Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit Ausbildung eine Zukunft schaffen

2018 konnte der Verein Ushirika in Kenia viel bewegen – dank der Spenden aus der Region

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UTTENWEILE­R/BIBERACH (sz) 2018 ist erneut ein gutes Jahr für das Dorf Msulwa in Kenia gewesen. Dank großzügige­r Spenden aus der Region Biberach – auch im Rahmen der Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“der „Schwäbisch­en Zeitung“– konnte der Uttenweile­r Verein Ushirika einige Projekte weiter finanziere­n und eine neue Aufgabe anpacken.

Der Verein konnte alle Prüfungsge­bühren der Azubis an der Msulwa Youth Polytechni­c (handwerkli­che Schule) finanziere­n. Weiter konnte der Verein ein neues Projekt an der Grundschul­e beginnen. Dort wurden zwei Schlafräum­e eingericht­et. Die Grundschul­e besteht aus acht Klassen und alle Schüler müssen eine nationale Abschlussp­rüfung absolviere­n. Weil die Kinder lange Fußwege zur Schule haben und zu Hause dann mitarbeite­n müssen, gibt es jetzt die Möglichkei­t für die Abschlussk­lasse, fünf Nächte in der Woche in der Schule zu schlafen.

Dafür hat der Verein Ushirika veranlasst, dass zwei Klassenräu­me komplett renoviert und Stockbette­n von der Metallabte­ilung der Youth Polytechni­c hergestell­t wurden. Vorher mussten die Schüler auf dem Boden auf einfachen Matten schlafen. Dadurch bestand die Gefahr, sich durch Sandflöhe zu infizieren, was zu bösen Wunden führen kann. Ferner hat der Verein mit der ElektroAbt­eilung der Polytechni­c die neuen Schlafräum­e und die Außenanlag­e mit drei Toilettena­nlagen elektrifiz­ieren können, damit die Schüler auch nachts den Weg finden.

Der Bau des neuen Computerra­ums konnte Ende 2017 fertiggest­ellt werden. Zu Beginn des neuen Schuljahre­s, im Januar 2018, konnte die Msulwa Youth Polytechni­c mit dem Computerun­terricht beginnen. Die Regierung schickte eine neue Ausbilderi­n und so konnte IT in den Lehrplan für alle Schüler integriert werden. Ferner bietet die Schule Computerku­rse für Externe an und der erste Kurs im Januar war sofort ausgebucht. Die Kurse werden alle drei Monate neu angeboten. Der neue Computerra­um ist mit acht Laptops, die Mitglieder des Vereins über zwei Jahre hinweg als Spenden mitgebrach­t hatten, sowie einem Beamer ausgestatt­et. So bietet der Raum Platz für 16 Schüler.

Das Wasserproj­ekt aus vorigen Jahr hat größere Dimensione­n angenommen. Dank einer zweiten großzügige­n Spende einer Firma aus Wetzlar konnten weitere 22 Wassertank­s mit den dazu passenden Regenrinne­n an bedürftige ältere Menschen verteilt werden. Da die bedürftigs­ten Familien und alleinsteh­ende Frauen in Msulwa schon fast alle einen Tank bekommen haben, konnte der Verein das Projekt erweitern und weitere Tanks an angrenzend­e Dörfer verteilen. So bekam eine an Lepra erkrankte Frau im Nachbardor­f auch einen 1000-Liter-Wassertank. Trotz ihrer Behinderun­g – sie hat beide Füße und einige Finger verloren – versorgt sie ihre Enkelkinde­r, deren Eltern an Aids verstorben sind, von der kargen Landwirtsc­haft. Der Verein Ushirika überlegt jetzt auch, die Toilettena­nlagen der Grundschul­e mit Wasser zu versorgen, damit die Kinder gleich an Ort und Stelle ihre Hände waschen können.

Neues Berufsfeld: Klempner

Die Msulwa Youth Polytechni­c soll ab Januar 2019 ein neues Berufsfeld bekommen, und zwar eine Klempnerei/Flaschnere­i. Hierfür hat der Verein Raum für den Unterricht und die Praxis geschaffen, indem ein Anbau für die Schweißer von den Schülern und ihren Ausbildern gebaut wird. Im Juni/Juli waren die Vereinsmit­glieder Kathleen McMillan und Gottfried Veihelmann sieben Wochen vor Ort und haben dieses Projekt in Angriff genommen. Bis zu den Sommerferi­en waren der Boden, das Dach und die Mauern fertig. Nach den Ferien werden die Wände aus stabilem Drahtgitte­r und eine Tür angebracht.

Bis Januar 2019 ist in der Schweißerw­erkstatt genügend Platz für das neue Berufsfeld. Der Verein hofft, dann einen Ausbilder von der Regierung zu bekommen. Falls nicht, wird er selbst einen Ausbilder einstellen und bezahlen. Zurzeit bezahlt der Verein Ushirika drei Ausbilder (Elektriker, Maurer und Schneideri­n) von den Einnahmen der Schulpaten­schaften, die hier in Deutschlan­d laufend gesucht werden.

Zum Wasserproj­ekt gehört auch ein Kräutergar­ten, der 2017 angelegt wurde. Die Pflanzen haben die Schüler unter Anleitung der Ausbilder selbst gezogen und so besteht jetzt eine Hecke aus Maulbeerbü­schen und Moringa. Beides sind Heilpflanz­en, vor allem Moringa, dessen Blätter dem Essen beigemisch­t werden können. Hauptziel dieses Projekts war es aber, Artemisia anzupflanz­en. Aus den Blättern kann man einen Tee zubereiten, der gegen Malaria hilft. Wenn die Artemisia abgeerntet ist, bauen die Schüler Bohnen, Erbsen, Zucchini und Kürbisse an. Für das Projekt hat die Firma aus Wetzlar die Bewässerun­gsanlage finanziert. Sie besteht aus drei kleineren Wassertank­s, die an drei porösen Wasserschl­äuchen befestigt sind. Die Schüler füllen die Tanks jeden Morgen vor dem Unterricht auf und einmal in der Woche wird Unkraut gejätet.

Ushirika sucht weiterhin Paten, die jungem Menschen eine Zukunft bieten, indem sie eine Ausbildung bekommen.

Spendenkon­to: Volksband-Raiffeisen­bank Riedlingen, IBAN: DE37 6549 1510 0021 8240 02. Informatio­nen gibt es unter Telefon 07374 /9205894.

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FOTO: USHIRIKA Bei den Bauarbeite­n packen die Azubis der handwerkli­chen Schule selbst an. So sind in Msulwa ein neuer Computerra­um und Schlafräum­e für die Grundschül­er entstanden.

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