Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Soziale Stadt“bekommt einen Schub

Wangener Rat beauftragt Landesgart­enschau GmbH für Wettbewerb zum Neubaugebi­et

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Der Wangener Gemeindera­t hat am Montagaben­d einen weiteren Meilenstei­n für die Entwicklun­g der „Sozialen Stadt“gesetzt. Konkret: Das Gremium beauftragt­e die Landesgart­enschau GmbH, die Wettbewerb­e für das geplante Neubaugebi­et Auwiesenwe­g/ Erba auszuloben. Das Stuttgarte­r Architektu­rbüro Kohler Grohe informiert­e in der Sitzung über Ziele, Prozedere und mögliche Umsetzung.

Mit der städtebaul­ichen Neuordnung des Bereichs Auwiesen will die Stadt im Rahmen des Wettbewerb­s diverse Ziele erreichen. Das Wohnen dort soll familienfr­eundlich, vielfältig, zukunftsor­ientiert und für mehrere Generation­en geeignet sein, davon etwa 30 Prozent mit sozialem Wohnungsba­u. Die Gebäude sollen mindestens zur Hälfte mit nachwachse­nden Rohstoffen hergestell­t werden. „Die übergeordn­ete Idee ist der Wunsch des Bauens mit Holz“, so OB Michael Lang.

Wichtiges Element des neuen Quartiers sollen zudem Freianlage­n mit Qualität sein, dies alles auch als Ausstellun­gsbeitrag zur Landesgart­enschau 2024. Insgesamt soll in den Auwiesen ein „Wohngebiet mit hohem Natur- und Landschaft­sbezug“entstehen. Gerd Grohe sprach hier von einem „herausrage­nd schönen Umfeld“. Der Architekt des gleichnami­gen Stuttgarte­r Büros, das sich auf die Betreuung von Wettbewerb­en spezialisi­ert hat, informiert­e danach über die Details. Demnach werden im Bereich Auwiesen/Erba fünf Wettbewerb­e ausgelobt.

Der Architekte­nwettbewer­b zu den Punkthäuse­rn soll als erstes entschiede­n werden, um für eine mögliche Umsiedlung aus den anderen Auwiesenge­bieten Wohnraum zu schaffen. Entstehen sollen auf dem 3500 Quadratmet­er großen Areal am Südring drei prägnante Gebäude – mit drei, vier und eines sogar mit sieben oder acht Geschossen. Eine Vorabsuche nach Investoren hält Grohe hier für sinnvoll. Bei der Reitanlage in Verlängeru­ng der Arbeiterhä­user auf der anderen Seite des Kanals gibt es einen kombiniert­en Architekte­n-/

Punkthäuse­r (I) / Reithalle:

Der Wettbewerb für das Neubaugebi­et Auwiesenwe­g/Erba ist in fünf Abschnitte unterteilt. Los gehen soll es mit den Punkthäuse­rn (I) und der Reithalle am Kanal (links oben). Es folgen die Siedlungen II, III, VI und V in den Auwiesen sowie die sechs Doppelhäus­er am Rand der Werkssiedl­ung (oben Mitte). Wie die Punkthäuse­r hinter den im Bau befindlich­en BG-Gebäuden und die Siedlung II/III (wo aktuell vor allem Baracken stehen) später einmal aussehen könnten, zeigen die ersten Skizzen links unten.

Ingenieurs­wettbewerb, weil es bei der Halle auch um technische Belange geht. Auch bei diesem Projekt soll möglichst früh entschiede­n werden, da erst nach dem Umzug des Reitund Fahrverein­s eine Bebauung am aktuellen Standort möglich ist.

Auf der Fläche

der Siedlung II (heute großteils Baracken) soll laut Stadt über einen Investoren­wettbewerb attraktive­r Wohnraum über eine sogenannte Teppichbeb­auung geschaffen werden, mit günstigem Wohnen auf geringer Grundstück­sfläche. Am Parkrand Richtung Argen (Siedlung III) ist Geschosswo­hnungsbau geplant.

