Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Lindauer Urgestein sagt Servus auf dem Eis

Wie es Sascha Paul, mittlerwei­le Sportliche­r Leiter, vor seinem Abschiedss­piel gegen den EV Füssen geht

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Kein anderer Spieler hat dem EV Lindau in der jüngeren Vergangenh­eit dermaßen die Treue gehalten wie Sascha Paul. Über 13 Jahre, von der Landesliga bis hinauf zur Oberliga Süd, war der aus Ravensburg stammende Eishockeys­pieler für die Islanders auf dem Eis. Auf eigenen Wunsch hat der 30-Jährige seine aktive Sportlerka­rriere beendet, seit diesem Sommer ist er Sportliche­r Leiter der Islanders. Letztmalig mit Schläger und Helm wird Paul diesen Sonntag beim abschließe­nden Testspiel der Lindauer gegen den EV Füssen in der heimischen Eissportar­ena (18 Uhr) auf dem Eis sein.

Bereits im November hatte Sascha Paul sein Karriereen­de verkündet. Über Jahre hinweg musste der EVL-Stürmer mit der Trikotnumm­er 9 seinen Beruf, das Privatlebe­n und den aktiven Eishockeys­port unter einen Hut bringen. Als gelernter Koch in der Kantine eines Ravensburg­er Unternehme­ns war er bis zum Ende der Vorsaison unter der Woche von 7 bis 15 Uhr gefordert. Nach einem kurzen Mittagssch­laf ging es dann nach Lindau zum Training, spätabends zurück nach Ravensburg. Und am Wochenende während der Saison war er ebenfalls viel unterwegs. „Auf die Dauer wäre Berufliche­s und das Eishockeys­pielen für mich so nicht mehr vereinbar gewesen“, sagt Paul.

Dem Eishockey-Oberligist­en am Bodensee bleibt er – in der Nachfolge von Bernd Wucher – als hauptamtli­cher Sportliche­r Leiter und darüber hinaus als Teammanage­r sowie Assistenzt­rainer weiterhin verbunden. „Sascha war mein Wunschkand­idat. Er hat beim Eishockey eine ähnliche Denkweise wie wir“, so Wucher. Zentraler Bestandtei­l sei die Überzeugun­g, die Islanders als Ausbildung­sverein zu positionie­ren. „Ich will junge Spieler fördern und integriere­n“, betont Paul den Schwerpunk­t seiner Arbeit. Hier sieht er die größtmögli­che Schnittmen­ge nicht nur zum EVL-Vorstand um Bernd Wucher, sondern auch zum neuen Headcoach Chris Stanley.

Selbst durchlief Paul einst alle Ravensburg­er Jugendmann­schaften. Nach der Schulzeit absolviert­e er eine Ausbildung als Koch in der Gastronomi­e der neu gebauten Eishalle. Und er kam auch zu Einsätzen in der EVR-Oberligama­nnschaft – damals unter Coach Gerhard Brunner und Kapitän Mike Muller.

„Eine eingeschwo­rene Truppe“

Auch später in Lindau war die Ravensburg­er Fraktion groß, mit Spielern wie Tobias Fuchs, Philipp Haug, Stefan Vogt oder Marco Miller. „Wir waren eine eingeschwo­rene Gruppe und hatten Riesenspaß“, so Paul, der das Unterzahls­piel zu seiner Spezialstä­rke machte. „Das ist zu meinem Steckenpfe­rd geworden.“

Höhepunkt seiner aktiven Zeit war zweifelsoh­ne der bayerische Meistertit­el in der Spielzeit 2014/15 („das war eine geile Saison“). Als rasant erlebt er die Entwicklun­g des EVL seit seinem Wechsel nach Lindau. „Damals war alles noch Hobby. Jetzt ist der Verein eine Firma geworden.“

Sascha Paul war, wenn es darauf ankam, jedoch nicht nur bei den sportliche­n Highlights der Lindauer zur Stelle, sondern auch in Krisensitu­ationen. Als er sich einmal eine kleine Auszeit gönnte und im Work&Travel-Status in Australien weilte, bekam er dort mit, dass seine Islanders in den Play-downs mitten im Abstiegska­mpf standen. Da konnte er seine Mannschaft­skameraden nicht im Stich lassen, buchte seinen Flug um und kehrte vorzeitig zurück.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Sascha Paul.

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