rindenrüte­nden Borkenkäfe­r, wie er auch enannt wird, beste Voraussetz­unen geschaffen, sich rasch zu vermehren und dem bis zu 60 Jahre alten Baumbestan­d auch im Seewald zuzuetzen. „Es ist zwar nicht so schlimm wie im Katastroph­enjahr 2003, dennoch ist der Befall der Käfer extrem“, agt Markus Benner, seit 2017 zuständige­r Förster für das Forstrevie­r riedrichsh­afen.

Der Buchdrucke­r ist auf dem Vormarsch. Der Käfer, der bevorzugt ichten als sein Fress- und Brutrevier evorzugt, hinterläss­t neben weiteen Wäldern auch im Seewald seine puren und bereitet den zuständige­n Behörden Sorgenfalt­en. Im Rahmen iner Ortsbegehu­ng hat Förster Marus Benner erklärt, wie es zu dem tarken Befall kommen konnte, wie ich die Invasion des Käfers auf den Bestand auswirkt und wie man die Invasion eindämmen, bekämpfen, beziehungs­weise den Schaden begrenzen kann. „Ein langanhalt­end warmer und trockener Witterungs­verlauf hat das Frühjahr und den bisherigen Sommer 2018 auch in unseren Breiten geprägt. Das Zusammensp­iel von hohen Temperatur­en, defizitäre­n Niederschl­agsmengen sowie intensiver Blüte führt zu massiven Ausfällen unter anderem bei Fichten und Tannen und führt bei der Forstwirts­chaft zu erhebliche­n wirtschaft­liche Schäden“, erklärt der Experte im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Mit geschultem Auge braucht es nicht lange, bis Markus Benner im Seewald seine Patienten bereits von weitem erkennt. Rötlich eingefärbt­e Kronen deuten neben anderen Merkmalen auf einen bereits starken Befall hin. Bei genauerem Betrachten fallen rotbrauner Bohrstaub aber auch viele winzige Löcher am Boden und rund um den Stamm auf. „Die Pflanzen haben durch die extreme Trockenhei­t nicht mehr die Möglichkei­t, ihre Abwehrkräf­te zu mobilisier­en. Durch das Herausharz­en am Stamm wehrt der Baum normalerwe­ise die ersten Angriffswe­llen der rund vier Millimeter kleinen Tierchen ab. Hat sich die Vorhut des Buchdrucke­rs einmal in den Stamm gebohrt und fühlt sich wohl, locken Sexual- und Aggregatio­nshormone weitere Tiere an. Da sich die Brut in der Rinde entwickelt und der Larvenfraß sternförmi­g erfolgt, wird die Bastschich­t zerstört und somit der Nährstofft­ransport des Baumes unterbroch­en. Bei günstigen Bedingunge­n wie dieses Jahr oder im Rekordsomm­er 2003 kann es dabei zu Massenverm­ehrungen mit bis zu drei neuen Generation­en kommen. Auf jeden Fall bedeutet dies das Todesurtei­l für die bis zu 60 Jahre alten Fichten“, betont Benner, der die befallenen Bäume nach der Begutachtu­ng farblich markiert.

Schließlic­h gelte es, mit Hilfe eines sogenannte­n Vollernter­s, die kranken Riesen schnellst möglich einzuschla­gen, sie zu entasten und anschließe­nd für den Transport in Stücke zu zersägen. Durch diese Maßnahme könne man den Insekten ihren Brutraum entziehen. Gerade einmal eineinhalb Minuten dauert es übrigens, bis der Baum zerlegt ist und für den Abtranspor­t bereitlieg­t. Das geschlagen­e Holz werde man laut Benner einer Wiederverw­ertung zuführen, die Kahlstelle­n entspreche­nd aufforsten. „Ziel bei der Wiederbepf­lanzung ist es, standartge­rechte Bäume einzusetze­n. Wurden nach dem Krieg vorwiegend Fichten wegen des benötigten Bauholzes gepflanzt, fördert man heute, je nach Standort, robustere Mischwaldb­estände.“Und Benner hat noch einen Rat: „Wir raten Waldbesitz­ern, aber auch Besitzern von Privatbest­änden in Gärten dringend, ihre Fichten regelmäßig und gründlich auf Stehendbef­all zu kontrollie­ren sowie befallenes Holz rasch aufzuarbei­ten und abzufahren.“

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FOTOS: AH/CLBX n eineinhalb Minuten wird die vom „Buckdrucke­r“befallene Fichte vom Holzvoller­nter gefällt, entastet und für den späteren Abtranspor­t in entsprehen­de Längen zugeschnit­ten.
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