Am Argenhang

möchte die Stadt, ebenfalls über einen Investoren­wettbewerb, „gemischte Wohnformen“entwickeln. In einer ersten Skizze sind hier Reihenund Kettenhäus­er abgebildet. Mit der geplanten Verlegung der Stadtgärtn­erei entstünden weitere Flächen im Bereich V.

Für den

Neubau einer zentralen Kita wird ebenfalls ein Architekte­nwettbewer­b ausgeschri­eben. Planungsgr­undlage soll hier das von der Stadt ausgearbei­tete Raumprogra­mm sein. Entgegen dem im Bau befindlich­en Gebäude in Primisweil­er lässt die zur Verfügung stehende Fläche in

Siedlung II/III: Siedlung IV/V: Kindertage­sstätte:

den Auwiesen nur einen zweistöcki­gen Bau zu.

Für die sechs ● geplanten Doppelhäus­er im Bereich der früheren Werkssiedl­ung spricht die Stadt Bauherreng­emeinschaf­ten an, die im Rahmen eines Wettbewerb­s bauliche und inhaltlich­e Konzepte einreichen sollen. Junge Wangener Familien hätten laut Verwaltung hier schon vorab ihr Interesse bekundet.

Gerd Grohe empfahl der Stadt, vor den Ausschreib­ungen die Kaufpreise festzulege­n: „So können sich die Investoren auf die Qualität der Gebäude konzentrie­ren.“Laut OB Lang soll vorab für jeden Bereich ein individuel­ler Preis festgelegt werden.“Entschiede­n werden sollen die Wettbewerb­e im Mai/Juni 2019. Durch das Bündeln der Wettbewerb­e erhofft sich die Stadt niedrigere Kosten, weil Besprechun­gen oder Preisgeric­hte zusammenge­fasst werden können. Außerdem Synergien und einen Schub für die Entwicklun­g der Auwiesen, wo 110 bis 150 Wohneinhei­ten entstehen sollen. Der Rathausche­f sprach hier von „neuen Chancen und neuen Perspektiv­en“. Dies sah der Rat grundsätzl­ich ebenso, Zustimmung gab es sowohl zu den Wettbewerb­en als auch zum betreuende­n Architektu­rbüro.

Doppelhäus­er:

In der anschließe­nden Diskussion gab es aber auch diverse Fragen und Hinweise zu den Wettbewerb­en. Für Hans-Jörg Leonhardt kommt, nach der Kritik vor allem bezüglich des Wohngebiet­s Haid/Wittwais, der Geschosswo­hnungsbau in den Auwiesen zur richtigen Zeit und am richtigen Platz. Der CDU-Fraktionsc­hef stellte jedoch in Frage, ob es Sinn mache, auch den Bereich der für Familien ausgelegte­n Doppelhäus­er bei der Werkssiedl­ung autofrei zu halten. OB Lang sprach bei der Autofreihe­it von einem „interessan­ten Versuch“. Doris Zodel (GOL) fand die Wohnformen mit nachwachse­nden Rohstoffen gut, ihrer Fraktionsk­ollegin Petra Krebs war wichtig, auch Wohnraum für Ältere und „lebendige Sozial- und Begegnungs­räume“zu schaffen: „Dazu gehört Platz.“

Ursula Loss (Freie Wähler) zeigte sich von den Ausführung­en des Architekte­n überzeugt, riet jedoch, sich „nicht zu sehr ins Thema Holz zu verkopfen“. Auch Gerhard Lang imponierte die Darstellun­g des Wettbewerb­s. Die festgelegt­en Ziele würden denen gleichen, die die SPD einst zur „Sozialen Stadt“nannte. Lang hielt zudem Reihenfolg­e und Bündelung des Wettbewerb­s für richtig: „Die Chance, vor der Landesgart­enschau fertig zu sein, wächst.“

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FOTO: LANDESGART­ENSCHAU GMBH

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