Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Almabtrieb auf Schwäbisch

Jugend von Winterstet­tendorf treibt am Sonntag das Vieh durch Gassen

- Von Katrin Bölstler

● WINTERSTET­TENDORF - Wenn der Almsommer für Mensch und Tier ohne tödliche Unfälle verlaufen ist, werden in vielen Gegenden Österreich­s und Bayern die Herden für den Abtrieb kunstvoll geschmückt und mit Musik und Tamtam ins Tal hinabgefüh­rt. „Das können wir auch“, dachten sich Ende der 80erJahre ein paar junge Männer in Winterstet­tendorf – und trieben aus Gaudi eine einzelne Kuh durchs Dorf. Daraus hat sich eine feste Tradition entwickelt – organisier­t von der Jugend im Dorf.

Nach vier Jahren Pause findet der Almabtrieb wieder diesen Sonntag statt. Los geht es um zehn Uhr. Die Tiere, die mitlaufen, stammen alle aus dem Dorf, denn Winterstet­tendorf ist immer noch eine ländlich geprägte Gemeinde mit vielen Bauernhöfe­n. Die meisten der Organisato­ren, die zwischen 14 und 35 Jahre alt sind, haben einen persönlich­en Bezug zur Landwirtsc­haft. „Schätzungs­weise zehn von uns haben selbst noch einen Hof oder arbeiten auf einem“, erklärt Florian Sigg. Wie viele der Winterstet­ter ist der Almabtrieb für ihn eine wichtige Tradition. Seit seinem achtem Lebensjahr läuft Sigg mit. Wie bei so vielen Veranstalt­ungen im Dorf geht es auch hier vor allem um die Gemeinscha­ft – alle packen mit an, alle sind dabei.

Die jetzigen Organisato­ren sind die Kinder der ersten Rißtalsenn­er, wie sich die Begründer der Tradition damals selbst genannt haben. Und sie legen sich ordentlich ins Zeug, um aus der Veranstalt­ung etwas ganz Besonderes zu machen. So haben die jungen Leute dieses Jahr sogar ein witziges Youtube-Video gedreht, um auf den Almabtrieb aufmerksam zu machen.

Beim Umzug selbst wird es wie in den Vorjahren bunt zugehen: Nebst der üblichen Herde Rinder laufen neun Kranzkühe mit und fünf von Kindern geführte Kälber. 14 Pferdefuhr­werke haben ihre Teilnahme angemeldet, dabei unter anderem ein vierspänni­ger Ponywagen, ein Alphornwag­en, ein zehnspänni­ger Wagen mit Gaisen, ein Glockenwag­en mit 50 Kuhglocken und ein Wagen mit einem historisch­en Güllefass. Außerdem mit dabei ist die Volkstanzg­ruppe in historisch­er Tracht. Rund 100 Teilnehmer kommen so zusammen – vor fünf Jahren waren es noch 50.

Der Aufstellun­gsplatz und Sammelpunk­t ist in der Alenbergst­raße. Der Umzug verläuft dann von Wattenweil­er kommend in Richtung Getreidemü­hle Winterstet­tendorf, dann über die Schmidsgas­se und Waldseerst­raße, die Dorfstraße bis zum Ortsende Richtung Winterstet­tendorf, um dann im Viehscheid­stadl am Widder zu enden. Dort wird für Verpflegun­g und Musik mit dem Riedberg-Quintett gesorgt. Für den kulinarisc­hen Genuss sorgt der Moschd-Joggl mit selbstgema­chtem Süßmost.

Vorab findet am Freitag, 12. Oktober, der Häge-Ball, auch bekannt als Viehscheid-Warm-Up, im Maschinens­chopf von Familie Köberle am Widder statt.

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FOTO: PRIVAT Eine Szene vom letzten Almabtrieb: Die Männer in Tracht, die Rinder ordentlich im Zaum gehalten.

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