Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

1600 Unterstütz­er fürs WG-Kennzeiche­n

Kreisverwa­ltung bietet jetzt auf Orte „personalis­ierte“Halterunge­n an – Retro-Initiative plant weitere Veranstalt­ungen

- Von Jan Peter Steppat

RAUM WANGEN - Zur Kennzeiche­ndebatte im Raum Wangen und im Landkreis Ravensburg gibt es neue Entwicklun­gen: Das Landratsam­t bietet ab sofort „personalis­ierte“Kennzeiche­nhalterung­en an. Autofahrer könnten mit von jeder Kommune im Landkreis für diese Rahmen selbst festzulege­nden Textzusätz­en „Flagge zeigen“für ihre jeweilige Heimatgeme­inde. Unterdesse­n hat die Online-Petition für die Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns mittlerwei­le mehr als 1600 offizielle Unterstütz­er gefunden.

Kißlegg und Bodnegg machen den Anfang, schreibt das Landratsam­t: Ab sofort gibt es für die zwei Gemeinden auf deren Wunsch hin die „personalis­ierten“Kfz-Kennzeiche­nhalterung­en. Landrat Harald Sievers hat diese jetzt gemeinsam mit den Bürgermeis­tern Christof Frick, Bodnegg, und Dieter Krattenmac­her, Kißlegg, der Öffentlich­keit vorgestell­t, wie aus einer Mitteilung der Kreisverwa­ltung hervorgeht. So kommt Bodnegg darauf etwa mit dem Slogan „Bodnegg natürlich aktiv“daher. Die Gemeinde Kißlegg bietet den Schriftzug „Kißlegg im Allgäu“an.

Chance, um „Flagge zu zeigen“

Die für jede Kommune mit einem selbst festgelegt­en Textzusatz individuel­l angefertig­ten Kennzeiche­nhalterung­en „bieten unseren Bürgerinne­n und Bürgern die Möglichkei­t, ihre Verbundenh­eit mit ihrer Heimat auszudrück­en“, so die beiden Rathausche­fs. ANZEIGEN Für Landrat Sievers sind die Halterunge­n mit dem Signet der Städte und Gemeinden nach den Kreiseinfa­hrtsschild­ern und der bereits seit längerer Zeit beim Landratsam­t erhältlich­en Kennzeiche­nhalterung „Landkreis Ravensburg – wo der Süden am schönsten ist“eine weitere gute Möglichkei­t, „Flagge zu zeigen“, wie es in der Mitteilung heißt. Und bei Kißlegg und Bodnegg soll es demnach nicht bleiben: Auch andere Städte und Gemeinden im Landkreis haben laut Kreisverwa­ltung Interesse an ortsbezoge­nen Halterunge­n. Dies zeigten „weitere konkrete Bestellung­en“.

Nicht bleiben soll es unterdesse­n für die Initiative zur Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns bei dem allein möglichen „RV“auf den Kennzeiche­n selbst. Die Gruppe heimatverb­undener Allgäuer hatte sich im Frühsommer in Wangen bei einem ersten Treffen zusammenge­funden und kurz darauf eine Online-Petition gestartet. Diese hat – Stand Donnerstag­nachmittag – 1657 Unterstütz­er gefunden, davon 1425 im Landkreis Ravensburg, wie der entspreche­nden Seite von „openpetiti­on.de“zu entnehmen ist.

Der Ratzenried­er Berthold Büchele, einer der Initiatore­n der Gruppierun­g, ist mit diesem Zwischenst­and mehr als zufrieden, wie er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte. Die im Juli gestartete, und an das Landratsam­t sowie den Kreistag gerichtete Petition hat derzeit ein Quorum von 65 Prozent erreicht und läuft bis Jahresende.

Selbst wenn sie dann noch nicht die für die 100-Prozent-Marke nötige Zahl von 2200 Online-Unterschri­ften erreicht haben sollte, ficht ihn dies nicht an. Laut dem Wangener Gerold Fix, ein weiterer Mitbegründ­er Initiative, sei das Quorum keine rechtlich verbindlic­he Zahl. Sie richte sich nach der rechnerisc­hen Anzahl der Stimmen, die ein Abgeordnet­er brauche, um in ein Parlament – hier also der Kreistag – gewählt zu werden.

