Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Studentenbuden werden immer teurer
Mieten für WG-Zimmer liegen im Kreis Ravensburg deutschlandweit im oberen Viertel
KREIS RAVENSBURG (sz/knf) - Die Wohnungssuche für Studierende ist zum Start des Wintersemesters schwieriger als je zuvor. Das hat eine Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts ergeben. Vor allem in begehrten Hochschulstädten spitzt sich die Lage demnach zu. So sei in München erstmals die 600-Euro-Preisgrenze für ein WG-Zimmer erreicht worden. In Ravensburg, Weingarten und Isny ist die Lage noch nicht so angespannt: Hier zahlen Studenten im Schnitt 360 Euro Miete für ein Zimmer in einer WG. Doch auch diese Preise steigen stetig an. Im Kreis Ravensburg gibt es laut Studie außerdem eine unterdurchschnittliche Quote geförderter Wohnheimplätze sowie vergleichsweise wenig ausländische Studierende.
Wie aus den Zahlen des Instituts hervorgeht, ist die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer im Kreis Ravensburg seit dem Jahr 2013 von 300 Euro auf aktuell 360 Euro gestiegen. Damit liegt der Landkreis nur minimal unter dem Deutschland-Schnitt von 363 Euro.
Im Vergleich der insgesamt untersuchten 96 Hochschulstädte liegen Ravensburg, Weingarten und Isny auf Platz 23, befinden sich also, was die Zimmerpreise betrifft, im oberen Viertel.
Weiter geht aus der Studie hervor, dass an den Hochschulen im Kreis weniger Studierende aus dem Ausland eingeschrieben sind als in den meisten anderen deutschen Hochschulen: Die Quote im Landkreis Ravensburg liegt bei 7,8 Prozent, der deutschlandweite Durchschnitt beträgt 13 Prozent.
Wohnungsmarkt ist so angespannt wie noch nie
Das Moses-Mendelssohn-Institut hat zum bevorstehenden Start des Wintersemesters 2018/2019 zum sechsten Mal in Folge alle Hochschulstädte mit mindestens 5000 Studierenden detailliert untersucht, in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de.
Ermittelt wird für alle Standorte ein Anspannungs-Index des studentischen Wohnungsmarktes mit maximal 100 möglichen Punkten. „Im Bundesschnitt stellten wir im sechsten Jahr der Untersuchung einen weiteren Anstieg des Index fest, von 37,7 auf 37,9 Punkte. Das ist ein neuer Höchstwert“, sagt Stefan Brauckmann, Direktor des Moses-Mendelssohn-Instituts. „Hauptursache für diese Entwicklung ist die Mischung aus einer zunehmenden Nachfrage, steigenden Preisen und mangelndem Angebot in den gefragten Hochschul-Standorten“so Brauckmann: „In vielen Städten sind die Grundstücksund Immobilienpreise einfach zu hoch, um im privaten Segment noch Mieten darzustellen, die ins studentische Budget passen. Und die finanzielle Förderung von Bund und Ländern ist dort bisher kaum ein ausreichender Anreiz, doch zu bauen.“Am günstigsten leben Studenten übrigens in Chemnitz mit 230 Euro WG-Miete im Schnitt.
In Auftrag gegeben wurde die Analyse vom Immobilienentwickler GBI, der bereits seit einem Jahrzehnt auch führend im Bereich des studentischen Wohnens deutschlandweit aktiv ist.
Viele Studenten zahlen auch im kommenden Semester für ihre Unterkünfte sogar noch mehr als die über das WG-Gesucht.de-Portal ermittelten Preise für Wohngemeinschaften. „WG-Zimmer sind am preiswertesten. Wer in eine eigene Wohnung zieht, muss in allen Städten erheblich mehr zahlen. Denn bei der Suche nach 1- oder 2-ZimmerWohnungen wird die Konkurrenz für Studierende immer stärker, etwa durch Jobanfänger, Singles oder Pendler“, erläutert Annegret Mülbaier von WG-gesucht.de.
Für die Studentenstädte-Analyse hat das Moses-Mendelssohn-Institut wie in den Vorjahren jeweils 23 Faktoren genau untersucht. Neben der Preisanalyse gehören dazu beispielsweise die Entwicklung der Studierendenund Erstsemesterzahlen, die Altersstruktur der Bewohner, die Quote geförderter Wohnheime, das sonstige Immobilienangebot sowie die Attraktivität von Universität und Stadt für inbzw. ausländische Studierende.
Eindeutig seien die Präferenzen nicht nur bezogen auf die Wahl des Hochschul-Standorts, sondern auch bei der Entscheidung für konkrete Wohnlagen innerhalb der Stadt, wie die Detailanalyse des MMI zeigt. „Studierende haben ganz genaue Vorstellungen von ihrem Lebensumfeld“, so Stefan Brauckmann. Trotz eines gerade in den Hochschulstädten stark belasteten Budgets würden sie nicht automatisch in günstige Quartiere ziehen. Für eine entsprechende Lage mit gutem Angebot an Kneipen, Kultur und anderen passenden Freizeitangeboten seien sie bereit, bei Ausstattungsmerkmalen oder Größe der Wohnung Kompromisse einzugehen. Brauckmann erläutert: „Schon wenige Hundert Meter Lage-Unterschied lassen die Studierenden zu anderen Entscheidungen kommen, hat unsere Untersuchung gezeigt.“Entsprechend unterschiedlich entwickeln sich städteintern auch die Preise.