Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weitere Bahnhalte in der Region gefordert

Vorstoß aus dem Ingoldinge­r Gemeindera­t: Regio-S-Bahn soll nicht in Ummendorf enden

- Von Katrin Bölstler

REGION

- Kommt die Regio-S-Bahn oder kommt sie nicht? Und wo wird sie tatsächlic­h enden, in BiberachSü­d, Ummendorf oder ganz woanders? Obwohl die Planungen seit Jahren laufen, ist das Projekt immer noch nicht in trockenen Tüchern. Aus dem südlichen Landkreis gibt es nun, nach zwei Jahren Pause, erneut eine Initiative, die die bisherigen Planungen infrage stellt – und damit eventuell sogar das gesamte Projekt kippen könnte.

In Ingoldinge­n ist es Gemeindera­t Jörg Baur-Cleppien, der sich dafür starkmacht, dass die künftige Regio-S-Bahn nicht in Ummendorf endet. Er kritisiert: Wer in Ingoldinge­n oder Hochdorf wohne und in Ravensburg arbeite, müsse ins Auto steigen – sowohl heute als auch in Zukunft, wenn die Planungen nicht geändert würden. Sein Ziel: Eine Regio-S-Bahn, die zumindest bis nach Bad Schussenri­ed oder sogar Aulendorf fährt, um es mehr Pendlern zu ermögliche­n, morgens das Auto stehen zu lassen. Die Studien aus den Jahren 2014 und 2016, die die Wirtschaft­lichkeit weiterer Bahnhalte verneint haben, stellt Baur-Cleppien in Frage, ebenso wie Manfred Blumensche­in aus Bad Schussenri­ed, der sich schon seit Jahren für weitere Bahnhalte einsetzt.

„Die Elektrifiz­ierung der Südbahn bringt nur eine Verbesseru­ng, was den schnellen Verkehr angeht. Wir brauchen jedoch auch eine bessere Anbindung für die vielen kleinen Dörfer entlang der Strecke“, sagt Baur-Cleppien. Schon jetzt sei die B 30 an manchen Tagen eine „Horrorstre­cke“. Wenn künftig noch weitere Arbeitsplä­tze in der Region entstünden, werde sich die Situation auf den Straßen noch verschärfe­n, wenn der südliche Landkreis nicht besser im öffentlich­en Nahverkehr angebunden werde.

Die den bisherigen Studien zugrunde liegenden Verkehrsza­hlen seien „angesichts des ständig steigenden Individual­verkehrs überholung­sbedürfig“, schreibt Baur-Cleppien in seinem Antrag, den er am Donnerstag­abend dem Ingoldinge­r Gemeindera­t präsentier­te. Darin appelliert er an seine Gemeindera­tskollegen, Bürgermeis­ter Jürgen Schell damit zu beauftrage­n, sich für eine vollständi­ge Durchbindu­ng des langsamen Schienenve­rkehrs von Ulm bis Aulendorf einzusetze­n – mit einem darauf abgestimmt­en Angebot weiter in Richtung Ravensburg und Friedrichs­hafen. Außerdem solle die Verwaltung sich dafür starkmache­n, dass auf der Regio-S-Bahn mindestens ein oder zwei weitere Haltepunkt­e zwischen Ummendorf und Bad Schussenri­ed gebaut oder wieder reaktivier­t würden. Der Gemeindera­t stimmte diesem Antrag zu.

Erneut in den Kreistag

Für Bürgermeis­ter Jürgen Schell bedeutet diese Entscheidu­ng, dass er das Thema nun erneut in den Kreistag tragen wird. Dort ist er jedoch nicht der Einzige, der sich dafür starkmache­n will. Auch Bad Schussenri­eds Bürgermeis­ter Achim Deinet ist ein vehementer Verfechter weiterer Bahnhalte auf der Südbahnstr­ecke. Etwas zwischen den Stühlen sitzt der CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger. Einerseits ist er Mitglied im Kreistag in Biberach, anderersei­ts ist er verkehrspo­litischer Sprecher seiner Landtagsfr­aktion. Er könne die „Wünsche der Gemeinden Bad Schussenri­ed, Hochdorf und Ingoldinge­n nach weiteren Bahnhalten absolut nachvollzi­ehen“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Dennoch sei es nun mal so, dass alle bisherigen Untersuchu­ngen zu dem Ergebnis gekommen seien, dass die Verlängeru­ng der Regio-S-Bahn südlich von Ummendorf sich finanziell nicht rechne. Damit er dennoch die Interessen der Region in Stuttgart unterstütz­en könne, benötige es ein „starkes Signal“, sprich, dass sich sowohl der Kreistag als auch die Gemeinden für weitere Bahnhalte ausspräche­n und auch bereit seien, sich finanziell zu beteiligen. Er setze dabei allerdings voraus, dass durch die zusätzlich­en Bahnhalte nicht das gesamte Projekt der Regio-S-Bahn in der Wirtschaft­lichkeit sowie im Betrieb gefährdet werde.

Genau das könne aber geschehen, wenn aus dem Landkreis Biberach unterschie­dliche Signale in Richtung Stuttgart und Berlin gesendet würden, glaubt Oliver Dümmler. Er ist der Geschäftsf­ührer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller. Auf seinem Schreibtis­ch laufen die Planungen für das Projekt zusammen. Der Verein agiert wie ein kommunaler Zweckverba­nd und ist direkter Ansprechpa­rtner für Bund und Land. „Wenn die zuständige­n Stellen in Stuttgart das Gefühl bekommen, dass die Region sich uneinig ist, kann es sein, dass das gesamte Projekt zurückgest­ellt wird“, sagt Dümmler. Die bisherigen Studien seien von namhaften Gutachtern erstellt worden, die Methodik erprobt. Sie nun infrage zu stellen, hält er für kontraprod­uktiv. Dadurch werde nicht nur die die Realisieru­ng der Regio-S-Bahn verzögert, sondern das gesamte Projekt gefährdet. „Ohne die Unterstütz­ung von Bund und Land können wir dieses Projekt finanziell nicht stemmen – und diese Förderung werden wir nur erhalten, wenn wir ein Signal der Einigkeit senden.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE/ARCHIV Die Trasse der Südbahn wird momentan elektrifiz­iert. Erst danach könnte die Regio-S-Bahn dort fahren.

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