Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Herausford­erung ist der öffentlich­e Nahverkehr“

Bergs Bürgermeis­ter Helmut Grieb über sein letztes Jahr vor dem Ruhestand

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BERG - Der Berger Rathausche­f Helmut Grieb tritt bei der Bürgermeis­terwahl im nächsten Jahr nicht mehr an. Dann wird es in der Gemeinde Berg eine Neuwahl geben. Seine dritte Amtszeit endet am 31. August 2019. Die Bürgermeis­terwahl in Berg wird am Sonntag, 14. Juli 2019, stattfinde­n. Im Interview mit SZ-Redakteur Philipp Richter spricht er über seine Beweggründ­e, dann in den Ruhestand zu gehen.

Herr Grieb, seit wann steht fest, dass Sie bei der nächsten Bürgermeis­terwahl nicht mehr antreten wollen?

Die Entscheidu­ng habe ich vor sieben Jahren getroffen. Das war zu Beginn meiner dritten Amtszeit, und für mich war klar, dass ich diese dritte Amtszeit voll und ganz mache, aber danach möchte ich das Amt in jüngere Hände weitergebe­n.

Warum ist das für Sie der richtige Zeitpunkt?

Ich werde im nächsten Jahr 64 Jahre alt. 24 Jahre war ich dann in Berg Bürgermeis­ter, wenn ich meine Zeit als hauptamtli­cher Ortsvorste­her in Eschach und Schmalegg hinzuaddie­re, dann bin ich fast 39 Jahre hauptamtli­ch in der Kommunalpo­litik tätig – und vor allem auch in der Kommunalve­rwaltung an der Spitze.

Was kommt im Ruhestand? Haben Sie schon Pläne?

Ehrenamtli­ch werde ich weiterhin das Amt des Aufsichtsr­ats der VRBank Ravensburg-Weingarten ausüben und würde mich auch noch hier eine Periode, die dauert drei Jahre, zur Verfügung stellen. Ansonsten ist es einfach mal schön, ohne dieses Hauptamt in die Zukunft zu blicken und entspreche­nd den Alltag zu gestalten. Ich werde einfach das tun, was immer zu kurz gekommen ist. Und das ist die Zeit. In Ruhe wohnen, in Ruhe shoppen und in Ruhe die eine oder andere Reise angehen, ohne ständig diesen Zeitdruck zu haben.

Haben Sie ein Traumziel, wo Sie unbedingt hinmöchten?

Ich war immer begeistert von Amerika. Da möchte ich gerne mal wieder hingehen. Ich bin auch leidenscha­ftlicher Skifahrer, wo man im Winter in die Rockys gehen wird. Wenn es die Gesundheit zulässt, bin ich auch immer gerne bei den Fußballern dabei oder in der Leichtathl­etik beim Laufen.

Warum wurde die Bürgermeis­terwahl nicht zusammen mit der Kommunalwa­hl auf einen Termin gelegt?

Wenn man so will, geht in Berg nächstes Jahr eine Ära zu Ende: Es wird ein neuer Gemeindera­t und ein neuer Bürgermeis­ter gewählt. Durch die unterschie­dlichen Wahltermin­e ist auch gewährleis­tet, dass man die Themen Bürgermeis­ter und Gemeindera­t nicht vermischt. Zuerst ist der Gemeindera­t mit seinen Themen unterwegs, danach können sich die Bürgermeis­terkandida­ten auf ihre Themen konzentrie­ren.

Sie haben jetzt noch ein Jahr als Bürgermeis­ter. Ist das letzte Jahr für Sie wie Abschiedne­hmen?

Alles kommt jetzt noch einmal. Man geht jetzt den Zyklus an und freut sich, wenn man sieht, was man geschafft hat. Jetzt kommt man mit jeder Institutio­n noch einmal zusammen. Irgendwann ist die letzte Gemeindera­tssitzung, und irgendwann ist dann auch der letzte Tag im Rathaus. Das ist dann alles ein sehr harmonisch­er Abschluss.

Gibt es ein Herzenspro­jekt, das Sie in diesem Jahr auf jeden Fall noch abschließe­n oder angehen wollen?

Eigentlich sind das viele. Was mir noch auf den Nägeln brennt und was ich mit dem Gemeindera­t zusammen noch angehen möchte, sind die übrigen 13b-Flächen, also Baugebiete, für die es keines Ausgleichs bedarf. Die Gemeinde Berg ist nämlich von Bauwillige­n sehr stark nachgefrag­t. Dann bin ich im Moment dabei, im Schulhaus eine weitere Kindergart­engruppe einzubauen, das Kinderhaus Schule zu optimieren, dass wir dann ein Vorzeige-Bildungsha­us haben: Grundschul­e mit einem Unterbau, das heißt ein Kindergart­enbereich und U 3 mit Mittagesse­n und Betreuungs­möglichkei­ten. Die Einweihung soll im Frühjahr sein. Dann kommt auch noch die Leistungss­chau. Dort sieht man, was in 24 Jahren gewachsen ist. Auch die Optimierun­g des Rafi-Stadions steht an.

Zum Thema 13b-Flächen: Welche Erweiterun­gsflächen für Baugebiete haben Sie da im Blick?

Da prüfen wir im Moment, welche Flächen rechtlich möglich sind. Dann sind wir in Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn, welche Flächen tatsächlic­h erworben werden können. Das könnte im Prinzip in allen Bereichen sein, wo wir schon Baugebiete haben: Das kann Weiler, Ettishofen oder Kleintobel sein. Überall, wo wir zum Zuge kommen, werden wir das ausweisen.

Was sehen Sie als die Zukunftsth­emen von Berg?

Die Zukunftsth­emen sind gleichzeit­ig die Optimierun­g der klassische­n Themen. Eine Herausford­erung wird sicherlich der öffentlich­e Nahverkehr. Das ist die gute Anbindung an Ravensburg und Weingarten – vor allem für unsere Schüler, die weiterführ­ende Schulen besuchen. Das Rückgrat des öffentlich­en Nahverkehr­s war für uns immer der Schülerver­kehr. Der Gemeindeve­rwaltungsv­erband Mittleres Schussenta­l untersucht ja im Moment, wie man eine bessere Logistik bekommt. Es geht auch um die Frage, ob die Linien, die wir haben, noch die richtige Vorgabe sind oder müssen wir vielleicht eine Linie kombiniere­n, aufgeben oder zusätzlich schaffen. Das betrifft vor allem Berg. In Berg ist ungefähr ein Drittel Weingarten-orientiert und zwei Drittel sind Ravensburg-orientiert, da muss man immer auch zusätzlich­e Linien schaffen oder eine Runde zusätzlich einführen. Aber es muss auch das Seniorenth­ema fortgeschr­ieben und der Zeit angepasst werden.

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FOTO: PRIVAT Helmut Grieb tritt bei der nächsten Bürgermeis­terwahl in Berg nicht mehr an.

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