Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vier Jahrzehnte Milchbar
Klaus Mittrupp kommt schon seit den 1970er-Jahren nach Ravensburg zur Oberschwabenschau
RAVENSBURG (sz) - Die Oberschwabenschau spricht Schwäbisch. Die ganze Messe? Nein! An einem unbeugsamen Stand hört man gepflegten rheinischen Singsang, und das schon seit vier Jahrzehnten. Das ist der Stand von Klaus Mittrupp, der Betreiber der Milchbar. Er gehört zu den dienstältesten Ausstellern der Ravensburger Messe.
Klaus Mittrupp kommt viel herum. Schon als Kind war der heute 61Jährige mit seinem Vater unterwegs, einem Milchtechnologen, der einst die Milchbar aufgebaut hat. Vor über 40 Jahren stieg der Sohn mit ein und war dann bald Stammgast der Oberschwabenschau. Heute ist er 180 bis 200 Tage pro Jahr auf Reisen, kennt zig Messen in ganz Deutschland. Er kann vergleichen – und findet, dass die Oberschwabenschau etwas Besonderes ist: „Weil es in Ravensburg keine reine Verbrauchermesse ist, sondern das Thema Landwirtschaft eine so große Rolle spielt. Das zieht! Erst recht in einer so ländlichen Gegend.“Klaus Mittrupp hat auch selbst etwas für Maschinen übrig. Wenn die Zeit reicht, geht er gern im Freigelände der Oberschwabenschau spazieren und schaut sich die Traktoren und Anhänger an. „Früher hatte so ein Traktor mal 50 PS“, erinnert er sich lachend.
„Messe steht gut da“
Anderswo kämpfen Messen mit stetigem und deutlichem Besucherschwund, in Ravensburg steht die Messe gut da, hat der selbstständige Kaufmann Mittrupp beobachtet. Ihm gefällt, dass die Organisatoren sich regelmäßig etwas Neues einfallen lassen. Ihn freut es, wenn Stammgäste kommen, „ist doch schön zu hören: Wir haben heute Morgen schon an Sie gedacht.“Er versteht die Oberschwaben, auch im breitesten Dialekt jedes Wort, sagt er. Und er mag, dass sie auf eine angenehme Art kernig sind.
Alle anderen Messen öffnen morgens um 10 Uhr, die Oberschwabenschau schon um 9, „auch daran merkt man die Landwirtschaft“, sagt Mittrupp. Einen weiteren Vorteil sieht er beim Messegelände: „Das liegt in der Stadt, viele andere sind auf der grünen Wiese. Die Stadt bringt sicher auch nochmal was für den Charakter der Messe.“Und dass der lokale Handel so stark eingebunden sei, „das ist immer ein gutes Zeichen“.
Ravensburg ist ihm vertraut
Er hat in Ravensburg nach Feierabend viel Vertrautes: sein Hotel, seinen Wirt, seine Bedienung. Und tagsüber am Stand seine Belegschaft: Bis auf einen Festangestellten beschäftigt er Leute aus Ravensburg, viele bleiben jahrelang. Die Ravensburger Altstadt schätzt er sehr, „tolle Geschäfte. Das ist eine sehr gesunde Gegend hier“. Sogar Urlaub macht er in der Region: Mit befreundeten Ausstellern ist er mehrfach um den Bodensee geradelt.
Mittrupps Milchbar hat sich über die Jahrzehnte gewandelt, aber der Bestseller ist derselbe wie eh und je: Eis – Softeis eines holländischen Herstellers, das er auch zu Eiskaffee und Eisschokolade verarbeitet. Über die Jahrzehnte stand er schon fast überall mal auf dem Messegelände, drinnen, draußen. Mit seinem jetzigen Stammplatz auf dem Freigelände ist er sehr zufrieden, weil von morgens bis abends die Sonne hinscheint, wenn sie denn scheint: „Für Eis braucht man das Wetter.“
Früher gab es an der Milchbar auch noch Buttermilch, heute verkauft er „20 Cola auf eine Milch“. Erhalten geblieben sind die Quarkspeisen, die er mit frischen Früchten zubereitet, Erdbeere, Blaubeere, Ananas. „Das kaufen eher Frauen“, weiß er, „weil sie Kalorien zählen und auf die Gesundheit achten. Männer wollen eine Wurst.“Geht Eis denn auch nach Bier? Mittrupps Statistik sagt: auf jeden Fall.