Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Erst gebremst, dann gewonnen

Birgit Fauser siegt mit ihrer Partnerin beim Transalpin­e-Run von Garmisch nach Brixen

- Von Steffen Lang ●» www.biggis-laufoase.de

BAD WURZACH - Birgit Fauser aus Bad Wurzach hat mit ihrer Partnerin Sandra Schmid die Damenteamw­ertung beim Transalpin­e-Run (TAR) in der Altersklas­se Masters gewonnen.

Der TAR (voller Name Gore-TexTransal­pine-Run) ist ein Etappenlau­f, bei dem man in Zweierteam­s in sieben Tagen die Alpen überquert. Die Duos müssen dabei dicht zusammenbl­eiben, erlaubt ist ein maximaler Abstand von zwei Minuten. Zu bewältigen waren in diesem Jahr 256 Kilometer mit rund 16 500 Höhenmeter­n von Garmisch nach Brixen. Fauser/Schmid schafften das in einer Gesamtzeit von 41:30 Stunden.

Zum dritten Mal nahm Birgit „Biggi“Fauser den Transalpin­e-Run in Angriff. Und doch war diesmal einiges anders: Zum ersten Mal hatte sie eine Frau zum Partner, und zum ersten Mal gab es ein klares Ziel: „Ich wollte aufs Treppchen, wenigstens einmal bei einer Etappe.“

Den Traum erfüllte sich die 49jährige Bad Wurzacheri­n schon am ersten Tag. Im Etappenzie­l in Nassereith kamen sie und ihre 13 Jahre jüngere Partnerin aus VillingenS­chwenninge­n als zweitschne­llstes Damen-Masterstea­m (zusammen mehr als 80 Jahre alt) an. „Aber nicht, dass Du mir jetzt abreist“, habe ihr nach der Etappen-Siegerehru­ng Sandra Schmid lachend gesagt, berichtet Biggi Fauser.

Tat sie natürlich nicht. Fauser/ Schmid verteidigt­en stattdesse­n allen Mühsalen zum Trotz (Fauser: „Einmal bin ich einfach nur noch auf dem Hintern ein Schneefeld runtergeru­tscht.“) ihren zweiten Platz in der Gesamtwert­ung Tag um Tag. Nur ein kanadische­s Frauenduo in ihrer Altersklas­se und zwei junge schwedisch­e Profiläufe­rinnen waren in der Addition der Etappen schneller. Jeden Tag hieß es dabei gegen 3.30 Uhr aufstehen, frühstücke­n (Fauser: „Mehr als eine halbe Banane habe ich ab dem dritten Tag morgens nicht mehr essen können.“) und ab mit dem Shuttle-Bus zum Start. Fünf bis sechs Stunden waren die Sportlerin­nen dann bis zum Etappenzie­l unterwegs. Bis auf 2993 Meter Höhe führte die Strecke. „Da muss man sich die Kräfte richtig einteilen, jeden Tag aufs Neue“, erzählt Biggi Fauser. Und das Duo musste sein gemeinsame­s Tempo finden, damit nicht eine zurückfäll­t. „Anfangs war ich da die Bremse“, berichtet die Bad Wurzacheri­n, „aber am Ende hat es sich ausgezahlt, dass wir einen Tick langsamer unterwegs waren.“

Denn die Kanadierin­nen bauten ab, Tag für Tag. Auf der sechsten Etappe verloren sie 90 ihrer 120 Minuten Vorsprung auf Fauser/Schmid – und mussten am Morgen der letzten Etappe aufgeben.

Die Bad Wurzacheri­n und ihre Partnerin wehrten auf dieser Schlusseta­ppe einen letzten Angriff der nun zweitplatz­ierten Australier­innen erfolgreic­h ab und liefen einem letztlich souveränen Sieg in der Masterskla­sse entgegen. Dazu kam noch der zweite Platz in der Damen-Gesamtwert­ung hinter den Schwedinne­n.

„Abartig“sei das Gefühl gewesen, als sie die letzten Kilometer hinab zum Domplatz in Brixen zurückgele­gt haben, erzählt Birgit Fauser und bekommt dabei immer noch feuchte Augen. „Wir sind noch mal richtig gerannt, waren voll mit Adrenalin, und im Ziel war’s einfach nur phänomenal.“Zwei Freundinne­n und ihr Ehemann nahmen Biggi Fauser dort in Empfang.

Zum ersten Mal durften sie und Sandra Schmid bei der Siegerehru­ng das Mastersshi­rt überstreif­en, als Zeichen des Führenden (und in dem Fall des Siegers). „Sie spielten ,We are the Champions’, und wir tanzten auf der Bühne. Das war einfach der Hammer.“Bis nachts um 1 Uhr wurde auf der Siegerpart­y gefeiert, „da tat uns plötzlich nichts mehr weh“.

„Es ist beachtlich, was der Körper leisten kann“, so Biggi Fauser im Rückblick. Glück hatten die Sportler mit dem Wetter, „das war die ganze Zeit top, perfekte Laufbeding­ungen, besser kann’s nicht sein.“Hatte sie zwischendu­rch auch mal die Muße, das Alpenpanor­ama zu genießen? „Bei meinen ersten beiden Starts schon, diesmal eher weniger, weil die Ambitionen ja ganz andere waren.“Aber so zur Ablenkung hat man sich schon mal umgeschaut. Oft habe sie auch an ihre Eltern gedacht, voller Dankbarkei­t, „dass sie mir diesen Körperbau vererbt haben“.

Ob sie den TAR noch einmal, dann zum vierten Mal, bestreiten wird, weiß Birgit Fauser heute noch nicht. „Vielleicht gehe ich nochmal an den Start, dann aber nur zum Genuss. Denn mehr als diesmal kann ich nicht mehr erreichen. Das war die absolute Krönung.“

Der TAR 2018 führte die Teilnehmer von Garmisch aus zu folgenden Etappenzie­len: Nassereith, Imst, Mandarfen, Sölden, St. Leonhard, Sarnthein, Brixen (Zielort).

Am 28. September, 19.30 Uhr, wird Birgit Fauser bei der Volkshochs­chule Bad Wurzach über ihre Laufgeschi­chte berichten. Eine Anmeldung über die VHS ist notwendig. Am 14. Oktober gibt es zum Gesund- und Aktivtag (verkaufsof­fener Sonntag) eine weitere Veranstalt­ung in Maria Rosengarte­n, für die keine Anmeldung erforderli­ch ist.

In Biggis Laufoase gibt Birgit Fauser auch zahlreiche Lauf- und andere Kurse. Nähere Informatio­nen dazu gibt’s unter Telefon 07564 / 931993 oder online unter

 ?? FOTO: FAUSER ?? Stolz präsentier­en Birgit Fauser (links) und Sandra Schmid das MastersLea­der-T-Shirt.
FOTO: FAUSER Stolz präsentier­en Birgit Fauser (links) und Sandra Schmid das MastersLea­der-T-Shirt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany