Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zwei Lösungen für den Schutz der Bäume
Wie die Stadt Ravensburg eine jahrelange Diskussion beenden will
RAVENSBURG (fh) - Bekommt die Stadt Ravensburg nach jahrelanger Diskussion eine Baumschutzsatzung? Auf Antrag der Grünen und der „Bürger für Ravensburg“wird diese Frage jetzt im Gemeinderat entschieden. Eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe hat dafür zwei ganz unterschiedliche Vorschläge erarbeitet. Am Mittwoch (16 Uhr) berät der Ausschuss für Umwelt und Technik, am kommenden Montag stimmt der Gemeinderat ab.
Verschiedene Parteien und Organisationen fordern seit Langem eine Baumschutzsatzung für Ravensburg. Das Thema flammt regelmäßig immer wieder dann auf, wenn es bei Bauvorhaben alten, teils stadtbildprägenden Bäumen an den Kragen gehen soll. Gegen die Fällung der Linden im Räuberhöhle-Biergarten hatten sogar 200 Menschen demonstriert, allerdings vergebens. Weil die Baumpflege vor allem im Herbst viel Arbeit macht, holzen zudem Vermieter und Wohnungsbauverwalter Bäume ohne dringenden Grund ab, klagen Umweltschützer.
Die Stadtverwaltung sieht ebenfalls Handlungsbedarf, denn wegen der zunehmenden Entwicklung der Innenstadt, der Nachverdichtung durch Bauvorhaben und wegen der Folgen des Klimawandels sei der „Schutz des Baum- und Grünbestandes wieder stärker in den Fokus gerückt“.
Eine Baumschutzsatzung oder -verordnung kann von einer Kommune erlassen werden, um für private Grundstückseigentümer die Voraussetzungen festzuschreiben, unter denen sie Bäume auf ihrem Grundstück fällen dürfen. Damit soll vor allem der für das Stadtbild und Stadtklima wichtige ausgewachsene Baumbestand geschützt werden. Erstmals für Ravensburg beantragt wurde eine solche Satzung vom früheren Grünen-Stadtrat Peter Schröder im Jahr 1983. Weitere Vorstöße gab es von den Grünen Mitte 1998 und 2011.
Die Arbeitsgruppe aus Stadträten und Verwaltung kommt zu zwei Vorschlägen, wie Grünflächen sowie der Baumschutz in Ravensburg gesichert und verbessert werden könnten. Variante eins wäre eine „klassische“Baumschutzsatzung. Variante zwei dagegen sieht vor, wie bisher einmal jährlich eine Baumkommission mit Beteiligung der Naturschutzverbände und des Bürgerforums Altstadt einzusetzen. Dazu sollen Baumpatenschaften gefördert sowie Hausverwaltungen und Firmen beraten werden. Festsetzungen in Bebauungsplänen sollen überprüft und auch durchgesetzt werden.
Würde eine Baumschutzsatzung erlassen, so argumentieren Befürworter, könnten Grundstücksbesitzer in Zukunft nicht mehr so einfach die Axt anlegen. Besonders stadtbildprägende Bäume würden unter Schutz gestellt, und auch andere dürften nicht ohne Genehmigung der Stadtverwaltung gefällt werden. Gegner einer solchen Regelung führen als Hauptargumente einen hohen Verwaltungsaufwand an und fürchten zudem einen Kahlschlag vor Inkrafttreten der Satzung: In anderen Städten habe die Einführung einer solchen Verordnung dazu geführt, dass zahlreiche Eigentümer kurz vorher aus Angst vor diesem „Zwangsinstrument“noch jede Menge Bäume auf ihren Grundstücken umgemacht hätten.