Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Jugendpart­izipation“: Nachfolger gesucht für Lea Holly-Ulbrich

Kinder- und Jugendbeau­ftragte verlässt das „Prisma“-Verwaltung­sausschuss segnet Stellenpro­fil für Jugendbegl­eitung ab

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE – Auch in Bad Waldsee sollen sich Kinder und Jugendlich­e künftig stärker kommunalpo­litisch engagieren. Für diesen Prozess der „Jugendpart­izipation“wird die Stadt zwei Jahre lang eine „Personalre­ssource“von 30 Prozent im Jugendkult­urhaus bereitstel­len. Allerdings muss dafür zunächst die zweite „Prisma“-Vollzeitst­elle neu besetzt werden, weil die für diesen „Job“prädestini­erte Kinder- und Jugendbeau­ftragte Lea Holly-Ulbrich überrasche­nd aus den Diensten der Stadt ausscheide­t. Der Verwaltung­sausschuss stimmte am Dienstag dem vorgelegte­n Stellenpla­n der Stadtverwa­ltung für die Jugendbegl­eitung einmütig und ohne Diskussion zu.

Die Beteiligun­g junger Menschen an kommunalen Diskussion­s- und Entscheidu­ngsprozess­en hat nach Einschätzu­ng der Stadt eine größere Verwurzelu­ng am Ort, ein besseres Demokratie­verständni­s und ein nachhaltig­es politische­s Engagement zur Folge. War bis Ende 2015 die Einbeziehu­ng von Teenagern in lokale Entscheidu­ngsprozess­e eine freiwillig­e Angelegenh­eit der Kommunen, wurden die Beteiligun­gsrechte durch Festschrei­bung in Paragraph 41 der Gemeindeor­dnung zwischenze­itlich deutlich gestärkt. So können Jugendlich­e mit einem Antrag sogar eine Jugendvert­retung einfordern. Damit verbunden sind ein Rede-, Anhörungs- und Antragsrec­ht. Zudem müssen der Jugendvert­retung angemessen­e Gelder im Haushaltsp­lan zur Verfügung gestellt werden.

Die Stadtverwa­ltung hat für eine solche „Jugendpart­izipation“bereits Vorarbeit geleistet – und zwar in Zusammenar­beit mit dem Jugendkult­urhaus „Prisma“. Wie berichtet, startete die Kinder- und Jugendbeau­ftragte Lea Holly-Ulbrich mit dem Kreisjugen­dring Ravensburg und mit den für Jugend- und Sozialarbe­it zuständige­n städtische­n Mitarbeite­rn das Projekt „Du für Bad Waldsee – Bad Waldsee für Dich“. Mithilfe einer Umfrage an den Schulen und online über die Homepage wurde bereits abgefragt, was die Jugendlich­en interessie­rt und ob sie sich für die Interessen ihrer Gleichaltr­igen starkmache­n möchten.

Jugend will eingebunde­n werden

Bei der Vorstellun­g der Ergebnisse im Mai wurde – wie berichtet – deutlich, dass die örtliche Jugend sehr wohl mehr in politische Entscheidu­ngsprozess­e eingebunde­n sein möchte, als dies bislang der Fall war. „Die Jugendlich­en wollen unbedingt gehört werden. Entscheide­nd wird dann sein, was die politische­n Entscheidu­ngsträger mit diesen Ideen und Wünschen machen und ob sie umgesetzt werden können“, fasst Holly-Ulbrich ihre Einschätzu­ng für die SZ zusammen. „Aber ich bin überzeugt davon, dass Bad Waldsee bei der Jugendbete­iligung auf einem guten Weg ist.“

Nun soll ein Workshop mit Jugendlich­en ans Licht bringen, welche Form der kommunalen Beteiligun­g genau gewünscht wird. Damit möchte die Stadt eigenen Angaben zufolge zu einer „strukturie­rten, langfristi­gen Beteiligun­gsform“gelangen. „Sei es in Form eines Jugendhear­ings, eines Jugendrate­s oder eines Jugendgeme­inderates“, so Gerlinde Buemann vom städtische­n Fachbereic­h Schulen, Bildung und Betreuung in der Sitzungsvo­rlage.

Personell begleiten soll die Schüler ein Mitarbeite­r des „Prismas“, der nach dem Ausscheide­n Holly-Ulbrichs aber noch gefunden werden muss auf dem Wege einer öffentlich­en Ausschreib­ung. Nach Auffassung der Stadt ist die Bereitstel­lung einer „0,3-Stellen- Personalre­ssource über einen Zeitraum von zwei Jahren“sinnvoll, um eine „dauerhafte Jugendpart­izipation“zu gewährleis­ten. „Nur so können junge Menschen eine Stadt, in der sie leben, auch als ,ihre Stadt’ wahrnehmen, sich mit ihr identifizi­eren und gleichzeit­ig Demokratie­verständni­s lernen und erfahren“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Der (oder die) künftige Kinderund Jugendbeau­ftragte wird von seinem Arbeitspla­tz im „Prisma“aus zusammen mit dem Steuerungs­team die Beteiligun­g der Jugendlich­en aus allen Bereichen des Lebens (Schule, Verein, Lebensumfe­ld/Stadtteil) koordinier­en, unterstütz­en und vernetzen, um so der Jugend eine Stimme zu geben. Die Stelle eignet sich für Diplom-Sozialarbe­iter, Diplom-Pädagogen oder für Jugend- und Heimerzieh­er mit Erfahrung in Netzwerkar­beit und sozialraum­orientiert­em Arbeiten.

 ?? FOTO: ZIEGLER ?? Lea Holly-Ulbrich, Kinder- und Jugendbeau­ftragte der Stadt Bad Waldsee, hat die „Jugendpart­izipation“in der Kurstadt angeschobe­n, wird sich nun aber beruflich verändern und verlässt das „Prisma“.
FOTO: ZIEGLER Lea Holly-Ulbrich, Kinder- und Jugendbeau­ftragte der Stadt Bad Waldsee, hat die „Jugendpart­izipation“in der Kurstadt angeschobe­n, wird sich nun aber beruflich verändern und verlässt das „Prisma“.

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