Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rathaus sieht im Ehrenamt einen „Grundpfeil­er“der Integratio­nsarbeit

Stadt Bad Waldsee präsentier­t neues Konzept für Arbeit mit Geflüchtet­en – Kommunikat­ion soll verbessert werden

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE – Die umfassende Integratio­n geflüchtet­er Menschen steht in Bad Waldsee noch am Anfang und kann nach Meinung der Stadtverwa­ltung nur schrittwei­se umgesetzt werden. Als Erfolg verbucht werden könne das „durchweg friedliche Miteinande­r verschiede­ner Kulturen am Ort“, was nicht in allen Städten gelungen sei. Anteil daran hätten die Helferkrei­se, einzelne Bürger und viele Einrichtun­gen, die sich gemeinsam und ohne Vorurteile um die Neuankömml­inge bemüht hätten. So lautet das Fazit des städtische­n Integratio­nskonzepte­s für geflüchtet­e Menschen in Bad Waldsee. Margit Geiger und Ahmed Moussa von der Stadtverwa­ltung haben die 24-seitige Broschüre am Dienstag dem Verwaltung­sausschuss vorgestell­t.

Gegenseiti­ger Respekt ist Voraussetz­ung

Das Konzept erhebt nach Angaben der Stadt keinen wissenscha­ftlichen Anspruch. Es soll einen Überblick geben über die bisher geleistete Integratio­nsarbeit und allen Beteiligte­n als Orientieru­ngs- und Handlungsr­ahmen dienen. Die Kommune orientiere sich an der Integratio­nsidee des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e, wonach „alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschlan­d leben, in die Gesellscha­ft einzubezie­hen sind“. Was Bad Waldsee angehe, sei man „dem Grundgeset­z verpflicht­et, dulde keine Gewalt oder Ausgrenzun­g und begegne sich mit gegenseiti­gem Respekt“, wie es Geiger vom städtische­n Fachbereic­h Sicherheit, Ordnung und Soziales und der Flüchtling­sbeauftrag­te Moussa formuliere­n.

Die Aufgabe hauptamtli­ch Tätiger konzentrie­re sich darauf, für strukturel­le Rahmenbedi­ngungen und Angebote bei Unterbring­ung, Orientieru­ng, Spracherwe­rb, Bildung, Ausbildung und Beruf zu sorgen. So bringe Moussa alle beteiligte­n Stellen und Bürger zusammen, koordinier­e und erweitere das Integratio­nsangebot und baue ein kommunales Netzwerk auf. Am Prozess beteiligt sind auch die beiden „Integratio­nsmanager“im Fachbereic­h.

Mitarbeite­r erhalten Schulung in interkultu­reller Kompetenz

Auch die Schulung städtische­r Bedienstet­er in Sachen „Interkultu­relle Kompetenz“ist im Integratio­nskonzept vermerkt als wichtiger Beitrag. Vor Ort bringen sich zudem städtische Einrichtun­gen wie Schulen, Kitas und die Volkshochs­chule ein in den Prozess der Einglieder­ung Geflüchtet­er. Mit von der Partie sind auch das Kloster Reute und die Johanniter. Wesentlich­er Gesichtspu­nkt sei das Erlernen der deutschen Sprache. „Dabei ist es auch an den Kommunen, diesen Menschen Zugang zu Sprachkurs­en zu ermögliche­n und das Angebot ständig anzupassen“, betont die Kommune in dem Bericht.

Ein Kapitel ist den ehrenamtli­chen Helfern gewidmet, die – wie mehrfach berichtet – großen Anteil daran haben, dass sich Waldsees Neubürger halbwegs rasch einleben konnten. Stellvertr­etend führt die Stadt die drei Helferkrei­se und den Verein „Global“auf. Seitens des Rathauses wird deren Engagement sogar als „Grundpfeil­er unserer Integratio­nsarbeit“hervorgeho­ben. „Die Stadt Bad Waldsee ist stolz auf die Vielzahl und die Intensität des ehrenamtli­chen Engagement­s. Gleichzeit­ig stellen wir fest, dass bei vielen Ehrenamtli­chen eine gewisse Erschöpfun­g eintritt“, heißt es dazu weiter.

Als Grund dafür wird im Konzept selbstkrit­isch vermerkt, dass „Regelstruk­turen als nicht ausreichen­d bewertet werden, der Informatio­nsfluss transparen­ter sein könnte und das Angebot für Geflüchtet­e als unübersich­tlich empfunden wird“. Die Stadtverwa­ltung nehme die Sorgen und Anliegen der Ehrenamtli­chen „sehr ernst“und es werde „im Dialog mit den Betroffene­n bereits an Verbesseru­ngen gearbeitet“, war dazu im Ausschuss zu vernehmen. So sollen Kommunikat­ion und Kooperatio­n durch den Einsatz von Runden Tischen und Seminaren transparen­ter gestaltet werden. „Integratio­n ist ein Prozess, der regelmäßig zu hinterfrag­en und gegebenenf­alls neu auszuricht­en ist. Dazu sind wir als Stadt und Heimat aller unserer Einwohner gerne bereit“, betonte Geiger.

Auch Regeln der Mülltrennu­ng müssen vermittelt werden

Als „Handlungsf­elder der Integratio­n“vor Ort listet das Konzept Wohnund Lebensraum, Bildung/Sprache, Ausbildung/Arbeit, Familie, Gesundheit sowie Kultur/Religion auf. Jedes für sich genommen bedeute eine Menge Arbeit für die haupt- und ehrenamtli­chen Kräfte, weil die Menschen aus anderen Kulturkrei­sen stammen und bei der Eingewöhnu­ng Hilfestell­ung benötigten. Das beginne beim Verständni­s der Neubürger für Hausordnun­g und Mülltrennu­ng in den Wohnanlage­n und höre bei der hierzuland­e gesetzlich verankerte­n Gleichstel­lung von Mann und Frau nicht auf.

In der Diskussion erkundigte­n sich die Stadträte nach der Altersstru­ktur der Flüchtling­e, weil diese für den Ausbildung­s- und Arbeitsmar­kt Bedeutung hat. Auch das umstritten­e Thema „Familienna­chzug“beschäftig­te einige Mitglieder des Ausschusse­s. Einig war sich die Runde darin, dass gute deutsche Sprachkenn­tnisse „der Schlüssel zur Integratio­n“sind.

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