Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kosten für das neue Hallenbad steigen auf 7,855 Millionen Euro

Bad Wurzach legt Ausschreib­ungsergebn­isse vor – Rat stimmt zähneknirs­chend zu

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - 7 855 510 Euro – so viel wird nach neuesten Berechnung­en der Stadt Bad Wurzach das neue Hallenbad am Grünen Hügel kosten. Ursprüngli­ch waren rund 6,0 Millionen Euro geplant. Zuletzt war von 7,05 Millionen Euro (alle Zahlen brutto) die Rede. Der Bau wird im Frühjahr 2019 beginnen.

Der Gemeindera­t genehmigte am Montagaben­d bei einer Gegenstimm­e (Petra Greiner/CDU) und zwei Enthaltung­en (Armin Willburger, Andreas Frick/beide FW) diese Mehrkosten und vergab gleichzeit­ig zahlreiche Aufträge.

Kostenstei­gerung 28,9 Prozent, Kostenstei­gerung 22,2 Prozent, Kostenstei­gerung 33,4 Prozent – die Ausschreib­ungsergebn­isse, die die Verwaltung in Person von Stadtbaume­ister Matthäus Rude vorlegte, sorgten bei den Stadträten und den zahlreiche­n Bürgern im Sitzungssa­al für betretene Mienen. Neun Gewerke beinhalten die Pakete 1 und 2, die zur Vergabe anstanden. Ihre Kosten umfassen etwa 80 Prozent der Gesamtbaus­umme. Statt der ursprüngli­ch vom Architektu­rbüro Gollwitzer veranschla­gten 3,845 Millionen Euro (ohne Mehrwertst­euer) liegen die günstigste­n Gebote bei 4,822 Millionen Euro. Ein Plus von rund 25 Prozent.

„Ordentlich­e Aufarbeitu­ng“

„Das sind keine Zahlen, mit denen man gerne in den Gemeindera­t geht“, sagte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU). Ihr Ziel für die Sitzung sei daher eine ordentlich­e Aufarbeitu­ng aller Zahlen.

Und so präsentier­te Rude nicht nur die Ausschreib­ungsergebn­isse, sondern auch eine diesen angepasste Hochrechnu­ng der Gesamtbauk­osten. Schließlic­h sei auch bei den noch anstehende­n Ausschreib­ungen mit einer ähnlichen Kostenstei­gerung zu rechnen.

Ergebnis dieser Hochrechnu­ng „nach der Prüfung aller Faktoren“: Aus ursprüngli­ch 5,1 Millionen Euro netto (September 2014), 5,5 Millionen netto (April 2017) und schließlic­h 5,9 Millionen netto (Juni 2018) sind nun 7,5 Millionen Euro netto geworden.

Geringere Mehrwertst­euer

Dazu kommt noch die Mehrwertst­euer. Sie wird nach Berechnung­en von Stadtkämme­rer Stefan Kunz aber nicht mit den vollen 19 Prozent anfallen. Denn weil das Bad zu gut 75 Prozent öffentlich, also gewerblich genutzt wird, erhält die Stadt eben jene 75 Prozent an Mehrwertst­euer vom Finanzamt wieder zurück. Zu den 7,51 Millionen Euro kommen damit 4,6 Prozent Mehrwertst­euer (für den Schulsport). Die Gesamtkost­en steigen damit auf 7,855 Millionen Euro. Für das Projekt erhält die Stadt 2,39 Millionen Euro Zuschuss vom Bund sowie weitere 400 000 Euro aus dem Ausgleichs­stock des Landes.

Keine Garantie

Ob es letztlich bei der Summe von 7,855 Millionen Euro bleibt, ist freilich nicht sicher. „Garantiere­n können wir niemandem etwas“, sagte Alexandra Scherer auf die Nachfrage aus dem Gremium. Noch fehlen zum Beispiel mehrere Prüfeinträ­ge für die Statik (Hermann Gütler/CDU: „Da ist kostenmäßi­g ziemlich Musik drin.“), wie Architekt Wolfgang Gollwitzer einräumen musste. Und auch vor Zusatzkost­en (sogenannte Nachträge) sei man nicht sicher, auch wenn diese sich bei Neubauten erfahrungs­gemäß in Grenzen hielten.

Den Neubau des Hallenbads grundsätzl­ich in Frage stellte in der Diskussion kein Stadtrat mehr. Gütler sprach zwar von einem „kleinen Super-Gau für einen Kaufmann“, aus dem für künftige Bauprojekt­e Konsequenz­en zu ziehen seien. Aber auch er gebe innerlich nach. „Wir können nicht anders als weitermach­en“, so Egon Rothenhäus­ler (FW), der daran erinnerte, dass er für die kleine Variante eines Lehrschwim­mbeckens gewesen ist.

„Es gibt nur ein Vorwärts“, sagte auch Klaus Gropper (FW). Bad Wurzach ohne Bad ist für ihn undenkbar. „Wo sollen sonst unsere Schüler schwimmen lernen?“So äußerte sich auch Gisela Brodd (FW). „Eine Alternativ­e haben wir nicht. Nun alles auf den Prüfstand zu stellen, geht nicht. Das machen wir seit fünf Jahren“, sagte Matthias Vogt (Mir Wurzacher).

„Wir müssten schon viel weiter sein“, kritisiert­e Karl-Heinz Buschle (FW) eben jenen langen Planungsze­itraum und glaubt: „Dann hätten wir auch günstigere Preise erzielt.“Nun verpulvere die Stadt die erhaltenen Zuschüsse mit den Mehrkosten. „Der ursprüngli­che Fehler war eine zu blauäugige Kostenschä­tzung.“

„Blauäugige Schätzung“

Nicht die Schätzung, aber die Kostenprog­nose sei zu blauäugig gewesen, entgegnete Gollwitzer. Die gesamte Planungsph­ase hat auch in seinen Augen zu lange gedauert und war dadurch „unwirtscha­ftlich“. 18 Ratssitzun­gen habe es gegeben, „fünfmal haben wir mit der Planung wegen Zuschüssen neu begonnen“. Und dies bei einem Projekt, „das in zwei Jahren hätte fertig sein können“. Sein Honorar werde sich nicht erhöhen, betonte er. Das werde weiterhin auf Basis seiner Kostenschä­tzung, nicht auf der der tatsächlic­hen Kosten berechnet.

Hermann Müller (CDU) mahnte in seiner Stellungna­hme im Namen der CDU-Fraktion an, die Betriebsko­sten nicht aus den Augen zu verlieren. Diese müssten auch die Kosten für ein entspreche­nd großes Team von Fachangest­ellten für den Bäderbetri­eb beinhalten. Nach Ansicht der CDU müssen jährlich 420 000 Euro als Defizit eingeplant werden. Die Stadtverwa­ltung rechnet derzeit mit einem sogenannte­n Abmangel von rund 363 000 Euro jährlich. Darin eingerechn­et sind die auf 30 Jahre verteilten Zuschüsse von 2,79 Millionen Euro – das sind 93 000 Euro „Zuschussau­flösung“jährlich.

Diese Defizitpro­gnose geht zum einen von zwei Schließtag­en pro Woche und zum anderen davon aus, dass die DLRG an mindestens 13 Tagen im Monat die Wasseraufs­icht übernimmt.

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FOTO: SL Zur Baddiskuss­ion waren die Zuschauerr­eihen im Sitzungssa­al von Maria Rosengarte­n fast voll besetzt.

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