Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Arbeitskreis Umwelt macht Front gegen Elterntaxis
Schüler-Demo am Gymnasium stieß nicht bei allen Autofahrern auf Gegenliebe – Weitere Aktionen geplant
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BAD WALDSEE - Elterntaxis nerven Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer im Bereich von Schulen, Kindergärten und Sporthallen. Auch im Waldseer Bildungszentrum Döchtbühl nimmt die Zahl der Eltern zu, die ihre Kinder und Jugendlichen mit dem Auto direkt an die Schule fahren und damit für hohes Verkehrsaufkommen in Wohngebieten sorgen. Gleichzeitig nimmt die Sicherheit ab für Schüler, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. Auf diesen Missstand hat am Freitagmorgen der Arbeitskreis Umwelt des Gymnasiums im Rotkreuzweg aufmerksam gemacht und überreichte den Autofahrern Informationszettel. Erwartungsgemäß stieß diese Art der „Belehrung“nicht bei allen Eltern auf Gegenliebe.
Für diese öffentlich angekündigte Schüler-Demo ließ die Stadt den Wolpertsheimer Weg von 7 bis 8.30 Uhr für Autos sperren – dadurch war es an diesem Schultag auch in den angrenzenden Wohnstraßen merklich ruhiger. Zudem fuhren in Erwartung dieser Aktion am Freitag deutlich weniger Elterntaxis am Gymnasium vor, als dies an gewöhnlichen Schultagen nachweislich der Fall ist. Nach Zählungen des Arbeitskreises Umwelt sind es morgens nämlich bis zu 150 Autofahrer, die ihre Kinder im Wolpertsheimer Weg oder im Rotkreuzweg aussteigen lassen.
Um die Mittagszeit und am frühen Abend versammeln sich diese Fahrzeuge dann wieder im Umfeld des Gymnasiums – und dies nicht selten sogar bei laufenden Motoren. „Dieser starke motorisierte Verkehr gefährdet nicht nur die rund 250 Fahrradfahrer und Fußgänger unter den Schülern, er schadet auch der Umwelt“, hieß es folgerichtig auf den grünen Informationszetteln, die von den AK-Mitgliedern am frühen Morgen an die Elterntaxis überreicht wurden.
Während einige der angesprochenen Eltern durchaus Verständnis für das Anliegen der Gymnasiasten zeigten, die Aktion für gut befanden und selbst Besserung gelobten, interessierten sich andere nach Angaben der Schüler wenig bis gar nicht für das Thema. „Ein Vater fuhr einfach direkt weiter, andere hatten Ausreden parat, weil sie sich ertappt fühlten“, berichten die AK-Mitglieder Nele, Lisa Marie und Ben von ihren kurzen Gesprächen mit den Autofahrern. Einige Elterntaxis ließen ihren Unmut auch an der Presse aus, die bei dieser Veranstaltung im öffentlichen Verkehrsraum fotografierte.
Für Thomas Bergmann, der den AK Umwelt am Gymnasium leitet, war diese Demo zum Auftakt einer geplanten Verkehrs-Aktionsreihe „schon alleine deshalb ein Erfolg, weil die Schüler diese Veranstaltung von A bis Z selbst geplant und prima umgesetzt haben“, so der Pädagoge in einer ersten Bilanz gegenüber der SZ. Der Arbeitskreis werde im Laufe des Schuljahres weitere Aktionen dieser Art organisieren, um die Autofahrer zu „sensibilisieren“.
So möchten die Schüler im Frühjahr mit der Aktion „Klimatour/ FahrRad“(Infos unter www.klima-tour.de) den Umstieg von noch mehr Schülern und Lehrkräften auf das Fahrrad „anschieben“. Auch neuerliche Demos und Sperrungen im Umfeld des Schulzentrums seien angedacht, kündigte Bergmann am Freitag an.
Wie hieß es auf den verteilten Infozetteln: „Laufen oder Radeln beeinflussen die Gesundheit Ihres Kindes positiv, frische Luft macht wach, die Spritkosten sind geringer, reduzierter Verkehr vor dem Gymnasium erhöht die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer, es werden wertvolle Ressourcen eingespart und die Umwelt geschont.“