Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Klassische Musik vom Feinsten erklingt in der Pfarrkirche
Kammerorchester Arcata spielte zugunsten der Bürgerstiftung Aulendorf – Solist Daniel Koschitzki begeisterte das Publikum
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AULENDORF - Ein erstklassiges Musikkonzert auf höchstem Niveau hat es am Sonntagabend in der Aulendorfer Pfarrkirche St. Martin gegeben. Zum Jahreskonzert der Bürgerstiftung Aulendorf spielte das Kammerorchester Arcata aus Stuttgart unter der Leitung von Patrick Strub und begeisterte mit klassischer Musik die mehr als 160 Zuhörer. Besonders beeindruckte der Solist Daniel Koschitzki auf Blockflöte und Flautino.
Das Orchester begann mit einem „Konzert für Flöte und Streicher in gmoll“mit dem Titel „La Notte“(italienisch: die Nacht) von Antonio Vivaldi. Peter Strub, Leiter des Orchesters, lieferte dem Publikum interessante Hintergrundinformationen über den 1678 geborenen italienischen Komponisten aus Venedig, dem damaligen Zentrum der europäischen Musik. In „La Notte“ging es um eine schwülheiße Sommernacht, die man aus dem Stück heraushörte: Dahinfließende Passagen in „Il Sonno“(italienisch: der Schlaf), dann mal langsamere und wieder schnellere, ansteigende Tonreihen, die die verschiedenen Traumphasen verdeutlichten.
Koschitzki zeigte in Solopassagen sowie in Harmonie mit dem gesamten Orchester sein großes Können an der unscheinbar wirkenden und wohl unterschätzten Blockflöte. Der Solist hatte das Instrument an der Staatlichen Musikhochschule Karlsruhe studiert. Die Töne wirbelten nur so durcheinander und hinterließen sprachlose, aber begeisterte Gesichter in den Zuschauerreihen.
Beim zweiten Stück, dem Streichquartett in c-moll op. 110 (Fassung für Streichorchester), verarbeitete Komponist Dimitrij Schostakowitsch eigene Erlebnisse in der Terrorzeit unter Stalin. Kriegsszenen und leidende Menschen fanden sich beim Orchester in Passagen mit harten Akkorden, fast wie Kanonenschläge, und nachdenklichen Klage- und Trauerliedern wieder. Die Stuttgarter Musiker meisterten diese musikalische Herausforderung mit Bravour.
Nach einer Pause ging es mit Vivaldi mit dem „Konzert für Sopranino und Streicher in C-Dur“weiter, das Lebensfreude pur und italienisches Lebensgefühl versprühte. Hierbei wechselte Koschitzki von der Blockflöte auf das Flautino (italienisch: kleine Flöte), die Sopraninoblockflöte. Das Holzblasinstrument Sopranino ähnelt der Piccoloflöte und klingt weicher als die kleine Version der Querflöte. Und wieder erstaunte Koschitzki: Man fragte sich regelrecht, wann der Musiker bei den schnellen aufeinanderfolgenden Tönen Zeit findet, um zwischendurch Luft zu holen. Koschitzki demonstrierte, was mit der kleinen Flöte alles möglich ist. Fast schon wie Vogelgezwitscher klangen die sehr hohen Töne, aber immerzu angenehm und nicht schrill. Das Publikum spendete erneut begeistert Beifall, vor allem dem herausragenden Solisten.
Spätestens bei der Suite aus „Die Jahreszeiten“von Peter I. Tschaikowsky für Streichorchester kamen Fans klassischer Musik vollends auf ihre Kosten. „Musik vom Feinsten“, wie es Dirigent Strub ausdrückte. Feinfühlige, zauberhafte und filigrane Passagen sowie Walzerrhythmen luden die Zuhörer einfach nur zum Genießen ein.
Eine Zugabe von Mozart rundete das erstklassige Konzerterlebnis ab. Der Eintritt zu dem besonderen Musikerlebnis war frei, die Bürgerstiftung bat um Spenden für eigene Projekte in und um Aulendorf.