Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Blasser als die Wirklichkeit
Der große Rudolph (Mi., ARD, 20.15 Uhr)
- Es wurde immer viel gelästert über Rudolph Moshammer, der ein aufgedonnertes Herrengeschäft an der Münchner Maximilianstraße betrieb.
Er sah grotesk aus mit seiner LudwigII.-Perücke auf dem Kopf, dem pechschwarzen Schnurrbart und den zu engen Goldknöpfchen-Jacketts. Aber jeder kannte ihn und seinen Yorkshire-Terrier Daisy. Und jeder war bestürzt, als der einsame Mann 2005 von einem gekauften Geliebten erdrosselt wurde. Moshammer war eine tragische Figur. Dieses unentschlossene Lustspiel-Drama ohne Anfang und Schluss wird dem nicht gerecht. Es beschränkt sich auf eine Krise der Boutique in den 1980er-Jahren. Sicher dachte der bayerische Autor und Regisseur Alexander Adolph dabei an „Kir Royal“, „Rossini“und andere Kultsatiren. Einige clowneske Erscheinungen wie Sunnyi Melles als Schweizer Schreckschraube Gerdi, Hanns Zischler als fränkischer Investor oder Robert Stadlober als doppelter Graf deuten auf komödiantische Entschlossenheit hin. Aber vielleicht musste man letztendlich zu viel Rücksicht auf real existierende Verhältnisse nehmen. Der ambitionierte Thomas Schmauser in der Hauptrolle wirkt jedenfalls verloren wie der melancholische Verlierer eines Moshammer-look-alike-Wettbewerbs. Aus Hannelore Elsner wird trotz authentischer Frisur nicht Moshammers berüchtigte Mama Else. Die Wirklichkeit war viel absurder.