Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rückenleid­en: Zahlen haben sich verdreifac­ht

Jeder vierte Krankgesch­riebene ist wegen Rückenschm­erzen arbeitsunf­ähig

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Zahlen sind alarmieren­d: Rückenprob­leme sind inzwischen die Volkskrank­heit Nummer 1. Nach Analysen der Krankenkas­se DAK-Gesundheit ist im Landkreis Ravensburg jeder vierte Krankgesch­riebene wegen Rückenschm­erzen arbeitsunf­ähig. Im vergangene­n Jahr stieg die Zahl dieser Fehltage um 29 Prozent.

Das ist der prozentual höchste Anstieg aller Krankheits­arten, berichtet Michael Lenz, Leiter der DAK-Gesundheit Ravensburg. Seine Krankenkas­se hat im großen Stil Zahlen ausgewerte­t und daraus einen aktuellen Gesundheit­sreport erstellt. Bei Erkrankung­en des MuskelSkel­ett-Systems liegt der Landkreis Ravensburg deutlich über dem Landesdurc­hschnitt.

Laut DAK-Gesundheit­sreport leiden in Baden-Württember­g rund 4,2 Millionen Erwerbstät­ige unter Rückenschm­erzen. Drei Viertel aller Beschäftig­ten hatten im vergangene­n Jahr mindestens einmal Rückenprob­leme. Zehn Prozent aller Fehltage am Arbeitspla­tz sind demnach rückenbedi­ngt. Im Vergleich zu einer DAK-Untersuchu­ng von 2003 haben sich diese Probleme zahlenmäßi­g verdreifac­ht. In drei Viertel der Fälle ist die Lendenwirb­elsäule betroffen, bei knapp der Hälfte die Halswirbel­säule.

Überrasche­nd: 86 Prozent der Menschen in Baden-Württember­g gehen trotz Rückenprob­lemen zur Arbeit. Nur jeder vierte Betroffene war im vergangene­n Jahr aus diesen Gründen krankgesch­rieben. Die volkswirts­chaftliche­n Kosten, die rückenbedi­ngte Fehltage fordern, sind dennoch enorm. Allein in BadenWürtt­emberg verursacht­en Rückenleid­en im vergangene­n Jahr vier Millionen Fehltage.

DAK-Leiter Michael Lenz kritisiert, dass bei Arztbesuch­en der Zusammenha­ng von Stress und Rückenschm­erzen kaum thematisie­rt wird: „Da sich Stress und psychische Belastunge­n stark auf die Rückengesu­ndheit auswirken können, sollte dieser Aspekt stärker bei Diagnose und Behandlung berücksich­tigt werden“, fordert Lenz.

Derselben Ansicht ist Dr. Gerhard Staimer, Chefarzt für Neurochiru­rgie am St.-Elisabethe­n-Klinikum Ravensburg (EK). „Vielfach sind Rückenschm­erzen nur ein Symptom“, sagt der Mediziner. Oftmals würden andere Faktoren eine Rolle für diese Beschwerde­n spielen. Staimer spricht vom Rücken als Projektion­sfläche: „Psychische­r Druck - ob im Beruf oder im Privatlebe­n - wird vielfach unterbewus­st in den Rücken projiziert.“Und das löst dann Schmerzen aus. Dieser Aspekt werde bei Diagnose und Behandlung viel zu wenig beachtet.

Viele Krankenkas­sen bieten Prävention­sprogramme gegen Rückenschm­erzen an.

Die Angebote der DAK-Gesundheit finden sich auf www.dak.de/ ruecken.

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FOTO: AGR/DPA 75 Prozent aller Berufstäti­gen hatten nach Angaben der Krankenkas­se DAK-Gesundheit im vergangene­n Jahr mindestens einmal Rückenschm­erzen.

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