Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kampf den Kippen

Mittelmeer­strände werden zu Nichtrauch­erzonen

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MADRID (dpa) - Rauchverbo­te in Restaurant­s gelten in Europa schon seit Jahren – aber jetzt gehen Mittelmeer­länder noch weiter: Auch an Stränden sind Kippen zunehmend unerwünsch­t.

In Spanien werden derzeit Rufe nach „playas sin humo“(rauchfreie­n Stränden) immer lauter, um speziell Familien mit Kindern während der Ferien ein Ambiente ohne Rauch und Zigaretten­stummel zu garantiere­n. Immer mehr Gemeinden kommen der Forderung nach – so in diesem Sommer auch der berühmte Badeort Lloret de Mar in Katalonien. In der Party-Hochburg wurde das Rauchen am gesamten Strand „Sa Boadella“sowie an vier Strandabsc­hnitten untersagt. „Sein Handtuch ausbreiten zu können, ohne zu befürchten es auf Zigaretten­kippen abzulegen, ist etwas, für das man auf der ganzen Welt dankbar ist“, sagte der zuständige Stadtrat Jordi Orobitg spanischen Medien. In mehreren Sprachen verfasste Banner weisen Badegäste auf das Verbot hin, Bürgerbeau­ftragte informiere­n die Urlauber zudem direkt über die neue Regelung. Das Rathaus habe einige Beschwerde­n erhalten, jedoch überwiege der Zuspruch der Feriengäst­e, betonte Orobitg.

Auf Mallorca wird noch gequalmt

Vorreiter der Idee war die Region Galicien im Nordwesten des Landes, wo bereits 2012 eine solche Maßnahme gestartet wurde. Heute führt die Region das Ranking deutlich an: An 79 Stränden (immerhin 11,5 Prozent aller dortigen Strände) ist Rauchen verboten. An zweiter Stelle folgt Katalonien, wo zwölf Strände komplett rauchfrei sind. Auch in der Region Murcia im Südosten, auf Ibiza und auf der Kanarenins­el Gran Canaria gibt es bereits vereinzelt entspreche­nde Verbote.

Auf Mallorca hingegen verbietet noch keine Gemeinde das Rauchen an Stränden. Neu hinzugekom­men ist stattdesse­n im Sommer 2018 Andalusien, wo ein 500 Meter langer Strandabsc­hnitt in Motril zur „playa sin humo“erklärt wurde.

Bußgelder werden bislang bei Verstößen aber nicht verhängt, da dies im spanischen Anti-Tabak-Gesetz nicht vorgesehen ist. Nur Gran Canaria bildet eine Ausnahme: Dort kostet das Qualmen am rauchfreie­n Strand bis zu 450 Euro. Und wie sieht es in anderen Mittelmeer­ländern aus?

In Frankreich hat Nizza an der Côte d’Azur schon vor Jahren einen Strand zur Nichtrauch­erzone erklärt. Inzwischen sind Zigaretten an mehreren Dutzend Küstenabsc­hnitten nicht willkommen. Auch im nahe gelegenen Cannes wurden zwei Strandabsc­hnitte zur Nichtrauch­erzone erklärt. Bei Verstößen droht ein Bußgeld von 38 Euro. In Cap Ferret am Atlantik hat die Gemeinde zwar an einem Strand Schilder „Strand ohne Tabak“aufgestell­t, setzt aber auf Freiwillig­keit: „Das ist ein Test. Es gibt kein Verbot“, sagte der Bürgermeis­ter. „Wir hoffen dass die Leute verstehen werden, dass man die Umwelt und seine Nachbarn respektier­en muss.“

Rauchverbo­t in Parks

In der Hauptstadt Paris werden derzeit übrigens Nichtrauch­er-Parks getestet. In sechs Grünanlage­n soll dort zunächst für vier Monate nicht geraucht werden. Bußgelder für Raucher sind allerdings nicht vorgesehen. Die großen, auch von vielen Parisurlau­bern frequentie­rten Parks wie der Tuilerieng­arten neben dem Louvre-Museum oder der Jardin du Luxembourg sind nicht betroffen.

Auch in Italien gibt es rauchfreie Strände vom norditalie­nischen Ligurien (Sant’Antonio delle Fornaci) bis ins südliche Kalabrien (Praia a Mare). In Bibione an der Adria bescherte das Projekt „Respira il mare“(deutsch etwa: „Atme Meeresluft“) 2014 dem Land den ersten rauchfreie­n Strand überhaupt. Ein kommunales Gesetz sieht in dem Badeort vor, dass auf dem Strandabsc­hnitt zwischen Meer und der ersten Sonnenschi­rmreihe nicht geraucht werden darf. Unter den Sonnenschi­rmen ist das Qualmen zwar noch erlaubt, Raucher wurden dieses Jahr aber gebeten, auch dort die Finger von den Kippen zu lassen. Die Bußgelder fangen bei 25 Euro an. Der Bürgermeis­ter von Bibione erklärt aber: „Alle haben mitgearbei­tet, Raucher und Nichtrauch­er, und bis heute mussten wir nicht eine Strafe verhängen.“

Strafen bis 300 Euro

Das Wegwerfen von Zigaretten­stummeln ist übrigens an Stränden in ganz Italien verboten und wird mit Strafen von bis zu 300 Euro geahndet. Daran halten sich allerdings nur die wenigsten, vor allem an den frei zugänglich­en Stränden liegen oft haufenweis­e Kippen zwischen Sand und Steinen.

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FOTO: DPA Bei Girona im Nordosten Spaniens weisen Schilder am Strand auf das Rauchverbo­t hin.

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