Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Annaberg-Buchholz statt IGI Rißtal
Warum Handtmann einen Großauftrag im Bereich der E-Mobilität nach Sachsen vergibt
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BIBERACH - Rückschlag für die Planungen eines interkommunalen Gewerbegebiets (IGI) im Rißtal: Die Biberacher Unternehmensgruppe Handtmann hat einen Auftrag für Bauteile für Elektroautos, deren Fertigung sie sich im IGI hätte vorstellen können, an ihren Standort nach Annaberg-Buchholz (Sachsen) vergeben. Dort sollen rund 3250 Quadratmeter umfassende Hallen neu gebaut werden. Man verfolge die IGI-Pläne bei Herrlishöfen zwar weiter, heißt es von Unternehmensseite, „wir haben für das IGI kurzfristig aber keinen Zeitdruck mehr“. An „Vorratsflächen“sei man aber nach wie vor interessiert.
Der Großauftrag eines internationalen Automobilkonzerns hat laut Handtmann-Mitteilung eine Laufzeit von acht Jahren. Gefertigt werden sollen pro Jahr zwei Millionen Batteriequerträger für Elektroautos. Dieser Auftrag stelle den Einstieg von Handtmann in die Großserienherstellung für Bauteile der Elektromobilität dar, so Michael Hagemann, Geschäftsführer Leichtmetallguss bei Handtmann.
IGI-Zeitplan hat sich verzögert
Produktionsbeginn für den Auftrag ist im April 2020. Bereits in der Verhandlungsphase gab es bei Handtmann Überlegungen, wo der neue Auftrag bearbeitet werden kann. Ein möglicher Produktionsort hätte das IGI Rißtal sein können, so Handtmann-Geschäftsführer Jörg Hochhausen. Dem Kunden müssen vor Vertragsabschluss aber entsprechende Produktionsmöglichkeiten nachgewiesen werden.
Konkret durchgerechnet worden sei die Option im Rißtal aber nicht mehr, weil sich der Zeitplan für das IGI so weit verzögert habe, dass dort bis April 2020 kein neues Gebäude errichtet und vollständig ausgestattet hätte werden können, so Hochhausen. Die Flächenfrage sei bei solchen Aufträgen immer ein wichtiges Thema. „Das sagen wir seit einigen Jahren immer wieder“, so Hochhausen. Die Entscheidung für Annaberg sei eine Konsequenz daraus.
In Biberach hätte Handtmann zwar den Aluminiumguss durchführen können, „aber für die anschließende mechanische Bearbeitung fehlen uns sowohl in der ArthurHandtmann-Straße als auch an unserem Standort in Aspach geeignete Flächen“, sagt Hagemann.
Statt in Biberach werde der neue Auftrag nun in der HandtmannLeichtmetallgießerei in AnnabergBuchholz bearbeitet, zu der auch ein Standort für mechanische Bearbeitung im 20 Kilometer entfernten Königswalde gehört. Dafür errichtet das Unternehmen neue Gebäude auf dem bestehenden Werksgelände. Derzeit laufen die vorbereiteten Arbeiten an. Baubeginn für die 3250 Quadratmeter umfassenden Produktionsund Bearbeitungsflächen soll im Frühjahr 2019 sein.
Ob auch künftige Aufträge im Bereich der E-Mobilität nach Annaberg vergeben werden, vermag Hochhausen aus heutiger Sicht noch nicht zu sagen. „Aber das Know-how, das wir künftig dort haben werden, ist natürlich zunächst einmal ein Pluspunkt für Annaberg-Buchholz.“
Die Pläne für das künftige IGI Rißtal nördlich von Herrlishöfen verfolge Handtmann aber dennoch weiter. „Durch den Bau der Halle in Annaberg-Buchholz haben wir für das IGI kurzfristig keinen Zeitdruck mehr. Aber Handtmann ist dem Standort Biberach verbunden und deshalb nach wie vor an Vorratsflächen in der Nähe unserer Biberacher Werke interessiert“, betont Hagemann.