Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Noch ist nicht alles grün in der Landwirtsc­haft

Politiker und Landwirte diskutiere­n in Bad Waldsee über zentrale ökologisch­e Fragen der Zeit

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BAD WALDSEE (sz) - Wie werden Lebensmitt­el hergestell­t? Wie wird dabei mit den natürliche­n Ressourcen wie Böden und Wasser umgegangen? Wie mit den Tieren? Über zentrale ökologisch­e Fragen der Zeit wurde am vergangene­n Freitag im Grünen Baum in Bad Waldsee diskutiert.

Der Ortsverban­d der Grünen hatte nach eigenen Angaben zum Fachgesprä­ch „Stichwort Landwirtsc­haft“eingeladen. Rund 30 Zuhörer verfolgten dort eine Diskussion von Alfred Weidele, Geschäftsf­ührer der Rinderunio­n Baden-Württember­g, und Erhard Pfluger, BioBauer vom Hofgut Mosisgreut bei Vogt, mit dem Bundestags­abgeordnet­en Harald Ebner aus Schwäbisch Hall. Ebner ist Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss Ernährung und Landwirtsc­haft und selbst studierter Agronom.

Die Sprecherin und der Sprecher des Ortsverban­ds, Corinna Kreidler und Ulrich Köpfler, moderierte­n das Fachgesprä­ch und konnten dazu auch die grüne Landtagsab­geordnete Petra Krebs begrüßen. Ein zentraler Gedanke der Diskussion war die Frage nach der Beziehung zwischen Landwirtsc­haft und Gesellscha­ft.

Es kamen Fragen auf wie diese: Wie viel Macht haben Verbrauche­r wirklich, und wie sollte eine informiert­e Kaufentsch­eidung besser unterstütz­t werden, etwa durch eine Kennzeichn­ungspflich­t für Fleisch? Wo ist die Politik gefragt? Wie müssten die Richtlinie­n der Europäisch­en Agrarförde­rung verändert werden, damit ökologisch­e Leistungen angemessen bezahlt werden? Wie kann da Landwirten wieder mehr Vertrauen entgegenge­bracht und gleichzeit­ig Bürokratie für Landwirtsc­haftsbetri­ebe abgebaut werden?

Harald Ebner verwies laut Pressemitt­eilung mehrfach darauf, dass 60 Milliarden Euro pro Jahr von der EU in die Landwirtsc­haft fließen. Die Diskutante­n betonten, Lösungen zu finden sei wichtiger, als den Biolandbau und den konvention­ellen Anbau gegeneinan­der in Stellung zu bringen. Besonders die Wertschätz­ung von Lebensmitt­eln und der bäuerliche­n Arbeit verband die drei Gesprächsp­artner.

Doch traten auch Unterschie­de zutage: Aus Sicht des Demeter-Bauern Erhard Pfluger sei die Schaffung und Pflege gesunder Böden zentral, nicht die (chemische) Behandlung der Pflanzen. Der Regenwurm sie dabei der größte Helfer der Landwirtsc­haft, meinte er. Und für Ebner sei der Einsatz von Pestiziden eine Hauptursac­he des Insekten- und damit Artensterb­ens.

Dagegen äußerte Alfred Weidele Verständni­s für den Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat, weil damit die Bodenerosi­on, die bei der Bearbeitun­g der Böden ansonsten entstehe, vermieden werde. Und während Emissionen durch intensive Tierhaltun­g (zum Beispiel das Klimagift Methan) für Ebner und Pfluger nur durch die Bindung von Tierbestän­den an größere Flächen gesenkt werden könnten (Extensivie­rung), setzt Weidele auf bessere Züchtung.

Insbesonde­re die Frage der Neuausrich­tung der Europäisch­en Agrarpolit­ik wird weiter Thema bleiben. Der grüne Ortsverban­d plant hierzu eine Veranstalt­ung im Vorfeld der Europawahl im nächsten Frühjahr. Zum Abschluss des Abends warf Köpfler noch einen Blick auf die kommende Gemeindera­tswahl und lud an grünen Themen Interessie­rte zur Mitwirkung bei den kommenden Wahlen ein.

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FOTO: GRÜNE BAD WALDSEE Die Gesprächsp­artner Harald Ebner (MdB), Erhard Pfluger und Alfred Weidele (von links), eingerahmt von Corinna Kreidler und Ulrich Köpfler, dem Sprecherte­am der Grünen Bad Waldsee.

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