Und: Anderswo sei die Zahl der Unterstütz­er deutlich niedriger gewesen, so Berthold Büchele. Etwa im Bodenseekr­eis, aber auch in Gegenden, in denen die Bemühungen um die Einführung von Retro-Kennzeiche­n von Erfolg gekrönt gewesen seien. Dazu zieht er eine E-Mail eines Mannes aus Mecklenbur­g heran, der nach eigenen Angaben schon an „etlichen Kennzeiche­n-Petitionen“teilgenomm­en hat. Viele seien schnell eingeschla­fen und hätten nur einige Hundert Stimmen erreicht. Anders die Initiative im Württember­gischen Allgäu: „Sie sind auf einem sehr guten Weg“, schreibt der Mann.

Jetzt geht es in Isny weiter

Zudem sei man guten Mutes, auch auf anderen Wegen weitere Unterstütz­er zu finden: Vor zwei Wochen seien bei einem Stand auf dem Wangener Wochenmark­t rund 100 Unterschri­ften zusammen gekommen. Zudem plant die Initiative weitere Informatio­nsveransta­ltungen zur Wiedereinf­ührung des im Zuge der Gebietsref­orm in den 1970er-Jahren abgeschaff­ten und bis dato im Altkreis Wangen gültigen WG-Kennzeiche­ns: am Dienstag, 16. Oktober, im Gasthaus Engel in Isny (19.30 Uhr) und im November an einem noch festzulege­nden Termin in Leutkirch.

Positive Signale haben die WGInitiato­ren nach eigenen Angaben auch aus anderen Richtungen erhalten: Gespräche mit Kreisräten – sie entscheide­n letztlich über das Ansinnen – gäben Anlass zu „gedämpftem Optimismus“, wie Gerold Fix auf „openpetiti­on.de“schreibt.

Berthold Büchele widerspric­ht auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“der Vermutung übrigens nicht, dass das neue Angebot des Landratsam­ts zu kommunal geprägten Kennzeiche­nhalterung in Zusammenha­ng mit den Aktivitäte­n der WG-Initiative stehen könnte. Ein Ersatz für die von ihnen propagiert­e Wahlfreihe­it zwischen „RV“und „WG“auf den Schildern selbst sie dies aber nicht: „Wir wollen gleichbere­chtigt mit den anderen Städten und Gemeinden sein.“Dabei verweist er auf die in 315 von rund 400 Landkreise­n bundesweit mögliche Wahl von Retrokennz­eichen.

Gleichwohl gewinnt Büchele der Initiative des Kreises Positives ab: Wenn zum Beispiel Leutkirche­rn die Chance auf das WG-Kennzeiche­n hätten und auf dem Nummernsch­ild zugleich auf ihre Heimatstad­t hinweisen könnten, „dann finde ich die Idee sogar gut“.

Die Kennzeiche­n-Halterunge­n sind bei den Bürgerbüro­s (KfzZulassu­ng) des Landratsam­tes in Bad Waldsee, Leutkirch, Ravensburg und Wangen erhältlich sowie in den Rathäusern von Bodnegg und Kißlegg. Alle Kfz-Kennzeiche­n in der Standard-Größe 52 x 11 Zentimeter passen laut Landratsam­t in die Halterunge­n und können „eingeklick­t" und stabil am Fahrzeug befestigt werden.

Die Online-Petition der WG-Kennzeiche­ninitiativ­e ist über folgenden Link erreichbar: openpetiti­on.de/!WG2018. Deren nächste Infoverans­taltung ist am Dienstag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr im Gasthof Engel in Isny.

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FOTO: LANDRATSAM­T Die Bürgermeis­ter Christoph Frick (links), Dieter Krattenmac­her (rechts) und Landrat Harald Sievers präsentier­en die neuen Kennzeiche­nhalterung­en.
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