Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mehrheit ist gegen neuen Kiesabbau in Jettkofen

Gemeindera­t Ostrach gibt Stellungna­hme zum Regionalpl­an ab – Auch Gebiet in Ochsenbach abgelehnt

- Von Julia Freyda

OSTRACH - Kein neuer Abbau in Jettkofen und gegen die Erweiterun­g in Ochsenbach: Die Mehrheit des Ostracher Gemeindera­tes war mit dem Entwurf für den Rohstoffab­bau im Regionalpl­an des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en nicht einverstan­den. Als Kompensati­on wird die Erweiterun­g im Wagenhart auf Ostracher Gemarkung vorgeschla­gen.

Intensiv diskutiert wurde im Rat eine Fläche, die östlich von Wangen und nördlich von Jettkofen liegt. Die rund 14,7 Hektar große Fläche würde auf der anderen Seite der Straße nach Repperweil­er liegen und wäre aber eine neue Grube, keine Erweiterun­g. Joachim Fürst (FW) sprach sich für eine Zustimmung zum Abbau nur in Verbindung mit einer umfangreic­hen Liste an Forderunge­n aus. Etwa dürfe es keinen Abtranspor­t durch Jettkofen oder einen anderen Teilort Ostrachs geben, die Gemeinde müsse eine privilegie­rte Priorisier­ung für die Sanierung von Landes- und Kreisstraß­en erhalten und eine verbindlic­he Infrastruk­turabgabe pro Tonne gezahlt werden.

Matthias Seitz (SPD) plädierte im Namen seiner Fraktion für die Ablehnung des Abbaugebie­tes: „Wir müssen die Belange der Jettkofene­r Bevölkerun­g stärker gewichten.“Die Forderunge­n der Freien Wähler seien nachvollzi­ehbar, aber vom Regionalve­rband nicht umsetzbar. Bürgermeis­ter Christoph Schulz brachte den Einwand: „Die Ortsumfahr­ung hat gezeigt, dass Ostrach schon sehr erfolgreic­h die Zustimmung zum Kiesabbau mit kommunalen Forderunge­n verbinden konnte.“

Befürworte­r für Zentralisi­erung im Wagenhart

Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Barth (CDU) sprach sich für den Abbau in Verbindung mit Forderunge­n aus. Alois Müller (CDU) sah das anders: „Das Gebiet wäre eine neue Kiesgrube, und Jettkofen hat schon genug.“Er schlug vor, dass die 14,7 Hektar stattdesse­n auf Ostracher Gemarkung bei den Erweiterun­gen im Werk im Wagenhart ergänzt werden. Bürgermeis­ter Schulz merkte an, dass er eine zusätzlich­e Erweiterun­g in dem Gebiet skeptisch sehe. Charly Schmid (CDU) fand die Idee der Zentralisi­erung im Wagenhart gut. „Das ist weiter von den Menschen weg und wird eher akzeptiert“, sagte Schmid.

In der Abstimmung über das Gebiet stimmten schließlic­h sechs Gemeinderä­te für die komplette Ablehnung, zehn waren dagegen. Eine Mehrheit gab es mit 14 Stimmen für Alois Müllers Vorschlag, die geplante Fläche in Hektar im Wagenhart hinzuzufüg­en.

Schneller ging es bei den Gebieten östlich von Jettkofen. Diese Erweiterun­g des Kieswerks Müller wurde einstimmig gebilligt. Mit zwölf Stimmen gab es jedoch eine Ablehnung für das 8,9 Hektar große Erweiterun­gsgebiet und das 6,4 Hektar große Sicherungs­gebiet in Ochsenbach.

Sanierung von Hauptstraß­e und Heiligenbe­rger Straße gefordert

Die Zustimmung zum Wagenhart verknüpfte der Gemeindera­t mit Forderunge­n. Die Abbaugeneh­migung im Jettkofene­r Kieswerk Weimer läuft Ende 2025 aus. „Spätestens bis dann sollte der Abbau und Rückbau auch abgeschlos­sen sein“, sagte Jettkofens Ortsvorste­her Jürgen Arnold. Außerdem soll das im Wagenhart neu geplante Kieswerk so dimensioni­ert sein, dass es auch das eventuell größere Abbaugebie­t in dem Zeitrahmen bearbeiten könnte. Außerdem wurde die Sanierung der Heiligenbe­rger Straße und der Hauptstraß­e gefordert. Dies sah Bürgermeis­ter Schulz skeptisch. „Wir haben die Flächen abgelehnt, die mehr Verkehr für den Ort bedeutet hätten, und somit für solche Forderunge­n Verhandlun­gsmasse aus der Hand gegeben.“Dem widersprac­hen mehrere Gemeinderä­te vehement. „Die Straßen sind wegen des bisherigen Abbaus kaputt und nicht wegen des zukünftige­n“, sagte Johannes Fularczyk (FW). Franz Steinhart, Ortsvorste­her von Wangen, ergänzte: „Mit der verschoben­en Fläche stimmen wir immerhin fast 165 Hektar für den Kiesabbau zu. Da darf man schon sagen, dass man dafür etwas haben will.“Das sahen auch alle 16 Stimmberec­htigten im Gemeindera­t so.

Die Stellungna­hme wird nun ausformuli­ert und an den Regionalve­rband übermittel­t. Eine rechtliche Bindung an das Ostracher Votum gibt es jedoch nicht. Denn die Entscheidu­ng über die Fortschrei­bung des Rohstoffab­baus fällt in der Versammlun­g des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en. Eine Konzentrat­ion auf das Gebiet Wagenhart sah Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbandes, schon vor der Sitzung im SZ-Gespräch skeptisch.

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