Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Erst gebremst, dann gewonnen
Birgit Fauser siegt mit ihrer Partnerin beim Transalpine-Run von Garmisch nach Brixen
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BAD WURZACH - Birgit Fauser aus Bad Wurzach hat mit ihrer Partnerin Sandra Schmid die Damenteamwertung beim Transalpine-Run (TAR) in der Altersklasse Masters gewonnen.
Der TAR (voller Name Gore-TexTransalpine-Run) ist ein Etappenlauf, bei dem man in Zweierteams in sieben Tagen die Alpen überquert. Die Duos müssen dabei dicht zusammenbleiben, erlaubt ist ein maximaler Abstand von zwei Minuten. Zu bewältigen waren in diesem Jahr 256 Kilometer mit rund 16 500 Höhenmetern von Garmisch nach Brixen. Fauser/Schmid schafften das in einer Gesamtzeit von 41:30 Stunden.
Zum dritten Mal nahm Birgit „Biggi“Fauser den Transalpine-Run in Angriff. Und doch war diesmal einiges anders: Zum ersten Mal hatte sie eine Frau zum Partner, und zum ersten Mal gab es ein klares Ziel: „Ich wollte aufs Treppchen, wenigstens einmal bei einer Etappe.“
Den Traum erfüllte sich die 49jährige Bad Wurzacherin schon am ersten Tag. Im Etappenziel in Nassereith kamen sie und ihre 13 Jahre jüngere Partnerin aus VillingenSchwenningen als zweitschnellstes Damen-Mastersteam (zusammen mehr als 80 Jahre alt) an. „Aber nicht, dass Du mir jetzt abreist“, habe ihr nach der Etappen-Siegerehrung Sandra Schmid lachend gesagt, berichtet Biggi Fauser.
Tat sie natürlich nicht. Fauser/ Schmid verteidigten stattdessen allen Mühsalen zum Trotz (Fauser: „Einmal bin ich einfach nur noch auf dem Hintern ein Schneefeld runtergerutscht.“) ihren zweiten Platz in der Gesamtwertung Tag um Tag. Nur ein kanadisches Frauenduo in ihrer Altersklasse und zwei junge schwedische Profiläuferinnen waren in der Addition der Etappen schneller. Jeden Tag hieß es dabei gegen 3.30 Uhr aufstehen, frühstücken (Fauser: „Mehr als eine halbe Banane habe ich ab dem dritten Tag morgens nicht mehr essen können.“) und ab mit dem Shuttle-Bus zum Start. Fünf bis sechs Stunden waren die Sportlerinnen dann bis zum Etappenziel unterwegs. Bis auf 2993 Meter Höhe führte die Strecke. „Da muss man sich die Kräfte richtig einteilen, jeden Tag aufs Neue“, erzählt Biggi Fauser. Und das Duo musste sein gemeinsames Tempo finden, damit nicht eine zurückfällt. „Anfangs war ich da die Bremse“, berichtet die Bad Wurzacherin, „aber am Ende hat es sich ausgezahlt, dass wir einen Tick langsamer unterwegs waren.“
Denn die Kanadierinnen bauten ab, Tag für Tag. Auf der sechsten Etappe verloren sie 90 ihrer 120 Minuten Vorsprung auf Fauser/Schmid – und mussten am Morgen der letzten Etappe aufgeben.
Die Bad Wurzacherin und ihre Partnerin wehrten auf dieser Schlussetappe einen letzten Angriff der nun zweitplatzierten Australierinnen erfolgreich ab und liefen einem letztlich souveränen Sieg in der Mastersklasse entgegen. Dazu kam noch der zweite Platz in der Damen-Gesamtwertung hinter den Schwedinnen.
„Abartig“sei das Gefühl gewesen, als sie die letzten Kilometer hinab zum Domplatz in Brixen zurückgelegt haben, erzählt Birgit Fauser und bekommt dabei immer noch feuchte Augen. „Wir sind noch mal richtig gerannt, waren voll mit Adrenalin, und im Ziel war’s einfach nur phänomenal.“Zwei Freundinnen und ihr Ehemann nahmen Biggi Fauser dort in Empfang.
Zum ersten Mal durften sie und Sandra Schmid bei der Siegerehrung das Mastersshirt überstreifen, als Zeichen des Führenden (und in dem Fall des Siegers). „Sie spielten ,We are the Champions’, und wir tanzten auf der Bühne. Das war einfach der Hammer.“Bis nachts um 1 Uhr wurde auf der Siegerparty gefeiert, „da tat uns plötzlich nichts mehr weh“.
„Es ist beachtlich, was der Körper leisten kann“, so Biggi Fauser im Rückblick. Glück hatten die Sportler mit dem Wetter, „das war die ganze Zeit top, perfekte Laufbedingungen, besser kann’s nicht sein.“Hatte sie zwischendurch auch mal die Muße, das Alpenpanorama zu genießen? „Bei meinen ersten beiden Starts schon, diesmal eher weniger, weil die Ambitionen ja ganz andere waren.“Aber so zur Ablenkung hat man sich schon mal umgeschaut. Oft habe sie auch an ihre Eltern gedacht, voller Dankbarkeit, „dass sie mir diesen Körperbau vererbt haben“.
Ob sie den TAR noch einmal, dann zum vierten Mal, bestreiten wird, weiß Birgit Fauser heute noch nicht. „Vielleicht gehe ich nochmal an den Start, dann aber nur zum Genuss. Denn mehr als diesmal kann ich nicht mehr erreichen. Das war die absolute Krönung.“
Der TAR 2018 führte die Teilnehmer von Garmisch aus zu folgenden Etappenzielen: Nassereith, Imst, Mandarfen, Sölden, St. Leonhard, Sarnthein, Brixen (Zielort).
Am 28. September, 19.30 Uhr, wird Birgit Fauser bei der Volkshochschule Bad Wurzach über ihre Laufgeschichte berichten. Eine Anmeldung über die VHS ist notwendig. Am 14. Oktober gibt es zum Gesund- und Aktivtag (verkaufsoffener Sonntag) eine weitere Veranstaltung in Maria Rosengarten, für die keine Anmeldung erforderlich ist.
In Biggis Laufoase gibt Birgit Fauser auch zahlreiche Lauf- und andere Kurse. Nähere Informationen dazu gibt’s unter Telefon 07564 / 931993 oder online unter