Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Fahrpreise für längere Strecken sinken
Wer mit Bus und Bahn von einer Region in die andere fährt, soll 25 Prozent sparen
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STUTTGART - Wer künftig weitere Strecken mit Bus und Bahn zurücklegt, soll ab dem 9. Dezember 2018 weniger bezahlen. Dann gilt landesweit der „BW-Tarif“. Reisende können dann Tickets von jeder Haltestelle in Baden-Württemberg zu jeder anderen lösen. Zunächst soll das via Webseite und App funktionieren, spätestens ab 2021 dann auch im Bus oder an Ticketautomaten.
Im Land bieten 22 Verkehrsverbünde Bus, Straßen- und Regionalbahnverbindungen an – etwa Bodo in Ravensburg und dem Bodenseekreis oder Naldo in Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und dem Zollernalbkreis. In jedem gelten unterschiedliche Tarife.
Land fördert Senkung der Preise
Der BW-Tarif soll ab Dezember zwei Vorteile bringen. Erstens sinken die Preise für Fahrten über Verbundgrenzen hinweg um durchschnittlich 25 Prozent, verspricht das Verkehrsministerium. Je länger die Strecke, desto höher die Ersparnis. Möglich wird das durch Zuschüsse des Landes. Die Ministerrunde in Stuttgart gab dafür am Dienstag das notwendige Geld frei. Jeweils 13 Millionen Euro fließen 2018 und 2019, ab 2020 sollen es dann 20 Millionen Euro pro Jahr sein. Die Tickets im BW-Tarif gelten für Bus, Regiozug, S-Bahn und Straßenbahn. Grundsätzlich begrüßt sogar die Opposition die Pläne. Doch FDP-Verkehrsexperte Jochen Haußmann warnt: „Wer weiterhin nur in seinem Verkehrsverbund fährt, spart gar nichts.“Außerdem gebe es bereits das günstige Baden-Württemberg-Ticket der DB, das ab 9 Uhr in allen Nahverkehrszügen und in fast allen Bussen gelte.
Zweiter Vorteil: Ein Kunde steigt in Friedrichshafen in einen Bus, um dann zum Bahnhof zu gelangen. Er fährt von dort mit dem Regionalverkehr nach Biberach und nutzt dort wieder einen Bus. Bislang musste er dafür mehrfach Tickets lösen. Ab dem 9. Dezember kann er sich im Internet eine Fahrkarte für die komplette Strecke kaufen. Auch Apps bieten das künftig an. An den Automaten an Bahnhöfen gibt es die Tickets ebenfalls.
Ministerium schneller als geplant
Ab 2021 können Kunden auch direkt beim Busfahrer oder an örtlichen Ticketautomaten den BW-Tarif lösen. Dann sind zusätzlich Monats- und Jahreskarten im Angebot, bis dahin gibt es Einzel- oder Tageskarten.
Wenn das Ministerium den Zeitplan einhält, ist es schneller als noch 2017 angekündigt. Damals hieß es noch, ab 2018 gelte der Tarif nur von Bahnhöfen aus. Nun zieht man den zweiten Schritt vor und ermöglicht den Kauf schon ab dem Ausgangspunkt einer Fahrt.
Über welche Apps und Webseiten die Tickets zu kaufen sind, ist noch unklar. In den kommenden Wochen soll sich entscheiden, wer die Dienstleistungen anbietet.