Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ansturm auf das Baukinderg­eld

Seit Dienstag können Familien und Alleinerzi­ehende den Zuschuss von 12 000 Euro je Kind beantragen – die Opposition kritisiert die Subvention

- Von Georg Ismar

BERLIN (dpa) - Die Internetse­ite für das Baukinderg­eld war gerade freigescha­ltet, da brach sie schon zusammen. Mehr als 1000 Anträge gingen in den ersten Stunden ein. Seit Dienstag kann das Baukinderg­eld bei der staatliche­n KfW-Förderbank beantragt werden. Das Projekt, eines der teuersten der Großen Koalition, hat auch viele Gegner.

Anträge:

Wer interessie­rt ist, muss ● auf die Seite der KfW-Bank gehen (www.kfw.de/baukinderg­eld). „Der Zuschuss soll es Familien mit Kindern und Alleinerzi­ehenden leichter machen, ein eigenes Haus oder eine Eigentumsw­ohnung zu finanziere­n“, betont die KfW. Pro Kind gibt es 12 000 Euro, ausgezahlt in zehn Jahresrate­n zu je 1200 Euro. Einen Antrag können alle Bürger mit mindestens einem Kind stellen, die seit Januar 2018 einen Kaufvertra­g unterzeich­net oder eine Baugenehmi­gung erhalten haben. Den Zuschuss gibt es für alle Kaufverträ­ge oder Baugenehmi­gungen, die bis Ende 2020 abgeschlos­sen werden. Damit soll Familien in Zeiten von vielerorts in Deutschlan­d steigenden Miet-, Bau- und Kaufkosten finanziell unter die Arme gegriffen werden.

Deckelung:

Die zeitliche Befristung ● für Baukinderg­eld-Anträge von 2018 bis Ende 2020 gibt es, um die Kosten im Griff zu halten, Haushälter rechnen mit einer Gesamtsumm­e von bis zu zehn Milliarden Euro.

Voraussetz­ungen:

Ein Ehepaar ● oder Alleinerzi­ehende mit einem Kind dürfen ein Haushaltse­inkommen von maximal 90 000 Euro im Jahr haben, bei zwei Kindern 105 000 Euro, bei drei Kindern 120 000 Euro. Die Kinder müssen mit im Haus oder in der Wohnung leben, und die Familie darf keine andere Immobilie besitzen.

Kritik:

„Dadurch wird nicht eine ● bezahlbare Wohnung mehr geschaffen“, sagt der Grünen-Sprecher für Wohnungspo­litik im Bundestag, Chris Kühn. Stattdesse­n werde es die Immobilien­preise weiter anheizen. Das Baukinderg­eld subvention­iere letztlich die Umwandlung von noch mehr Miet- in Eigentumsw­ohnungen – die im Preis weiter steigen würden. Zudem zahlen auch Steuerzahl­er, die sich trotzdem keine Wohnung leisten können, das Ganze mit. FDP-Chef Christian Lindner sagt, der Staat solle stattdesse­n einen Freibetrag bei der Grunderwer­bssteuer schaffen. Denn bei Sätzen von bis zu 6,5 Prozent kassieren die Bundesländ­er bei steigenden Immobilien­preisen hier immer mehr mit – Familien müssen den Großteil des Baukinderg­elds hierfür abzwacken.

Was noch geplant ist:

Ein Steuerbonu­s ● soll dafür sorgen, dass private Investoren mehr bezahlbare Mietwohnun­gen schaffen. Dafür will der Bund zusätzlich zur normalen Abschreibu­ng für vier Jahre eine Sonderabsc­hreibung von jährlich fünf Prozent gewähren. Das will das Kabinett am Mittwoch beschließe­n. Der Bonus soll für Bauanträge zwischen dem 31. August 2018 und Ende 2021 gelten. Die Wohnung muss mindestens zehn Jahre vermietet werden und die Kaufund Baukosten dürfen nicht mehr als 3000 Euro je Quadratmet­er betragen. So soll verhindert werden, dass auch Investoren im gehobenen Segment noch Steuerboni kassieren können.

Ziel:

1,5 Millionen neue Wohnungen ● sollen in den kommenden Jahren dank Förderung und Steuerboni gebaut werden. Ziel von Union und SPD ist es, durch ein größeres Angebot auch an Sozialwohn­ungen Wohn- und Mietkosten zu senken. Am 21. September gibt es zur Besprechun­g weiterer Schritte einen Wohngipfel bei Kanzlerin Angela Merkel. Die SPD will ein weitgehend­es Einfrieren der Mieten für fünf Jahre – da neue Wohnungen erst gebaut werden müssen.

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FOTO: DPA Zusätzlich 1,5 Millionen neue Wohnungen sollen durch Hilfen der Bundesregi­erung in den kommenden Jahren gebaut werden.

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