Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neues Moorbad, neues Konzept
Bad Wurzacher Kurgeschäftsführer Bazan erläutert bei Eröffnung die Vermarktungsstrategie
BAD WURZACH - Mit der Eröffnung der neuen Moorbadeabteilung hat für den Bad Wurzacher Kurbetrieb eine neue Zeitrechnung begonnen. Für die neuen Räume gab’s bei der offiziellen Eröffnung am Freitagabend (SZ berichtete) mit geladenen Gästen nur Lob. 5,3 Millionen Euro hat die Stadt als Eigentümerin der Kurbetriebe für die Neuausrichtung genehmigt. An die zwei Millionen davon flossen in den Komplettumbau der 400 Quadratmeter großen Moorbadeabteilung. Der Rest wird für die Modernisierung des Kurhotels gebraucht. Diese soll im ersten Halbjahr 2019 beginnen.
Mit den baulichen Umwälzungen geht auch ein neues Konzept einher, wie Kurgeschäftsführer Markus Bazan erläuterte. Das Produkt bleibt dabei dasselbe, das Bad Wurzach in den Hochzeiten des deutschen Kurwesens stark gemacht hat: der Badetorf, das Moor. Doch sollen darin künftig vor allem selbst zahlende Gäste baden. Nach der Seehoferschen Gesundheitsreform in den 1990er-Jahren brachen bekanntlich die Einnahmen des Kurbetriebs durch die Sozialleistungsträger massiv ein.
Mit dem Heil- und Hilfsmittel Moor, weiteren Naturheilverfahren und einer Behandlung durch ärztliche und nicht ärztliche Therapeuten will der Bad Wurzacher Kurbetrieb Kunden für eine private Reha oder Gesundheitsvorsorge gewinnen. „Wir bieten dabei keine Behandlung von der Stange für einen Patienten mit Nummer“, skizzierte Bazan bereits das Werbekonzept. „Bei uns in Bad Wurzach gibt es personalisierte Medizin.“
Als Kunden im Blick hat der Kurbetrieb dabei Menschen der Altersgruppe über 50 Jahre aus ganz Deutschland. Davon gebe es immer mehr, die große Kaufkraft haben und bereit sind, für ihre Gesundheit selbst zu zahlen, so Bazan. Weiter arbeiten will der Geschäftsführer aber nicht nur beim Versuch, die Einnahmen zu steigern. Auch die Ausgaben sollen weiter verringert werden. „Die Produktivität steigern“, nannte er dies am Freitagabend.
Bazan hofft zudem auf ein Projekt, das der Bad Wurzacher Kurbetrieb gemeinsam mit der Universität Köln angehen will. Dabei soll erforscht werden, ob sich durch Mooranwendungen eine Totalendoprothese, also der komplette Austausch zum Beispiel eines Kniegelenks, vermeiden lässt.
Der Kurbetrieb habe „ein klares Konzept für die Zukunft“, lobte die neue Bad Wurzacher Bürgermeisterin Alexandra Scherer am Freitagabend. Sie zeigte sich sehr angetan von den neuen Räumen, die in sich „sehr stimmig“seien. Einen „denkwürdigen Tag“nannte Fritz Link, Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg, die Eröffnung. Er lobte die Sanierung als „goldrichtige Entscheidung“. Mit dem so geschaffenen Wohlfühl-ambiente erfülle Bad Wurzach die Anforderungen des Kunden und entspreche dem Trend. Mit Blick auf das Bad Wurzacher Gesamtangebot, unter anderem Torfmuseum und Torfbähnle, sagte er: „Es ist mustergültig, was sie hier umgesetzt haben.“
Mit geschwungenen Formen und weichen Farben, mit Holz verkleideten Badewannen, mit Wänden und Türen voneinander abgetrennten Räumen sowie gemütlichen Sitzecken und Ruheliegen strahlt die Moorbadeabteilung in der Tat ein Wohlfühlambiente aus und ist damit nicht nur in der Gegenwart angekommen, sondern sollte auch fit für die Zukunft sein. Das bisherige Moorbad hatte dagegen den Charme der 1950er/1960er-Jahre. Privatsphäre gab es nicht, die Bereiche waren nur mit Vorhängen voneinander getrennt, kühl und steril wirkendes Weiß war die alles dominierende Farbe.
Knapp sechs Monate dauerten die aufwendigen Umbauarbeiten, und damit etwas länger als ursprünglich geplant. Trotzdem wurde der Kostenrahmen nach Aussage der Geschäftsführung nahezu eingehalten. Aus geplanten 1,8 Millionen Euro wurden knapp zwei Millionen Euro Baukosten. Während des Umbaus konnten keine Moorbäder verabreicht werden, es gab für die Gäste nur Moorpackungen. Trotzdem liegt das Kurhotel mit seinen Übernachtungszahlen in diesem Jahr laut Marcel Wiesendt, stellvertretender Kurgeschäftsführer, auf dem guten Niveau des Vorjahrs.
Auch deshalb dankte Bazan am Freitagabend dem Personal „für seine Leistung während der Bauphase“, allen voran Monika Erfurth-Heim, Leiterin des Gesundheitsbereichs, die der Geschäftsführer als „entscheidenden Motor“bezeichnete. Bazans Dank ging zudem an die beteiligten Firmen, die Bauleitung und den Architekten Wolfgang Gollwitzer sowie an Matthäus Rude und seine Mitarbeiter im Stadtbauamt. Den Stadträten zollte er für „aufrichtige, geschlossene und gerade Begleitung“Respekt. Sie hätten mit der Investitionsentscheidung „unternehmerischen Mut bewiesen“.
Beim Festakt anwesend waren unter anderen mehrere Ortsvorsteher und Stadträte, die Landtagsabgeordneten Raimund Haser (CDU) und Petra Krebs (Grüne) sowie Alt-Bürgermeister Helmuth Morczinietz.
Auf 400 Quadratmetern sind unter anderem fünf hochwertig gestaltete
Moorbaderäume mit italienischem Mosaik und 14 private Räume zum Entspannen. Außerdem gibt es einen für zwei Personen buchbaren
„Highlightraum“mit nostalgischen Holzzubern, „Sternenhimmel“und separatem Ruheraum. Wie das neue Moorbad aussieht, zeigen eine Bildergalerie und ein
Video unter www.schwäbische.de/ moor-wurzach