Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weitere Bahnhalte in der Region gefordert
Vorstoß aus dem Ingoldinger Gemeinderat: Regio-S-Bahn soll nicht in Ummendorf enden
REGION
- Kommt die Regio-S-Bahn oder kommt sie nicht? Und wo wird sie tatsächlich enden, in BiberachSüd, Ummendorf oder ganz woanders? Obwohl die Planungen seit Jahren laufen, ist das Projekt immer noch nicht in trockenen Tüchern. Aus dem südlichen Landkreis gibt es nun, nach zwei Jahren Pause, erneut eine Initiative, die die bisherigen Planungen infrage stellt – und damit eventuell sogar das gesamte Projekt kippen könnte.
In Ingoldingen ist es Gemeinderat Jörg Baur-Cleppien, der sich dafür starkmacht, dass die künftige Regio-S-Bahn nicht in Ummendorf endet. Er kritisiert: Wer in Ingoldingen oder Hochdorf wohne und in Ravensburg arbeite, müsse ins Auto steigen – sowohl heute als auch in Zukunft, wenn die Planungen nicht geändert würden. Sein Ziel: Eine Regio-S-Bahn, die zumindest bis nach Bad Schussenried oder sogar Aulendorf fährt, um es mehr Pendlern zu ermöglichen, morgens das Auto stehen zu lassen. Die Studien aus den Jahren 2014 und 2016, die die Wirtschaftlichkeit weiterer Bahnhalte verneint haben, stellt Baur-Cleppien in Frage, ebenso wie Manfred Blumenschein aus Bad Schussenried, der sich schon seit Jahren für weitere Bahnhalte einsetzt.
„Die Elektrifizierung der Südbahn bringt nur eine Verbesserung, was den schnellen Verkehr angeht. Wir brauchen jedoch auch eine bessere Anbindung für die vielen kleinen Dörfer entlang der Strecke“, sagt Baur-Cleppien. Schon jetzt sei die B 30 an manchen Tagen eine „Horrorstrecke“. Wenn künftig noch weitere Arbeitsplätze in der Region entstünden, werde sich die Situation auf den Straßen noch verschärfen, wenn der südliche Landkreis nicht besser im öffentlichen Nahverkehr angebunden werde.
Die den bisherigen Studien zugrunde liegenden Verkehrszahlen seien „angesichts des ständig steigenden Individualverkehrs überholungsbedürfig“, schreibt Baur-Cleppien in seinem Antrag, den er am Donnerstagabend dem Ingoldinger Gemeinderat präsentierte. Darin appelliert er an seine Gemeinderatskollegen, Bürgermeister Jürgen Schell damit zu beauftragen, sich für eine vollständige Durchbindung des langsamen Schienenverkehrs von Ulm bis Aulendorf einzusetzen – mit einem darauf abgestimmten Angebot weiter in Richtung Ravensburg und Friedrichshafen. Außerdem solle die Verwaltung sich dafür starkmachen, dass auf der Regio-S-Bahn mindestens ein oder zwei weitere Haltepunkte zwischen Ummendorf und Bad Schussenried gebaut oder wieder reaktiviert würden. Der Gemeinderat stimmte diesem Antrag zu.
Erneut in den Kreistag
Für Bürgermeister Jürgen Schell bedeutet diese Entscheidung, dass er das Thema nun erneut in den Kreistag tragen wird. Dort ist er jedoch nicht der Einzige, der sich dafür starkmachen will. Auch Bad Schussenrieds Bürgermeister Achim Deinet ist ein vehementer Verfechter weiterer Bahnhalte auf der Südbahnstrecke. Etwas zwischen den Stühlen sitzt der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger. Einerseits ist er Mitglied im Kreistag in Biberach, andererseits ist er verkehrspolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion. Er könne die „Wünsche der Gemeinden Bad Schussenried, Hochdorf und Ingoldingen nach weiteren Bahnhalten absolut nachvollziehen“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“.
Dennoch sei es nun mal so, dass alle bisherigen Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen seien, dass die Verlängerung der Regio-S-Bahn südlich von Ummendorf sich finanziell nicht rechne. Damit er dennoch die Interessen der Region in Stuttgart unterstützen könne, benötige es ein „starkes Signal“, sprich, dass sich sowohl der Kreistag als auch die Gemeinden für weitere Bahnhalte aussprächen und auch bereit seien, sich finanziell zu beteiligen. Er setze dabei allerdings voraus, dass durch die zusätzlichen Bahnhalte nicht das gesamte Projekt der Regio-S-Bahn in der Wirtschaftlichkeit sowie im Betrieb gefährdet werde.
Genau das könne aber geschehen, wenn aus dem Landkreis Biberach unterschiedliche Signale in Richtung Stuttgart und Berlin gesendet würden, glaubt Oliver Dümmler. Er ist der Geschäftsführer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller. Auf seinem Schreibtisch laufen die Planungen für das Projekt zusammen. Der Verein agiert wie ein kommunaler Zweckverband und ist direkter Ansprechpartner für Bund und Land. „Wenn die zuständigen Stellen in Stuttgart das Gefühl bekommen, dass die Region sich uneinig ist, kann es sein, dass das gesamte Projekt zurückgestellt wird“, sagt Dümmler. Die bisherigen Studien seien von namhaften Gutachtern erstellt worden, die Methodik erprobt. Sie nun infrage zu stellen, hält er für kontraproduktiv. Dadurch werde nicht nur die die Realisierung der Regio-S-Bahn verzögert, sondern das gesamte Projekt gefährdet. „Ohne die Unterstützung von Bund und Land können wir dieses Projekt finanziell nicht stemmen – und diese Förderung werden wir nur erhalten, wenn wir ein Signal der Einigkeit senden.“