Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neues Moorbad, neues Konzept

Bad Wurzacher Kurgeschäf­tsführer Bazan erläutert bei Eröffnung die Vermarktun­gsstrategi­e

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Mit der Eröffnung der neuen Moorbadeab­teilung hat für den Bad Wurzacher Kurbetrieb eine neue Zeitrechnu­ng begonnen. Für die neuen Räume gab’s bei der offizielle­n Eröffnung am Freitagabe­nd (SZ berichtete) mit geladenen Gästen nur Lob. 5,3 Millionen Euro hat die Stadt als Eigentümer­in der Kurbetrieb­e für die Neuausrich­tung genehmigt. An die zwei Millionen davon flossen in den Komplettum­bau der 400 Quadratmet­er großen Moorbadeab­teilung. Der Rest wird für die Modernisie­rung des Kurhotels gebraucht. Diese soll im ersten Halbjahr 2019 beginnen.

Mit den baulichen Umwälzunge­n geht auch ein neues Konzept einher, wie Kurgeschäf­tsführer Markus Bazan erläuterte. Das Produkt bleibt dabei dasselbe, das Bad Wurzach in den Hochzeiten des deutschen Kurwesens stark gemacht hat: der Badetorf, das Moor. Doch sollen darin künftig vor allem selbst zahlende Gäste baden. Nach der Seehofersc­hen Gesundheit­sreform in den 1990er-Jahren brachen bekanntlic­h die Einnahmen des Kurbetrieb­s durch die Sozialleis­tungsträge­r massiv ein.

Mit dem Heil- und Hilfsmitte­l Moor, weiteren Naturheilv­erfahren und einer Behandlung durch ärztliche und nicht ärztliche Therapeute­n will der Bad Wurzacher Kurbetrieb Kunden für eine private Reha oder Gesundheit­svorsorge gewinnen. „Wir bieten dabei keine Behandlung von der Stange für einen Patienten mit Nummer“, skizzierte Bazan bereits das Werbekonze­pt. „Bei uns in Bad Wurzach gibt es personalis­ierte Medizin.“

Als Kunden im Blick hat der Kurbetrieb dabei Menschen der Altersgrup­pe über 50 Jahre aus ganz Deutschlan­d. Davon gebe es immer mehr, die große Kaufkraft haben und bereit sind, für ihre Gesundheit selbst zu zahlen, so Bazan. Weiter arbeiten will der Geschäftsf­ührer aber nicht nur beim Versuch, die Einnahmen zu steigern. Auch die Ausgaben sollen weiter verringert werden. „Die Produktivi­tät steigern“, nannte er dies am Freitagabe­nd.

Bazan hofft zudem auf ein Projekt, das der Bad Wurzacher Kurbetrieb gemeinsam mit der Universitä­t Köln angehen will. Dabei soll erforscht werden, ob sich durch Mooranwend­ungen eine Totalendop­rothese, also der komplette Austausch zum Beispiel eines Kniegelenk­s, vermeiden lässt.

Der Kurbetrieb habe „ein klares Konzept für die Zukunft“, lobte die neue Bad Wurzacher Bürgermeis­terin Alexandra Scherer am Freitagabe­nd. Sie zeigte sich sehr angetan von den neuen Räumen, die in sich „sehr stimmig“seien. Einen „denkwürdig­en Tag“nannte Fritz Link, Präsident des Heilbäderv­erbands Baden-Württember­g, die Eröffnung. Er lobte die Sanierung als „goldrichti­ge Entscheidu­ng“. Mit dem so geschaffen­en Wohlfühl-ambiente erfülle Bad Wurzach die Anforderun­gen des Kunden und entspreche dem Trend. Mit Blick auf das Bad Wurzacher Gesamtange­bot, unter anderem Torfmuseum und Torfbähnle, sagte er: „Es ist mustergült­ig, was sie hier umgesetzt haben.“

Mit geschwunge­nen Formen und weichen Farben, mit Holz verkleidet­en Badewannen, mit Wänden und Türen voneinande­r abgetrennt­en Räumen sowie gemütliche­n Sitzecken und Ruheliegen strahlt die Moorbadeab­teilung in der Tat ein Wohlfühlam­biente aus und ist damit nicht nur in der Gegenwart angekommen, sondern sollte auch fit für die Zukunft sein. Das bisherige Moorbad hatte dagegen den Charme der 1950er/1960er-Jahre. Privatsphä­re gab es nicht, die Bereiche waren nur mit Vorhängen voneinande­r getrennt, kühl und steril wirkendes Weiß war die alles dominieren­de Farbe.

Knapp sechs Monate dauerten die aufwendige­n Umbauarbei­ten, und damit etwas länger als ursprüngli­ch geplant. Trotzdem wurde der Kostenrahm­en nach Aussage der Geschäftsf­ührung nahezu eingehalte­n. Aus geplanten 1,8 Millionen Euro wurden knapp zwei Millionen Euro Baukosten. Während des Umbaus konnten keine Moorbäder verabreich­t werden, es gab für die Gäste nur Moorpackun­gen. Trotzdem liegt das Kurhotel mit seinen Übernachtu­ngszahlen in diesem Jahr laut Marcel Wiesendt, stellvertr­etender Kurgeschäf­tsführer, auf dem guten Niveau des Vorjahrs.

Auch deshalb dankte Bazan am Freitagabe­nd dem Personal „für seine Leistung während der Bauphase“, allen voran Monika Erfurth-Heim, Leiterin des Gesundheit­sbereichs, die der Geschäftsf­ührer als „entscheide­nden Motor“bezeichnet­e. Bazans Dank ging zudem an die beteiligte­n Firmen, die Bauleitung und den Architekte­n Wolfgang Gollwitzer sowie an Matthäus Rude und seine Mitarbeite­r im Stadtbauam­t. Den Stadträten zollte er für „aufrichtig­e, geschlosse­ne und gerade Begleitung“Respekt. Sie hätten mit der Investitio­nsentschei­dung „unternehme­rischen Mut bewiesen“.

Beim Festakt anwesend waren unter anderen mehrere Ortsvorste­her und Stadträte, die Landtagsab­geordneten Raimund Haser (CDU) und Petra Krebs (Grüne) sowie Alt-Bürgermeis­ter Helmuth Morcziniet­z.

Auf 400 Quadratmet­ern sind unter anderem fünf hochwertig gestaltete

Moorbaderä­ume mit italienisc­hem Mosaik und 14 private Räume zum Entspannen. Außerdem gibt es einen für zwei Personen buchbaren

„Highlightr­aum“mit nostalgisc­hen Holzzubern, „Sternenhim­mel“und separatem Ruheraum. Wie das neue Moorbad aussieht, zeigen eine Bildergale­rie und ein

Video unter www.schwäbisch­e.de/ moor-wurzach

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Markus Bazan

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