Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Entwarnung fürs Krankenhaus
Notfallversorgung: Pläne hätten für Waldsee gravierende Folgen gehabt.
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BAD WALDSEE - Die Notfallversorgung am Krankenhaus in Bad Waldsee bleibt unverändert: Die Oberschwabenklinik gab nun Entwarnung und bestätigte, dass die neuesten Pläne des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) für die Versorgung von Notfallpatienten keine Auswirkungen auf den OSK-Standort in Bad Waldsee haben. Wären die Pläne so umgesetzt worden, wie noch im August kommuniziert (die SZ berichtete), hätte dem Krankenhaus Bad Waldsee ein finanzieller Verlust im sechsstelligen Bereich gedroht.
Mit dem Konzept will der GBA neue Qualitätskriterien für Notaufnahmen einführen, die gravierende Auswirkungen auf Krankenhäuser haben. Denn wie viel Geld die Kliniken von den Krankenkassen für die Versorgung von Notfallpatienten bekommen, soll künftig von diesen Qualitätskriterien abhängen, die die Häuser erfüllen – oder eben auch nicht. Die neuesten Pläne aus Berlin hätten daher vor allem für kleinere Kliniken zum Problem werden können, da Krankenhäuser künftig in drei Stufen der Notfallversorgung eingeordnet werden sollen. Das bedeutet: Kliniken, die die Anforderungen für keine der drei Stufen erfüllen (wie beispielsweise Bad Waldsee), sollten laut GBA-Konzept von den Kassen keine Zuschläge mehr für Notfallpatienten bekommen – und sogar noch Abschläge zahlen („Vielen Notaufnahmen droht das Aus“, SZ vom 21. August).
Für das Krankenhaus in der Kurstadt wäre das ein verheerendes Signal mit unbekannten Auswirkungen auf die medizinische Versorgung gewesen. Denn: „Wäre das so umgesetzt worden, hätten wir in Bad Waldsee erhebliche finanzielle Auswirkungen im sechsstelligen Bereich gehabt“, teilte OSK-Sprecher Winfried Leiprecht auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Zwischenzeitlich seien die angedachten Abschlagszahlungen jedoch „wieder vom Tisch“, wie Leiprecht erläuterte. Andernfalls wären viele Notaufnahmen dadurch „außer Gefecht gesetzt worden, außer sie hätten den großen wirtschaftlichen Nachteil verkraften können“. Nachdem die Pläne nun angepasst wurden und keine Abschlagszahlungen fällig werden, ändere sich für Bad Waldsee nach aktuellem Stand nichts, so Leiprecht. „Das Krankenhaus bleibt weiterhin Anlaufstation für Notfallpatienten.“Allerdings könnte es sein, dass Patienten in Zukunft „öfters als bisher“in die anderen OSK-Krankenhäuser nach Ravensburg und Wangen weiterverwiesen werden. Denn wie die Auswirkungen des GBA-Konzepts im Detail aussehen, müsse laut Leiprecht noch abgewartet werden – vor Spätherbst sei nicht mit Ergebnissen zu rechnen.
Auch das Krankenhaus St. Elisabeth (EK) in Ravensburg ist von den geplanten Änderungen betroffen. „Es geht um die Frage, mit welchen Zuschlägen ein Haus dieser Größe künftig rechnen darf.“Wie der OSK-Sprecher betont, wäre es „gut, wenn die Zuschläge zumindest die Kosten decken, die wir für die Notfallversorgung in die Hand nehmen“. Unklar sei jedoch noch, in welche Stufe der Notfallversorgung das EK künftig eingruppiert werde. Angedacht war nach GBA-Plänen folgende Unterteilung: Krankenhäuser der niedrigsten Stufe leisten eine Basisversorgung, in Stufe drei wird eine umfassende Behandlung gewährleistet. Umso höher die Stufe, umso mehr Geld gibt es von den Kassen für Notfallbehandlungen.
Für das Krankenhaus Bad Waldsee steht die Eingruppierung in eine der Stufen nicht mehr zur Diskussion, was zumindest nicht mehr mit Abschlagszahlungen verbunden ist. „Für eine Basisversorgung fehlen die Voraussetzungen“, erläutert Leiprecht. Das sind für diese niedrigste Stufe eine zentrale Notaufnahme (wie beispielsweise am EK in Ravensburg), ein Schockraum und Computertomographie (CT). Das Westallgäu-Klinikum in Wangen werde hingegen wahrscheinlich in die unterste Stufe der Basisversorgung eingestuft, das moderne EK aller Voraussicht nach in Stufe drei.
Im Krankenhaus Bad Waldsee wird die Versorgung der Notfallpatienten durch die chirurgische und die innere Ambulanz sichergestellt. Da es bekanntlich keine zentrale, interdisziplinäre Notaufnahme gibt, werden Patienten vom Empfang der entsprechenden Fachambulanz zugewiesen. Die OSK macht nach eigenen Angaben (Stand 2018) mit ihren Notaufnahmen an allen drei Akutstandorten (Bad Waldsee, Ravensburg, Wangen) jährlich einen Verlust von rund drei Millionen Euro. Das Krankenhaus Bad Waldsee ist wie alle OSK-Akuthäuser auch Notarztstandort.