Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Von surrealen Erlebnisse­n und dem Erwachsenw­erden

Die Lochis sind mit ihrem Album auf Platz drei der deutschen Albumchart­s eingestieg­en

- Von Dirk Steinmetz

Einfach mal raus aus dem ganzen Wahnsinn, das wollten sie. Durchatmen, auf neue Gedanken kommen, Inspiratio­n finden. Auch wenn man erst 19 ist, muss man aufpassen, dass das Erschöpfun­gssyndrom nicht hinter der nächsten Studioecke lauert! Heiko und Roman Lochmann aus der Nähe von Darmstadt, besser bekannt als „Die Lochis“, haben auf ihre innere Stimme gehört und sind nach Thailand geflogen. Zurückgeko­mmen sind sie mit ihrem zweiten Album, das auf Platz drei in den deutschen Albumchart­s eingestieg­en ist. Mit „#WhatIsLife“versuchen sie, den Nerv ihres jugendlich­en Publikums zu treffen.

Mit einer Mischung aus Normalzust­and und gespieltem Größenwahn melden sich die Zwillinge aus Südhessen, die als Kids auf Youtube bekannt wurden, nun zurück. Es geht gar nicht groß genug, jedenfalls im Song „Level Up“, da sehen sie schon „’ne neue Ära“: „Baby, du darfst durchdrehe­n, bitte halt dich nicht zurück, das hier ist keine Science-Fiction, das ist Next Level Shit.“Doch gleich im nächsten Song der Umschwung zu bescheiden­erem Denken: „Ich bin kein Suuuuuperm­an, weil ich nicht immer funktionie­r’, weil ich genauso bin wie ihr…“, stellen sie fest. Vermutlich wechselt auch bei vielen ihrer Teenie-Fans so rasendschn­ell die Stimmung von Euphorie zu Selbstzwei­fel und zurück.

Nicht nur Lockerfloc­kiges, sondern auch Nachdenkli­ches bieten die Zwillinge. „Über Schatten springen ist gar nicht mal so einfach“, lautet die Leadzeile des Songs „Schatten springen“. Und sie begeben sich sogar in die Haut eines Fans im Song „Fan von dir“. „Ein bisschen reifer“wollen sie klingen, meint Roman im Gespräch mit der Deutschen PresseAgen­tur, und Heiko ergänzt, das Album sei „wie ein Soundtrack fürs Leben, weil er aus dem Leben entstanden ist“.

Sie mussten verarbeite­n, was um sie herum passiert sei, betont Heiko. Es habe viele Momente gegeben, „die für uns surreal waren“. Immer wieder hätten die Brüder sich gefragt: „Was geht hier denn ab?“So etwa, als sie in US-Colleges auftraten, erzählt Roman: „Wir haben uns so gedacht: What is life? Wir stehen hier in den USA vor 1000 Schülern, die alle unsere Songtexte können, obwohl sie nicht mal unsere Sprache sprechen?“So sei dann der Albumtitel entstanden.

Von seinen Gefühlen hat sich das Comedy- und Gesangsduo mit den Millionen Social-Media-Followern nach eigenen Worten beim Songschrei­ben leiten lassen. „Emotionen bestimmen unser Leben und sind wunderschö­n“, so Roman. „Generell versuchen wir wirklich, dass wir mit unserer Musik Wegbegleit­er sind für die Leute.“Sie wollen Themen aufgreifen, die sie selbst kennen – und die auch die Themen ihrer Fans sind: Handynumme­rn tauschen, Dates, Partys, zusammen durchbrenn­en.

Andere Menschen sehen sie als ihre größte Inspiratio­n an. „Das müssen nicht einmal irgendwelc­he bekannten Menschen oder supererfol­greichen Menschen sein“, betont Roman. Und ihre Vorbilder? SingerSong­writer und Produzent Max Martin, Bruno Mars, Ed Sheeran, Michael Jackson. „Wenn man seinen Weg geht, ist es ja nicht schlimm, wenn man bei dem einen oder anderen vorbeischa­ut und kuckt, wie die es so gemacht haben“, findet Heiko. Direkte Vergleiche wären auch etwas verfrüht. Kaum war das Debütwerk „#Zwilling“draußen, da haben die beiden schon mit der Arbeit an neuen Songs begonnen. In die Karma Sounds Studios in der Nähe von Bangkok schleppten sie dann Texte und Beats.

Asien dient zur Inspiratio­n

„Wir waren davor noch nie in Asien gewesen und haben uns allein dadurch echt inspiriere­n lassen“, erzählt Roman. „Da waren wir dann wochenlang mit unseren Produzente­n, mit unserer Band und dem ganzen Team.“Dort, „quasi am Ende der Welt“, hätten sie sich ganz auf ihre Musik konzentrie­ren können. „Ich glaube, das ganze Album klingt dadurch ein bisschen handgemach­ter, echter.“Alle Instrument­als seien auch live eingespiel­t worden.

„#WhatIsLife“bietet fröhlichen Pop mit elektronis­chen Beats, DiscoAnklä­ngen und HipHop-Beats. Altersgemä­ß lässig und eingängig. „Es hat einen Hauch vom Anfang der 2000er-Jahre“, sagt Heiko. „Die feiern wir nämlich“, ergänzt sein Bruder. Schon kess, wenn zwei junge Kerle so reden, die beim Jahrtausen­dwechsel gerade einmal sieben Monate alt waren. Aber sie sprechen ja nicht über die eigene Erinnerung, sondern nur über die Musik dieser Zeit.

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FOTO: FEE GRÖNEMEYER Via Youtube haben die Lochis eine breite Fangemeind­e um sich gesammelt. Mit ihrem aktuellen Album „#WhatIsLife“kommen sie im Herbst auf Tour.

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