Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hymer-Mitarbeite­r fürchten Heuschreck­e

Hauptgespr­ächsthema in der Belegschaf­t ist der mögliche Mehrheitsv­erkauf

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Nachricht, dass der Caravan- und Wohnmobilh­ersteller Hymer nun doch eine Mehrheit am Familienun­ternehmen verkaufen könnte, ist von den Mitarbeite­rn in Bad Waldsee ganz unterschie­dlich aufgenomme­n worden und wird dieser Tage heiß diskutiert. Die Gerüchtekü­che brodelt.

Es ist das Hauptgespr­ächsthema unter den Mitarbeite­rn. Der mögliche Mehrheitsv­erkauf ruft bei den Arbeitern unweigerli­ch Fragen hervor: Wie geht es weiter? Was passiert, wenn eine sogenannte Heuschreck­e – also Investoren, die einen Ruf als gewissenlo­se FirmenPlün­derer haben – das Unternehme­n übernimmt? Werden die Verträge verlängert? Die Gedanken schweifen um die eigene Zukunft im Unternehme­n sowie um die von Hymer selbst. Diese Gedanken beschreibe­n mehrere Angestellt­e der SZ sehr sachlich. Von Panik oder Hysterie ist nichts zu spüren.

Gleichwohl malen sich die Lohnempfän­ger die unterschie­dlichen Szenarien genau aus und prüfen derweil ihre eigenen möglichen Konsequenz­en und Taten. Da ist im Falle eines Verkaufs an eine Heuschreck­e von Demonstrat­ionen die Rede und im Falle eines seriösen Investors von Loyalität. Die Bindung zum Bad Waldseer Wohnmobilh­ersteller und die generelle Zufriedenh­eit im Unternehme­n scheinen groß. Dass die Stimmung aktuell nicht überborden­d negativ ist, hängt auch mit der aktuellen Auftragssi­tuation zusammen.

So mancher Mitarbeite­r betont die hervorrage­nde Auftragsla­ge im Nachgang zum Caravan-Salon. Andere machen auf Investitio­nen während der Betriebsfe­rien aufmerksam und heben neue Regale und Umbauten in Werkshalle­n hervor. Doch am deutlichst­en trägt ein Umstand zur derzeit noch ruhigen Lage bei: Es gab keine Kündigunge­n. Vielmehr habe es sogar einzelne Neueinstel­lungen gegeben, sagen Arbeiter, die anonym bleiben wollen.

Zeitpunkt der Bekanntgab­e der neuen Pläne sorgte für Unmut

Kritische Töne gibt es aber auch: Dem Vernehmen nach hatte der Zeitpunkt der Bekanntgab­e der neuen Pläne für Unmut gesorgt. Ausgerechn­et während der vierwöchig­en Betriebsfe­rien wurde der potenziell­e Mehrheitsv­erkauf offiziell. Und so erfuhren etliche Mitarbeite­r über die Presse davon.

Ob die Abgabe eines Mehrheitsa­nteils auch den Komplettve­rkauf der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) an einen oder mehrere Interessen­ten und damit den Ausstieg der Eigentümer­familie aus dem Unternehme­n bedeuten könne, ließ EHGChef Martin Brandt gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“zuletzt offen. Ursprüngli­ch wollte das Unternehme­n nur einen Minderheit­santeil verkaufen. Diese Strategie hat sich im Prozessver­lauf geändert. Neben dem Anteilsver­kauf an einen strategisc­hen Investor oder einen Finanzinve­stor, befasst sich das Unternehme­n weiterhin mit einem Börsengang.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Beim Bad Waldseer Wohnmobilh­ersteller Hymer stehen zukunftswe­isende Entscheidu­ngen an.

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